Nächtliche Demonstration vor dem Parlament Finanzkrise macht Isländer immer wütender
In Island haben sich die Proteste wegen der Finanzkrise zugespitzt: Erstmals belagerten Demonstranten das Parlament auch nachts. Erst der Einsatz von Tränengas brachte sie schließlich zur Aufgabe. Erstmals fand auch die Forderung der Demonstranten nach Neuwahlen leisen Widerhall in der Regierung.
Bei den Protesten gegen die Finanzkrise in Island haben Demonstranten das Parlament in Reykjavik erstmals auch in der Nacht belagert. Wie die Polizei bestätigte, wurden 20 Demonstranten festgenommen, die in der Nacht zuvor mehrere kleine Feuer vor dem Parlamentsgebäude entzündet hatten. Etwa tausend Protestierende konnten erst um drei Uhr morgens bei klirrender Kälte mit Tränengas und Schlagstockeinsatz zum Rückzug bewegt werden.
Demonstranten belagern das Parlament in Reykjavik.
Derart heftige Auseinandersetzungen zwischen einer großen Menschenmenge und der Polizei hat die kleine Inselrepublik im Atlantik mit ihren 320.000 Einwohnern seit dem umstrittenen NATO-Beitritt 1949 nicht erlebt. Erstmals zeichnete sich auch ab, dass die seit November immer wieder vor dem Parlament versammelten Demonstranten Erfolg mit ihrer Forderung nach dem Rücktritt des konservativen Ministerpräsidenten Geir Haarde und seiner großen Koalition haben könnten. Der Vizechef der mitregierenden Sozialdemokraten, August Olafur Augustsson, sagte, vorzeitige Neuwahlen im Frühjahr "könnten eine gute Idee sein". Die Regierung verfüge nicht über genug Handlungsspielraum.
Hohe Arbeitslosigkeit
Die Protestbewegung macht die Regierung mitverantwortlich für den Zusammenbruch der drei größten Banken. Ein Staatsbankrott konnte vor Weihnachten nur durch Kredite des Internationalen Währungsfonds (IWF) und befreundeter Staaten abgewendet werden. Als Folge der Krise ist die Arbeitslosigkeit in Island massiv gestiegen, und die Landeswährung Krone erlebte eine drastische Abwertung.