Bankenaufsicht zieht Bilanz Anforderungen erfüllt - zum Teil aber nur mit Staatshilfe
Mindestens neun Prozent Eigenkapitalquote mussten die europäischen Großbanken bis zum 30. Juni vorweisen - sieben von ihnen schafften das nur mithilfe des Staates. Das gab die Europäische Bankenaufsicht bekannt. Insgesamt wurden die Anforderungen nach Ansicht der Aufseher aber übererfüllt.
Sieben von 27 europäischen Großbanken haben die verschärften Kapitalanforderungen der EU nur mit Staatshilfe erfüllt. Aus öffentlichen Quellen kamen 9,5 Milliarden der 94,4 Milliarden Euro, mit denen die Institute ihre Kapitalbasis seit Ende des vergangenen Jahres aufbesserten, wie die europäische Bankenaufsicht EBA mitteilte. Die von der EBA festgestellte Lücke von 76 Milliarden Euro sei damit mehr als geschlossen worden.
Die prominentesten Banken, die öffentliche Mittel brauchten, waren das italienische Traditionsinstitut Monte dei Paschi mit bis zu zwei Milliarden Euro und die portugiesische BCP, die drei Milliarden Euro erhielt. Außerdem mussten in Portugal die Caixa Geral de Depositos und Banco BPI Staatshilfen beanspruchen, in Slowenien die Nova Ljubljanska Banka. Dazu kamen zwei zypriotische Banken. In einigen Fällen seien die Hilfen zwar zugesagt worden, aber noch nicht geflossen, monierten die Aufseher.
Mehrere Banken ausgeklammert
Allerdings wurden die Banken aus Griechenland, bei denen alleine ein 30-Milliarden-Lücke klaffte, aus der Betrachtung ausgeklammert. Auch die deutsche WestLB, die Österreichische Volksbank, die belgische Dexia Bank und die spanische Bankia würden separat betrachtet, hätten aber umfangreiche Restrukturierungspläne vorgelegt, heißt es in einer Mitteilung der Bankenaufsicht.
Die deutschen Banken schafften die Anforderungen der EBA. Die Commerzbank, die mit 5,3 Milliarden Euro das größte Loch zu stopfen hatte, meldete schon Ende März Vollzug. Die Deutsche Bank, die DZ Bank und die Helaba hatten keine Schwierigkeiten. Die NordLB bekam in letzter Minute die Zusagen für eine Finanzspritze ihrer Eigentümer.
EBA-Chef Andrea Enria zog eine positive Bilanz der Aktion: "Unsere Arbeit daran, die Kapitalbasis der Banken zu stärken, geht planmäßig voran." Die Aufsicht hatte den Großbanken eine Kernkapitalquote von neun Prozent abverlangt. Diese Anforderung bleibe bis auf Widerruf in Kraft. Die Reparatur der Bank-Bilanzen müsse weitergehen, forderte Enria. Insgesamt hätten Europas Großbanken innerhalb von 18 Monaten ihr Kapitalpolster um 230 Milliarden Euro gestärkt - die Rettungsmaßnahmen für den griechischen und den spanischen Bankensektor eingeschlossen. "Die Kapitalposition sieht jetzt viel besser aus als vor einem Jahr", sagte Enria.
Die EBA hatte vor einem Jahr einen Stresstest und im Herbst einen sogenannten Blitzstresstest für die europäischen Banken durchgeführt. Danach waren die Anforderungen an die prozentuale Höhe des Eigenkapitals im Zuge der Verschärfung der Eurokrise angehoben worden.