Energiekrise Leichte Entspannung am Gasmarkt
Die europäischen Gaspreise sind heute zeitweise unter 150 Euro pro Megawattstunde gefallen. Grund sind Konjunktursorgen und gut gefüllte Speicher. Insgesamt wurden Rohstoffe im September etwas billiger.
Der Preis für europäisches Erdgas gibt heute nach, verbleibt aber auf hohem Niveau. Am Montagvormittag kostete der stark beachtete Terminkontrakt TTF für niederländisches Erdgas zeitweise 144 Euro je Megawattstunde. Das waren etwa fünf Prozent weniger als am Freitag. Mittlerweile kletterte der Preis aber wieder über die Marke von 150 Euro. Der TTF-Kontrakt gilt als Richtschnur für das allgemeine Preisniveau am europäischen Erdgasmarkt.
Am Gasmarkt hat sich die lange Zeit sehr angespannte Situation zuletzt etwas gebessert. Grund dafür sind mittlerweile gut gefüllte europäische Erdgasspeicher und politische Bemühungen zur Dämpfung des Erdgasverbrauchs. Ungeachtet dessen kostet Erdgas immer noch viel mehr als vor Beginn des Ukraine-Kriegs.
Nahrungsmittel werden noch teurer
Aktuellen Daten des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) zufolge sind die Rohstoffpreise im September insgesamt leicht zurückgegangen. Der HWWI-Rohstoffpreis sank im Vergleich zum Vormonat um 3,9 Prozent. Mit Ausnahme des Teilindexes für Nahrungs- und Genussmittel (plus 0,3 Prozent) sanken alle Segmente des Gesamtindex, wie das HWWI mitteilt.
Am stärksten sei der Rückgang bei den Industrierohstoffen mit minus 5,9 Prozent. Auch die Energierohstoffe seien um vier Prozent gesunken. Der Preisindex für Erdgas sank demnach um 3,6 Prozent.
Nach einem deutlichen Sprung von über 40 Prozent im August war der Gaspreis im September leicht rückläufig. Im Jahresvergleich lag er allerdings noch um 106,3 Prozent über dem Vorjahreswert von September 2021. Nach den starken Gaspreis-Anstiegen der vergangenen Monate dürften vorerst gefüllte Gasspeicher und die wachsende Rezessionsgefahr den Preisdruck insbesondere auf dem US-Markt gesenkt haben, heißt es vom HWWI.
Trübe Wachstumsaussichten
Die Lage auf den Rohstoffmärkten werde weiterhin maßgeblich durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bestimmt, kommentiert Marina Eurich, Rohstoffexpertin im HWWI. "In einigen Märkten, zum Beispiel beim Rohöl und bei den Industrierohstoffen, wird inzwischen die zunächst preistreibende Wirkung aufgrund von Verknappung und spekulativem Überschießen der Nachfrage in der Anfangsphase des Krieges durch trübere Wachstumsaussichten gebremst. Dies wirkt sich preisdämpfend aus", so Eurich.
Vor einigen Tagen hatten die führenden Wirtschaftsforschungsinstituten in ihrem Herbstgutachten gewarnt, dass sich die deutsche Wirtschaft auf direktem Kurs Richtung Rezession befinde. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde im Sommerquartal, im Herbst und Anfang 2023 jeweils schrumpfen.