Zahl der Insolvenzen im April gesunken Weniger Pleiten, keine Entwarnung
Die gute Nachricht: Erstmals seit mehr als einem Jahr ist die Zahl der Firmenpleiten gesunken. Die schlechte: Experten rechnen trotzdem mit mehr Insolvenzen als im Krisenjahr 2009. Auch eine andere Entwicklung gibt Grund zur Sorge: Immer mehr Verbraucher melden sich insolvent.
Der Aufschwung hat die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland im April erstmals seit mehr als einem Jahr sinken lassen. 2794 Unternehmen meldeten sich laut Statistischem Bundesamt insolvent - das sind 6,2 Prozent weniger als vor einem Jahr. Dies sei der erste monatliche Rückgang seit Januar 2009, als es ein Minus von 0,1 Prozent gab.
Experten sehen aber noch keine Trendwende. Die ursprünglich befürchtete Pleitewelle bleibe wegen der Konjunkturbelebung zwar aus, sagte der Sprecher der Wirtschaftsauskunftei Creditreform, Michael Bretz. Dennoch sei in diesem Jahr mit bis zu 36.000 Insolvenzen zu rechnen - gegenüber 33.000 im Rezessionsjahr 2009. Von Januar bis April dieses Jahres meldeten sich 11.024 Firmen zahlungsunfähig - das sind 3,1 Prozent mehr als im Vorjahr.
Vor allem Einzelhandel weiter unter Druck
Auch der Verband der Insolvenzverwalter (VID) warnt deshalb vor Euphorie. Das Konsumklima werde sich wegen der Sparpläne der Bundesregierung "in absehbarer Zeit nicht verbessern", sagte VID-Chef Siegfried Beck. Das treffe vor allem den Einzelhandel. Aber auch Autohäuser, Speditionen und der Dienstleistungssektor stünden nach wie vor unter Druck. Einzig für die Exportindustrie gebe es Lichtblicke: Sie profitiert von der Erholung der Weltwirtschaft und dem schwachen Euro.
Seit Jahresbeginn meldeten große und bekannte Firmen wie der Pflegeheimbetreiber Hansa, der Kabelnetzbetreiber Primacom, die Discountergruppe MacGeiz, der Wohnmobil-Hersteller Westfalia und die Werbeagentur Springer & Jacoby Insolvenz an. Eine Insolvenz bietet aber auch die Chance für einen Neuanfang: Die Unterwäschefirma Schiesser plant in Zusammenarbeit mit dem Modeunternehmer Wolfgang Joop sogar den Gang an die Börse.
Immer mehr Verbraucher insolvent
Trotz sinkender Arbeitslosigkeit und steigender Reallöhne nahmen zudem die Verbraucherinsolvenzen im April um 6,4 Prozent auf 8779 zu. 2010 werden sie mit bis zu 120.000 (2009: 100.900) möglicherweise einen Rekordwert erreichen, befürchtet Creditreform: Das Instrument der Verbraucherinsolvenz werde immer populärer, um sich zu entschulden. 6,2 Millionen Deutsche gelten als überschuldet, da sie mit den laufenden Einnahmen ihre Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen können.