Prognose der Allianz Trade Starker Anstieg von Unternehmenspleiten erwartet
Die schwache Wirtschaft belastet weiter die Geschäfte deutscher Unternehmen. Immer mehr Firmen schlittern in die Pleite. Vor allem die wachsende Zahl von Großinsolvenzen bereitet Sorge.
In diesem Jahr dürfte die Zahl der Insolvenzen erneut stark steigen. Das prognostiziert der nach eigenen Angaben weltweit größte Kreditversicherer Allianz Trade. Da die Wirtschaft weiterhin mit der Rezession kämpfe, gehe das Unternehmen von einer Zunahme der Pleiten um 21 Prozent auf rund 21.500 Fälle aus, hieß es.
Im vergangenen Jahr hatte es bereits 22 Prozent mehr Insolvenzen gegeben als 2022. Den Schätzungen zufolge dürften die Fallzahlen Ende des Jahres etwa 15 Prozent über dem Niveau des letzten Vor-Corona-Jahres 2019 liegen. Erst für 2025 rechnet Allianz Trade mit einem nur noch moderaten Zuwachs der Fallzahlen um weitere rund zwei Prozent auf dann etwa 22.000 Fälle.
Sorgen bereitet die hohe Zahl an Großinsolvenzen von Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 50 Millionen Euro. So gab es den Angaben zufolge im ersten Halbjahr bereits 40 solcher Pleiten, darunter der Reisekonzern FTI und erneut die Kaufhauskette Galeria.
Erst kürzlich hat der Mode-Einzelhändler Esprit angekündigt, sämtliche Filialen in Deutschland zu schließen. Damit steige die Zahl der Großinsolvenzen nicht nur auf den höchsten Wert zum Halbjahr seit 2015, sondern liege auch über ein Drittel über dem Vorjahreszeitraum, heißt es.
Dominoeffekte durch Großpleiten
"Aktuell gilt häufig: Wenn es kracht, dann richtig", sagte der Chef von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Milo Bogaerts. Große Insolvenzen hätten oft einen Dominoeffekt auf viele Firmen in der gesamten Lieferkette. "Nicht selten werden sie dabei mitgerissen und geraten selbst in den Abwärtssog, der im schlimmsten Fall ebenfalls in der Zahlungsunfähigkeit endet."
Der kumulierte Umsatz der großen Pleiten belief sich den Angaben zufolge in den ersten sechs Monaten auf 11,6 Milliarden Euro und lag damit bereits zur Jahresmitte über dem Gesamtschaden für das Jahr 2023. Der durchschnittliche Umsatz der insolventen Großunternehmen - und damit auch die Schäden für die betroffenen Lieferanten - lag bei 290 Millionen Euro. Das sei ein Plus von 85 Prozent.
Baugewerbe und Einzelhandel leiden besonders
Insbesondere im Baugewerbe und im Einzelhandel habe es viele große Insolvenzen gegeben, sagte Bogaerts. "Einige Unternehmen konnten die fälligen Rückzahlungen von Corona-Darlehen nicht stemmen oder hatten Schwierigkeiten an neue Kredite zu kommen aufgrund der restriktiveren Vergabe und den wesentlich höheren Anforderungen der Finanzierungspartner." Wieder andere seien von einem einzelnen weggebrochenen Großkunden abhängig gewesen.
Im Mode-Einzelhandel hingen einige Unternehmen seit Jahren am seidenen Faden. "Die verbrauchernahen Branchen spüren die aktuelle Kaufzurückhaltung allerdings besonders", sagte Bogaerts. Hinzu kämen weiterhin hohe Container-Frachtraten, die angesichts des bevorstehenden Weihnachtsgeschäfts vielen Unternehmen Sorgen bereiteten.
Auch Kliniken kämpften weiterhin mit großen Herausforderungen. So gehörten zu den sieben großen Insolvenzen im Dienstleistungssektor drei Kliniken sowie zwei Tourismus-Unternehmen und zwei Firmen aus dem Bereich Software- und IT-Dienstleistungen.