Rekord-Teuerung Euro-Inflation steigt auf 7,5 Prozent
Die Inflation im Euro-Währungsgebiet ist im März auf ein Rekordhoch geklettert. Waren und Dienstleistungen kosteten im Schnitt 7,5 Prozent mehr als vor einem Jahr. Und die EZB erwartet eine noch stärkere Teuerung.
Wegen der explodierenden Preise bei Produkten wie Erdgas, Benzin und Diesel ist die Euroraum-Inflation im März auf 7,5 Prozent gestiegen - und damit auf ein neues Rekordhoch. Das teilte das Statistikamt Eurostat heute auf Basis seiner ersten Schätzung mit. Für Deutschland hatte das Statistische Bundesamt am Mittwoch eine Inflation im März von voraussichtlich 7,3 Prozent vermeldet.
Die Erwartungen von Experten wurden mit dem heutigen Wert deutlich übertroffen. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte hatten im Schnitt nur mit einem Anstieg der Inflationsrate von 5,9 Prozent im Februar auf nun 6,6 Prozent gerechnet.
Rate weit über der EZB-Zielmarke
Die Inflationsrate in den 19 Ländern der Eurozone war damit so hoch wie noch nie seit der Einführung der Gemeinschaftswährung im Jahr 1999. Im Monatsvergleich stiegen die Verbraucherpreise im März um 2,5 Prozent. Auch hier fiel der Preissprung deutlich stärker als erwartet aus.
Der mit Abstand wichtigste Faktor für den starken Anstieg waren die Preise für Energie, die sich im Zuge des Kriegs in der Ukraine massiv verteuerten - auf Jahressicht um knapp 45 Prozent. In Deutschland mussten Verbraucher für Haushaltsenergie und Kraftstoffe insgesamt ein Fünftel mehr zahlen als im Februar 2021. Lebens- und Genussmittel waren im März in der Eurozone fünf Prozent teurer als vor einem Jahr.
Ohne Energie, Lebens- und Genussmittel stieg die Kernrate der Verbraucherpreis-Inflation im März auf 3,0 Prozent, nach 2,7 Prozent im Vormonat. Die Kerninflation ist weniger schwankungsanfällig und wird daher von vielen Ökonomen als verlässliches Maß für den Inflationstrend angesehen. Doch selbst dieser bereinigte Wert liegt deutlich über dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB), die eigentlich 2,0 Prozent anpeilt.
Weniger Inflation im zweiten Halbjahr?
Die EZB stellt sich auf kurze Sicht auf noch weiter steigende Verbraucherpreise im Euroraum ein. EZB-Vizepräsident Luis de Guindos rechnet erst in einigen Monaten mit dem Höhepunkt der Inflationswelle, wie er gestern auf einer Veranstaltung an der Universität Amsterdam sagte. In der zweiten Jahreshälfte soll sie dann abflachen.
Mit Blick auf die Konjunktur rechnet der Spanier zwar nicht damit, dass die Eurozone kurzfristig in eine Rezession rutscht. Für das erste Quartal sei nach seinem Eindruck allerdings nur ein geringes Wachstum zu erwarten und für das zweite Quartal ein Wert nahe null. Auf die Frage, ob eine Stagflation drohe - also eine vor sich hin dümpelnde Wirtschaft bei gleichzeitig hoher Inflation - antwortete der Spanier: "Ich glaube nicht, dass wir 2022 ein negatives Wachstum haben werden."