Chronik Griechenlands Weg in die Krise
Die griechischen Staatsfinanzen geben schon seit einigen Jahren Anlass zur Sorge. Erst 2009 wurde jedoch die wahre Dimension des Defizits bekannt. Seitdem gibt es regelmäßig neue Hiobsbotschaften aus dem südeuropäischen Land. Ein milliardenschweres Rettungspaket der europäischen Partner und des Internationalen Währungsfonds soll der Regierung in Athen helfen, die drohende Staatspleite abzuwenden. Eine Chronik der Krise und der geplante Fahrplan zu ihrer Lösung:
Oktober 2009: Die neue griechische Regierung revidiert die Staatsverschuldung drastisch auf 12,7 Prozent nach oben.
16. Dezember 2009: Standards and Poor's stuft als zweite Ratingagentur die Kreditwürdigkeit Griechenlands herab und beflügelt damit Spekulationen auf eine Staatspleite. Der Risikoaufschlag auf griechische Staatsanleihen schießt nach oben, der Euro gibt nach.
11. Februar 2010: Die EU garantiert Griechenland politische Unterstützung, aber noch kein Hilfspaket.
25. März 2010: Die Eurogruppe sagt Griechenland ein Hilfspaket freiwilliger bilateraler Kredite unter Beteiligung des Internationalen Währungsfonds zu. Gewährt werden die Kredite aber nur im äußersten Notfall, wenn die Eurostabilität insgesamt in Gefahr gerät.
11. April 2010: Die Finanzminister der Eurogruppe einigen sich auf Einzelheiten des dreijährigen Hilfspaketes: Es soll im ersten Jahr ein Volumen von 45 Milliarden Euro haben, zwei Drittel übernehmen die Euromitglieder. Der deutsche Beitrag für 2010 wird von der Bundesregierung auf 8,4 Milliarden Euro beziffert.
23. April 2010: Griechenland beantragt das Hilfsprogramm.
27. April 2010: Standards & Poor's stuft Griechenland auf Schrottstatus herab, die Risikoaufschläge schießen weiter nach oben.
02. Mai 2010: Internationaler Währungsfonds, Europäische Zentralbank und EU-Kommission einigen sich mit der griechischen Regierung auf ein Sanierungsprogramm. Ein Sondertreffen der Eurogruppen-Finanzminister berät über die Freigabe der Kredithilfe.
03. Mai 2010: Das Bundeskabinett stimmt den Hilfen von deutscher Seite zu.
04. Mai 2010: Deutsche Banken sagen zu, Griechenland-Anleihen zu kaufen.
05. Mai 2010: Bei Protesten gegen das Sparpaket werden in Athen drei Menschen getötet. Die EU-Kommission meldet: Noch nie waren die Staatsdefizite in der EU so hoch.
06. Mai 2010: Das Athener Parlament stimmt dem umstrittenen Sparpaket zu. Bundeskanzlerin Merkel und Frankreichs Staatspräsident Sarkozy fordern in einem gemeinsamen Brief für schärfere Kontrollen im Euro-Raum.
07. Mai 2010: Bundestag und Bundesrat verabschieden das Gesetz zur Griechenland-Hilfe. Bundespräsident Köhler unterzeichnet das Gesetz kurz darauf.
08. Mai 2010: Das Bundesverfassungsgericht lehnt einen Eilantrag gegen die Griechenland-Hilfe ab. Auf einem Sondergipfel sagen die Euro-Länder Spekulanten den Kampf an.
10. Mai 2010: EU und IWF beschließen ein 750-Milliarden-Paket zur Stützung des Euros.
11. Mai 2010: Die Bundesregierung bringt den deutschen Anteil am Rettungspaket für den Euro auf den Weg.
12. Mai 2010: Griechenland erhält vom IWF die ersten 5,5 Milliarden Euro aus dem Rettungspaket. Die großen Gewerkschaften kündigen einen weiteren Generalstreik an.
13. Mai 2010: Finnland stimmt der Griechenland-Hilfe zu.
18. Mai 2010: Die erste Tranche der EU-Hilfe für Griechenland, insgesamt 14,5 Milliarden Euro, wird nach Athen überwiesen.
20. Mai 2010: Ein erneuter Generalstreik gegen das Sparprogramm der Regierung legt das öffentliche Leben in Griechenland lahm.
08. Juli 2010: In Griechenland gibt es erneut einen Generalstreik gegen die Sparpläne der Regierung.
26. Juli 2010: Experten von EU, EZB und IWF kontrollieren erneut den griechischen Haushalt.
05. August 2010: Die zweite Tranche des Hilfspakets wird ausgezahlt. EU, EZB und IWF loben die bisherigen Reformen - mahnen aber auch weitere an.
08. September 2010: Wegen den strikten Sparkurses schrumpft die griechische Wirtschaft.
11. September 2010: Abermals Proteste gegen den Sparkurs in Griechenland: 20.000 Menschen demonstrieren.
02. Oktober 2010: China bietet dem hoch verschuldeten Griechenland finanzielle Hilfe an.
11. November 2010: Griechenland verfehlt - wenn auch nur knapp - seine Sparziele.
15. November 2010: Eurostat teilt mit, dass Griechenland 2009 ein deutlich höheres Haushaltsdefizit anhäufte als bisher angenommen.
18. November 2010: In Griechenland ist der Haushaltsentwurf für 2011 für viele Bürger ein Schock, der Sparkurs wird noch einmal verschärft.
15. Dezember 2010: In Griechenland kommt es bei Protesten gegen die Sparprogramme der Regierung zu Ausschreitungen.
23. Februar 2011: Die Griechen protestieren mit einem Generalstreik gegen die Sparmaßnahmen der Regierung, am Rande von Demonstrationen kommt es zu gewalttätigen Ausschreitungen.
07. März 2011: Die Ratingagentur Moody's stuft die Kreditwürdigkeit des hoch verschuldeten Euro-Staats Griechenland erneut deutlich herab.
14. April 2011: In Griechenland steigt die Arbeitslosigkeit auf einen neuen Rekordstand.
15. April 2011: Auf die Griechen kommen neue Einsparungen zu - vermutlich in zweistelliger Milliardenhöhe. Ministerpräsident Papandreou kündigt das nächste Sparpaket an.
26. April 2011: Griechenland räumt für 2010 ein deutlich höheres Haushaltsdefizit ein als bislang angenommen.
06. Mai 2011: Bei einem Krisentreffen beraten Staaten der Euro-Zone über das hoch verschuldete Griechenlands. Sie erklären danach, dass ein Ausscheiden des Landes aus der Euro-Zone nicht diskutiert worden sei.
09. Mai 2011: Die Ratingagentur Standard & Poor's senkt die Kreditwürdigkeit Griechenlands um weitere zwei Stufen.
11. Mai 2011: Mit einem weiteren landesweiten Streik protestieren griechische Bürger gegen die Sparprogramme der Regierung.
27. Mai 2011: Die griechischen Parteien können sich weiterhin nicht auf neue Sparmaßnahmen einigen. Diese sind aber Voraussetzung für die Auszahlung neuer Milliardenhilfen von EU und IWF. Ohne diese Hilfen droht Griechenland die Zahlungsunfähigkeit.
31. Mai 2011: Die Verhandlungen für die Auszahlung einer weiteren Tranche aus dem EU-Hilfspaket sind Berichten zufolge abgeschlossen. Athen stimmt offenbar zu, die Privatisierung staatlichen Besitzes zu forcieren. Zudem könnte die Mehrwertsteuer gesenkt werden.
01. Juni 2011: Die Ratingagentur Moody's stuft die Bonitätsnote Griechenlands erneut um drei Stufen von "B1" auf "Caa1" ab.
03. Juni 2011: Die EU, der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Europäische Zentralbank (EZB) stellen Griechenland ein positives Zeugnis über die Sparpolitik aus. Damit dürfte der Weg frei sein für die Auszahlung der weiteren internationalen Finanzhilfen in Höhe von zwölf Milliarden Euro.
05. Juni 2011: Erneut kommt es in Griechenland zu Massenprotesten gegen die Sparpolitik der Regierung.
06. Juni 2011: Griechenland verkauft im Zuge seiner Privatisierungen ein Paket von zehn Prozent der Anteile an der Telefongesellschaft OTE für 400 Millionen Euro an die Deutsche Telekom.
08. Juni 2011: Bundesfinanzminister Schäuble fordert ein zweites Hilfspaket für Griechenland und setzt sich für eine sanfte Umschuldung ein. Er beziffert den Finanzbedarf Griechenlands auf 90 Milliarden Euro.
10. Juni 2011: Der Bundestag unterstützt neue Finanzhilfen für Griechenland, stellt aber Bedingungen für eine Zustimmung.
13. Juni 2011: Die Ratingagentur Standard & Poor's stuft die Kreditwürdigkeit Griechenlands um drei Stufen von B auf CCC herab.