Folgen des Ukraine-Kriegs EU senkt Konjunkturprognose deutlich
Weit weniger Wirtschaftswachstum und rasant steigende Preise: Wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs hat die EU-Kommission ihre Konjunkturprognose drastisch korrigiert. Für Deutschland erwartet sie nicht einmal halb so viel Wachstum wie noch im Februar.
Als Folge des Ukraine-Kriegs erwartet die EU-Kommission ein deutlich geringeres Wirtschaftswachstum und stark steigende Preise in den Ländern des Euro-Raums. In ihrer Frühjahrsprognose rechnet sie für das laufende Jahr noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukt von 2,7 Prozent - im Februar war sie noch von 4,0 Prozent ausgegangen. Für Deutschland reduzierte die Behörde ihre bisherige Schätzung zum Wirtschaftswachstum 2022 von zuletzt 3,6 auf nun nur noch 1,6 Prozent.
Der Krieg habe "neue Herausforderungen mit sich gebracht, gerade als sich die Union von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie erholte", erklärte die EU-Kommission. Die stark gestiegenen Energiepreise trieben die Inflation auf "Rekordhöhen" und belasteten europäische Unternehmen und Haushalte, erklärte EU-Vizekommissionspräsident Valdis Dombrovskis.
Mehr als sechs Prozent Inflation erwartet
Massive Auswirkungen haben der Ukraine-Krieg und die westlichen Sanktionen nach Einschätzung der EU-Kommission danach auf die Preisentwicklung. Die Teuerungsrate wird nach der aktuellen Prognose in der Eurozone in diesem Jahr auf 6,1 Prozent nach oben schnellen. Im Februar war lediglich ein Anstieg der Verbraucherpreise um 3,5 Prozent erwartet worden.
"Die russische Invasion lastet auf der wirtschaftlichen Erholung Europas", sagte EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Paolo Gentiloni. Der Konflikt habe die Energiepreise weiter nach oben getrieben und Lieferkettenprobleme verschärft. Die Inflation dürfte damit länger hoch bleiben, betonte der Italiener.
Auch 2023 ist laut der EU-Kommission zu erwarten, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Ziel von 2,0 Prozent bei einer Inflationsrate von voraussichtlich 2,7 Prozent klar verfehlt. Für Deutschland erwartet die EU-Kommission 2022 eine Teuerungsrate von 6,5 Prozent, die 2023 auf 3,1 Prozent zurückgehen soll.