Chinas Wirtschaft Die Angst vor dem Absturz ab April
Trotz ihres Wachstums im ersten Quartal steht Chinas Wirtschaft unter großem Druck: Die Folgen der Corona-Lockdowns und des Ukraine-Kriegs könnten den Aufschwung ab April stark bremsen - mit weitreichenden Folgen.
Um 4,8 Prozent konnte das chinesische Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal zulegen - im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das ist sogar mehr als Analysten erwartet hatten. Allerdings werde es schwierig, das Wachstumsziel der Regierung von 5,5 Prozent für das Gesamtjahr zu erreichen, teilte die Statistikbehörde mit. In den jüngsten Wirtschaftszahlen spiegeln sich die Folgen des Komplett-Lockdowns in Shanghai noch nicht wider. Ebenso wenig wie die Folgen des Kriegs in der Ukraine.
Vorläufige Zahlen lassen Dämpfer erahnen
"Seit März ist die weltweite Lage komplex und unsicher", so Fu Linghui von der Statistikbehörde. "In China hat Covid-19 weiterhin einen Einfluss auf die Wirtschaft. Manche Faktoren waren nicht vorhersehbar. Deswegen zeigen wichtige Indikatoren nach unten und die Wirtschaft steht unter Druck."
Was die Zahlen bereits zeigen, ist, dass sich das Wachstum zum Ende des ersten Quartals verlangsamt hat. Im März gab es schon Teil-Lockdowns in Shanghai, die Technologiemetropole Shenzhen im Süden Chinas war fast eine Woche lang vollständig abgeriegelt. Auch im Landesteil Jilin im Nordosten Chinas gab es bereits im März harte Corona-Beschränkungen. Vorläufige Zahlen aus dem April lassen einen deutlichen Einbruch der Wirtschaftsleistung befürchten.
"Die Zahlen des ersten Quartals sind deswegen so gut, weil Januar und Februar sich noch außerordentlich entwickelt haben", sagt Jörg Wuttke von der Europäischen Handelskammer. "Jetzt ab April fällt die Wirtschaft fast von der Klippe. Wir haben minus 30 Prozent an Verkehr - also Schiene, Flugzeug und Lastwagen. Es ist eine wirklich schwierige Phase, in die wir jetzt hineinkommen, und keiner kann sagen, wann wir da wieder herauskommen."
Größter Corona-Ausbruch seit Pandemiebeginn
China kämpft gerade mit dem bislang größten Corona-Ausbruch seit dem Beginn der Pandemie in der Stadt Wuhan. Rund zwei Jahre lang konnte die Staats- und Parteiführung die Corona-Zahlen mit ihrer strikten Null-Covid-Politik niedrig halten. Die Wirtschaft konnte inmitten der Pandemie wachsen - im Gegensatz zu den meisten anderen Volkswirtschaften.
Die hochansteckende Omikron-Variante macht es den Behörden nun schwer wie nie, die Fälle unter Kontrolle zu bekommen. In der Wirtschaftsmetropole Shanghai dürfen seit Wochen die meisten der mehr als 25 Millionen Menschen nicht aus ihren Wohnungen. Fast alle Geschäfte haben geschlossen, viele Fabriken haben die Produktion eingestellt.
Wachsende Zweifel der internationalen Abnehmer
Inzwischen seien nur noch halb so viele Lastwagen in Shanghai unterwegs wie normalerweise, so Wuttke. "Der Hafen funktioniert noch einigermaßen gut. Aber das Problem ist natürlich, wenn man nur die Hälfte an Lastwagen zur Verfügung hat, kann man auch die Container, die von den Schiffen heruntergeladen werden, nicht mehr im Lande verteilen", schildert Wuttke die Problematik.
"Dort stapeln sich jetzt die Container, und die Schiffe müssen jetzt in andere Häfen umgelenkt werden. Das führt auch dazu, dass viele Einkäufer in Europa und Amerika sich Gedanken machen - wenn die Situation in China im Logistikbereich schlimmer wird, wo sie denn dann einkaufen gehen könnten."
Neben den Corona-Maßnahmen im Inland gehen Beobachter davon aus, dass auch der Krieg in der Ukraine auf lange Sicht Chinas Wirtschaft bremsen wird. Die höhere Inflation durch steigende Rohstoff- und Lebensmittelpreise dürfte dafür sorgen, dass Menschen weltweit weniger konsumieren.