Arbeitskampf der Flugbegleiter Zehntausende Fluggäste bleiben am Boden
Im Tarifstreit mit der Lufthansa hat die Gewerkschaft die Gangart verschärft - und droht mit einer weiteren Eskalation. An drei Flughäfen legten die Flugbegleiter die Arbeit nieder. Mehr als 300 Flüge wurden gestrichen, mindestens 43.000 Passagiere waren betroffen. In München geht der Streik noch bis in die Nacht.
Mit einem neuen Streiktag hat die Gewerkschaft UFO ihre Entschlossenheit im Tarifstreit mit der Lufthansa demonstriert und damit bei der Fluglinie empörte Reaktionen hervorgerufen. An drei Flughäfen waren Flugbegleiter heute zu einer achtstündigen Arbeitsniederlegung aufgerufen. In Frankfurt am Main und in Berlin begann der Ausstand am frühen Morgen und endete am Mittag. Um 13 Uhr trat dann das Kabinenpersonal in München für elf Stunden in den Streik.
Die Auswirkungen des Streiks waren massiv. Bis zum Nachmittag musste die Lufthansa mehr als 300 Flüge streichen. 43.000 Passagiere waren davon betroffen. Neben zahlreichen innerdeutschen und europäischen Verbindungen fielen auch Interkontinentalflüge aus. Einige waren von der Lufthansa schon im voraus abgesagt worden. Damit verhinderte sie, dass am Flughafen Frankfurt die Parkpositionen für Flugzeuge knapp wurden. Auch an anderen deutschen Flughäfen mussten Flüge gestrichen werden, da durch den Umlauf der Maschinen die Jets dort nicht rechtzeitig zur Verfügung standen.
Zudem hatte die Lufthansa rund 11.000 SMS an Flugreisende geschickt, in denen sie auf den drohenden Ausfall ihrer Flüge aufmerksam machte. Dennoch bildeten sich vor den Schaltern der Fluglinie lange Schlangen von Passagieren, die auf eine Umbuchung warteten. Sie wurden von der Lufthansa mit Snacks und Getränken versorgt.
Nur ein geringer Teil von Passagieren wechselte daraufhin das Verkehrsmittel. Zwar hatte die Bahn an den Flughäfen zusätzliche Züge zur Verfügung gestellt. Bis zum Mittag registrierte das Unternehmen jedoch kein wesentlich gestiegenes Passagieraufkommen.
Wie groß der wirtschaftliche Schaden für die Lufthansa ist, ließ sich am Nachmittag noch nicht abschätzen. Er dürfte jedoch erneut in die Millionen gehen, da die Zahl der ausgefallenen Verbindungen rund einem Drittel aller Lufthansa-Flüge entspricht, die heute von den Flughäfen starten sollten.
Entsprechend groß war die Empörung bei dem Unternehmen über das Vorgehen der Gewerkschaft. Lufthansa-Sprecher kritisierten vor allem die kurze Vorwarnzeit. UFO hatte den Streik zwar mehr als 24 Stunden vorher angekündigt, die betroffenen Flughäfen aber erst sechs Stunden im voraus benannt. Unternehmensssprecher Klaus Walther, sagte, ein solches Vorgehen sei "ein Schlag ins Gesicht" der Reisenden. Die Gewerkschaftsführung streike gegen die Kunden.
Die Gewerkschaft zeigte sich davon unbeeindruckt und plant bereits einen bundesweiten Ausstand. Es werde "flächendeckende Streiks" geben, sagte UFO-Chef Nicoley Baublies. UFO sehe sich dazu veranlasst, da die Lufthansa in dem Tarifstreit kein Entgegenkommen zeige. Am Mittwoch sei ein Streik in ganz Deutschland aber noch "unrealistisch" und wegen der Auswirkungen vom Dienstag auch nicht notwendig. Zugleich drückte UFO in einem offenen Brief an die Lufthansa-Kunden ihr Bedauern über die durch den Streik verursachten Unannehmlichkeiten aus und bat zugleich um Verständnis für ihr Handeln.
So zeichnet sich auch am zweiten Streiktag keine Kompromissbereitschaft ab. Die Lufthansa bietet den Flugbegleitern bislang ein Gehaltsplus von 3,5 Prozent bei einer Laufzeit von drei Jahren. Allerdings sollen die Flugbegleiter dafür länger arbeiten. UFO kämpft für fünf Prozent mehr Lohn über 15 Monate und gegen die Auslagerung von Stellen.
Schon der erste Streiktag der Flugbegleiter in der Geschichte der Lufthansa hatte am Freitag in Frankfurt am Main für erhebliches Chaos im europäischen Luftverkehr gesorgt: Zahlreiche Lufthansa-Maschinen blieben am Boden, Flieger aus Europa durften zwischenzeitlich nicht mehr in Richtung Frankfurt starten.