Zehntausende Griechen bei Kundgebung in Athen Sparpolitik könnte verschärft werden - trotz der Proteste
Es war die zwölfte Kundgebung in Folge - und eine der größten seit Monaten: Zehntausende Griechen demonstrierten gegen den Sparkurs der Regierung von Ministerpräsident Papandreou. Doch Papandreou erwägt, den Sparkurs weiter zu verschärfen. Dies gilt als Voraussetzung, um weitere Milliardenhilfen zu erhalten.
Zehntausende Menschen haben bis in die frühen Morgenstunden vor dem griechischen Parlamentsgebäude in Athen gegen die Sparpolitik der Regierung protestiert. Die Demonstranten forderten, dass der schwer verschuldete Staat seine Gläubiger nicht mehr bezahlt. Viele beschimpften die Politiker des Landes als "Diebe und Verräter". Einige trugen Flaggen Italiens, Argentiniens, Spaniens, Portugals und Irlands - also von Ländern, die ebenfalls in die Krise gerutscht sind. Sie riefen die Völker dieser Staaten und andere Europäer auf, ihnen in ihrem Kampf beizustehen.
Die zwölfte Kundgebung innerhalb von zwölf Tagen
Es war bereits die zwölfte Protestaktion innerhalb von zwölf Tagen - und eine der größten seit Monaten. In einigen Medienberichten ist von mehr als 100.000 Teilnehmern die Rede. Zu den Protesten aufgerufen hatte die vor allem über das Internet organisierte Bewegung der "Empörten Bürger". Auch in der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki gab es eine Kundgebung.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die EU waren Griechenland mit einem Rettungspaket in Höhe von 110 Milliarden Euro zu Hilfe gekommen. Im Gegenzug führte die Regierung in Athen im vergangenen Jahr strenge Sparmaßnahmen ein. Unter anderem wurden Gehälter im öffentlichen Dienst gekürzt, Renten reduziert und Steuern erhöht. Die Schritte der Regierung lösten zahlreiche Proteste aus.
Regierung erwägt weitere Verschärfung der Sparmaßnahmen
Inzwischen scheint ein zweites Rettungspaket nötig zu sein. Im Gegenzug dafür denkt Griechenland trotz der Massenproteste über eine Verschärfung seiner Sparbemühungen nach. Das Kabinett des hochverschuldeten Euro-Mitgliedslandes erwäge einen Wirtschaftsplan, der noch mehr Einsparungen vorsehe, teilte das Büro von Ministerpräsident Giorgos Papandreou mit. Am Montag werde das Kabinett informelle Beratungen über ein mittelfristiges Programm abhalten. Das Vorhaben sehe unter anderem eine neue Privatisierungsbehörde zum beschleunigten Verkauf von Staatsvermögen vor.
Das zweite Rettungspaket wird notwendig, weil sich der bisherige Plan nicht halten lässt, dass Griechenland ab dem Frühjahr 2012 an den Kapitalmarkt zurückkehrt. Bleibt der Weg wegen zu hoher Zinsen länger versperrt, würde bis Ende 2013 ein Haushaltsloch von 65 Milliarden Euro aufreißen. Ein Jahr später wären es schon 132 Milliarden Euro.