EU beschließt Fischereireform Später Schutz für die "Pechvögel" der Meere
Umweltschützer laufen Sturm. Bei der EU stoßen sie aber auf wenig Gehör. Die Agrarminister haben sich auf Grundzüge einer Fischereireform geeinigt. Unerwünschter Beifang etwa darf künftig nicht mehr einfach über Bord geworfen werden. Nur: Der Schutz dieser "Pechvögel" tritt erst in einigen Jahren vollständig in Kraft.
Im Ringen um die Reform der europäischen Fischerei-Politik haben die EU-Minister in Luxemburg einen von Umweltschützern scharf kritisierten Kompromiss vereinbart. In der zentralen Frage des Rückwurfs von sogenanntem Beifang wurde eine Stufenlösung vereinbart, wie die dänische EU-Ratspräsidentschaft mitteilte.
Dabei geht es um Fische, die den Fischern unbeabsichtigt ins Netz gehen; bislang werden diese "Pechvögel" der Meere meist einfach wieder zurück ins Wasser gekippt. Umweltschützern zufolge verenden dadurch jedes Jahr hunderttausende Tonnen Fisch.
Das von Deutschland befürwortete Verbot dieser Praxis soll nun stufenweise zwischen 2014 und 2019 eingeführt werden. Dabei soll jeweils nach Fischarten und Fanggebieten wie Ostsee, Atlantik und Mittelmeer unterschieden werden.
"Weichen für einen grundlegenden Kurswechsel"
Ähnliches wurde für die sogenannten maximal nachhaltigen Erträge vereinbart. Dabei geht es um Grenzen für die Fangquoten, die aus wissenschaftlicher Sicht den Beständen zuzumuten sind, damit diese langfristig überleben. Hier soll es ebenfalls eine Stufenlösung 2015 bis 2020 geben.
Die für Deutschland zuständige Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner bezeichnete den Kompromiss nach einem Verhandlungsmarathon in der vergangenen Nacht als "wichtige Weichenstellung". Deutschland habe ihn mitgetragen, "weil damit in der europäischen Fischereipolitik die Weichen für einen grundlegenden Kurswechsel gestellt werden", erklärte die Ministerin in Luxemburg. Allerdings hätte sie sich "noch weitergehende Schritte zum Schutz der Meeresressourcen gewünscht".
"Die Minister haben der Reform das Standbein angesägt"
Viel weitgehendere Schritte verlangten die Umweltschützer. "Die Minister haben der Fischereireform das Standbein angesägt", kritisierte der WWF mit Blick auf die stufenweise Umsetzung. Der WWF fordert seit Jahren ein Ende der Wegwerf-Praxis. Der Meeresschutz-Verband Oceana bezeichnete den gefundenen Kompromiss als "enttäuschend".
Zugleich hob Oceana allerdings hervor: "Insbesondere hinsichtlich des Rückwurf-Verbotes, ist es realistischerweise das beste Ergebnis, das wir vom Fischerei-Rat erwarten konnten." Der Verband appellierte an das Europaparlament, das nun am Zug ist, an dem Gesetzesplan "die notwendigen Änderungen" vorzunehmen.