Trotz Energiekrise Autokonzerne verdienen deutlich mehr
Trotz steigender Energiekosten haben die weltgrößten Autokonzerne im dritten Jahresviertel mehr Gewinne eingefahren. BMW und Stellantis gelang ein hohes Plus. Doch die Geschäftserwartungen verschlechtern sich.
Gute Geschäfte mit teuren Modellen und die Mehrheitsübernahme des chinesischen Gemeinschaftsunternehmens BMW Brilliance Automotive (BBA) haben dem Autobauer BMW einen Gewinnsprung verliehen. Der Mercedes-Benz-Rivale verdiente im dritten Jahresviertel vor Zinsen und Steuern mit knapp 3,7 Milliarden Euro fast 28 Prozent mehr als vor einem Jahr. Im Automobilbereich stieg das operative Ergebnis um fast 64 Prozent auf knapp 2,9 Milliarden Euro.
Doch der Autobauer stellt sich wegen der hohen Inflation und der steigenden Zinsen auf Gegenwind ein. Die Rahmenbedingungen für Verbraucher verschlechterten sich, was das Konsumverhalten in den kommenden Monaten beeinflussen werde.
Erwartet werde eine "Normalisierung des überdurchschnittlich hohen Auftragsbestandes - insbesondere in Europa". An ihrer Prognose für das laufende Jahr hält BMW jedoch fest. "Wir rechnen insgesamt auch 2023 mit einem positiven Momentum für unser Unternehmen", sagte Finanzchef Nicolas Peter.
Bis Ende des Jahres rechnet BMW trotz der Energiekrise mit einem deutlichen Anstieg der Auslieferungen, nachdem die Zahl der verkauften Autos in den ersten neun Monaten noch um 9,5 Prozent geringer lag als vor Jahresfrist - für das Gesamtjahr dürfte damit die Zahl knapp unter Vorjahresniveau liegen. "Aktuell erwartet das Unternehmen nicht, dass eine mangelnde Energieversorgung die Produktion in diesem Jahr beeinträchtigen wird", hieß es. Allerdings dürften die Energie- und Materialkosten hoch bleiben.
Erlöse legen im dritten Quartal um ein Drittel zu
Der Autohersteller profitiert von anhaltend hohen Preisen für Neu- und Gebrauchtwagen. Trotz steigender Energie- und Materialkosten erwirtschaftete BMW im Sommerquartal einen Konzernumsatz von 37,2 Milliarden Euro, gut ein Drittel mehr als vor einem Jahr. Der Vorsteuergewinn verbesserte sich um ein Fünftel auf 4,1 Milliarden Euro. Von Refinitiv befragte Analysten hatten niedrigere Umsätze und Gewinne prognostiziert.
Für die ersten neun Monate summieren sich die Erlöse auf gut 103 Milliarden Euro, das ist rund ein Viertel mehr als im gleichen Zeitraum 2021. Das Vorsteuerergebnis stieg um mehr als die Hälfte auf 20 Milliarden Euro. Nach den ersten neun Monaten lag die Gewinnmarge im Automobilbereich bei 8,7 Prozent, nach 7,8 Prozent vor einem Jahr. Für 2022 stehen hier weiter sieben bis acht Prozent im Plan.
Auch Opel-Mutter Stellantis steigert Umsatz deutlich
Der nachlassende Halbleitermangel und höhere Verkaufspreise haben auch dem Autokonzern Stellantis Auftrieb gegeben. Der Umsatz stieg im dritten Quartal um 29 Prozent auf etwa 42 Milliarden Euro. Damit übertraf der Anbieter von Marken wie Fiat, Chrysler, Peugeot, Citroen, Alfa Romeo und Jeep die durchschnittliche Analystenschätzung.
Der Absatz stieg im Jahresvergleich um 13 Prozent auf knapp 1,3 Millionen Autos. Der Vorstand hielt an seiner Prognose einer zweistelligen operativen Rendite für das Gesamtjahr fest.
Der aus der Fusion des Peugeot-Herstellers PSA und Fiat Chrysler hervorgegangene Konzern profitiert wie die Konkurrenz vorerst von gut gefüllten Auftragsbüchern, nachdem weltweite Engpässe bei Elektronikchips die gesamte Autoindustrie lange Zeit ausbremsten. Zuletzt verbesserte sich die Versorgungslage etwas. Inzwischen ziehen jedoch auch bei Stellantis angesichts hoher Inflation und steigender Zinsen dunklere Wolken am Konjunkturhimmel auf, die die Konsumlaune dämpfen dürften.
Erwartungen der Autobranche verdüstern sich
Die Geschäftserwartungen für die Autobranche haben sich innerhalb eines Monats deutlich verschlechtert, wie das Ifo-Institut mitteilte. Der entsprechende Barometerwert fiel im Oktober auf minus 35,3 Punkte, nach minus 6,3 Zählern im Vormonat. "Die Sorge um eine ausfallende Nachfrage trifft nun auch die Autohersteller und ihre Zulieferer", erklärte Ifo-Experte Oliver Falck.
So seien bei den Herstellern die Aufträge (minus 26,2 Punkte) und die Nachfrage (minus 38,1 Punkte) im Vergleich zum September zurückgegangen. Die Einschätzung der aktuellen Lage fiel branchenweit, allerdings nur von minus 5,1 auf minus 5,7 Punkte.
Allerdings bewerteten die Hersteller den Auftragsbestand positiv und wollen in den kommenden Monaten mehr produzieren. "Einbrechende Nachfrage und steigende Material- und Produktionskosten verschlechtern selbst bei erhöhten Verkaufspreisen die Ertragslage", erläuterte Falck. Die Zulieferer wollen laut Ifo schon jetzt weniger herstellen.
Laut Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) drosseln 16 Prozent der Unternehmen der Automobilindustrie ihre Produktion. Etwa 17 Prozent der Automobilfirmen planen, die Produktion aufgrund hoher Energiepreise ins Ausland zu verlagern.