Deutsche Wirtschaft Rezession abgewendet - vorerst
Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal leicht gewachsen. Die Verbraucher bleiben aber stark verunsichert - mit Folgen für den Konsum. Im laufenden zweiten Quartal droht laut Forschern ein Rückgang der Wirtschaftsleistung.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) hat zwischen Januar und März um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal zugelegt, wie das Statistische Bundesamt am Morgen meldete und damit eine frühere Schätzung bestätigte. Die deutsche Wirtschaft wendete damit das drohende Abrutschen in eine Rezession ab. Denn Ende 2021 war das BIP noch um 0,3 Prozent gefallen. Ab zwei Quartalen hintereinander mit einer sinkenden Wirtschaftsleistung wird von einer Rezession gesprochen.
Während die Exporte zu Jahresbeginn sanken und sich auch die privaten Konsumausgaben schwach entwickelten, legten die Investitionen in den ersten drei Monaten deutlich zu. Wegen der milden Witterung wuchsen die Bauinvestitionen um 4,6 Prozent. In Ausrüstungen wie Maschinen und Fahrzeuge wurden 2,5 Prozent mehr investiert als im Vorquartal.
Fragezeichen für das zweite Quartal
Die weiteren Aussichten bleiben allerdings gedämpft, skeptisch ist beispielsweise das Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). "Angesichts des schwierigen Umfelds hält sich die deutsche Wirtschaft zwar noch gut. Dennoch wird das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal wohl vorübergehend etwas schrumpfen", sagte DIW-Experte Guido Baldi voraus.
Vor allem die deutsche Industrie sei von den Auswirkungen der internationalen Krisen betroffen, so die Wirtschaftsforscher. Die schon seit der Pandemie bestehenden Lieferengpässe könnten sich kaum entspannen und sorgten für einen anhaltenden Mangel an Vorprodukten und Rohstoffen. Der Produktionsstau im verarbeitenden Gewerbe löse sich nur langsam auf, so dass der hohe Auftragsbestand nur schleppend abgearbeitet werden kann.
Bei den Dienstleistern sei die Lage besser. So belebten die Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen und das Frühlingswetter den Tourismus und die Gastronomie. Dieser Erholungsprozess läuft aus Sicht der Berliner Forscher allerdings schrittweise aus. Immer mehr beeinträchtigten zudem die ökonomische Unsicherheit und die starke Teuerung die Kauflust der Menschen. Die Entlastungspakete dürften die Inflation nur vorübergehend etwas dämpfen.
Konsumenten weiter verunsichert
Wie stark die Konsumlaune der Verbraucher derzeit beeinträchtigt ist, zeigt das Barometer des Nürnberger Marktforschungsinstituts GfK, das für Juni nach dem jüngsten Einbruch nur auf eine minimale Entspannung hindeutet. Es legt demnach um 0,6 Zähler auf minus 26,0 Punkte zu. "Damit verbessert sich das Konsumklima zwar geringfügig, die Konsumstimmung ist aber nach wie vor an einem absoluten Tiefpunkt", erklärte GfK-Experte Rolf Bürkl, dessen Institut im Mai ein Rekordtief gemessen hatte. "Trotz weiterer Lockerungen coronabedingter Beschränkungen drücken der Ukraine-Krieg und vor allem die hohe Inflation schwer auf die Stimmung der Verbraucher", betonte Bürkl.
"Eine nachhaltige Trendwende bei der Konsumstimmung hängt weiterhin von zwei wesentlichen Faktoren ab: Zum einen muss der Konflikt in der Ukraine durch erfolgreiche Friedensverhandlungen beendet werden und zum anderen muss die Inflation spürbar zurückgeführt werden", erklärte Bürkl. Bei letzterem werde es in erster Linie von der Europäischen Zentralbank abhängen, dies durch eine angemessene Geldpolitik zu begleiten.