Warenhaus-Schließungen "Eine verdammt bittere Nachricht"
Vertreter aus Regierung und Opposition haben mit Bedauern auf die angekündigte Schließung von 52 Galeria-Warenhäusern reagiert. Arbeitsminister Heil setzt darauf, dass viele Mitarbeitende neue Jobs finden.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) setzt darauf, dass nach der erwarteten Schließung von mehr als 50 Warenhäusern des Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof möglichst viele Mitarbeiter eine neue Beschäftigung finden.
Es gebe die Möglichkeit, eine Transfergesellschaft einzurichten, um die Menschen bei einer beruflichen Neuorientierung zu unterstützen, sagte Heil in der ARD-Sendung "Hart aber fair". "Ich hätte mir gewünscht, dass man betriebsbedingte Kündigungen vermeiden kann. Wenn das nicht der Fall ist, ist das das richtige Instrument."
Heil: Bittere Nachricht auch für viele Innenstädte
Heil sagte zu den Schließungsplänen: "Das ist eine verdammt bittere Nachricht, auch für viele Innenstädte." Manchmal müssten Beschäftigte unternehmerische Fehlentscheidungen aus der Vergangenheit ausbaden.
"Aber ich sage von dieser Stelle auch an die Beschäftigten: Wir werden mit den Möglichkeiten, die wir haben, wenn eine solche Vereinbarung für eine Transfergesellschaft zustande kommt, mit der Bundesagentur für Arbeit mithelfen, dass auch - wo immer es geht - Menschen Anschluss finden", ergänzte Heil.
Habeck bedauert Schließungen
Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bedauerte die Schließung der Warenhäuser. Die Entscheidung sei schwer für die betroffenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, sagte er am am Rande eines Besuchs in Brasilia.
Es sei bedauerlicherweise über die Insolvenzabwicklung zu dieser Entscheidung gekommen. Nun werde es die Aufgabe der Sozialpartner sein, eine Lösung zu finden, die es den betroffenen Menschen möglichst einfach mache, einen neuen Arbeitsplatz zu finden.
Bartsch kritisiert Eigentümer Benko
Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch kritisierte den Immobilienunternehmer René Benko, dessen Signa-Gruppe Eigentümerin der Warenhauskette ist, scharf. Benko habe "versagt", sagte Bartsch den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND).
Es seien "Zweifel angebracht, ob es Benko jemals um Galeria ging und nicht immer zuerst um sein Immobiliengeschäft". Den Sendern RTL und ntv sagte Bartsch, Benko müsse in die Verantwortung genommen werden. Der Eigentümer der Kette sei "Milliardär" und müsse seinen Beitrag leisten.
Bartsch sprach gegenüber den RND-Zeitungen von einer "Tragödie für die Beschäftigten und Innenstädte, wenn 52 Filialen vor dem Aus stehen". Er forderte Wirtschaftsminister Habeck auf, sich einzuschalten und zum "Anwalt der Beschäftigten" zu werden. "Wir brauchen eine Debatte über eine öffentliche Auffanggesellschaft von Bund und Ländern, über Kaufhäuser in öffentlicher oder genossenschaftlicher Hand", sagte Bartsch.
Über 5000 Beschäftigte verlieren ihre Jobs
Galeria Karstadt Kaufhof will nach Angaben des Gesamtbetriebsrats 52 der noch verbliebenen 129 Warenhäuser schließen. Demnach werden im Zuge des Insolvenzverfahrens "weit über 5000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz verlieren".
Es würden nicht nur Stellen in den Schließungsfilialen wegfallen. Geplant seien auch Flächenreduzierungen und ein Personalabbau in den verbleibenden Häusern und in den Zentralfunktionen. Das Unternehmen selbst sprach von mehr als 4000 Betroffenen. Sie sollen das Angebot erhalten, in eine Transfergesellschaft zu wechseln, um sich für eine neue Stelle weiter zu qualifizieren.