Milliardensegen für Aktionäre Deutsche Firmen mit Rekorddividenden
Die Aktiengesellschaften in Deutschland werden in diesem Jahr rund 75 Milliarden Euro Dividenden an ihre Aktionäre auszahlen - so viel wie noch nie. Dabei lohnt sich eine Aktie für Dividendenjäger ganz besonders.
Die Aktionäre deutscher Börsenkonzerne können für das abgelaufene Geschäftsjahr auf eine Rekordsumme an Dividenden hoffen. Die Aktiengesellschaften in Deutschland wollen in diesem Jahr insgesamt rund 75 Milliarden Euro in diesem Jahr an ihre Anteilseigner ausschütten - neun Prozent mehr als im Vorjahr. Das geht aus Berechnungen der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und des isf Institutes for Strategic Finance an der FOM Hochschule hervor.
Vor allem Aktionäre der DAX-Konzerne profitieren vom Dividendensegen. Die 40 Konzerne der obersten deutschen Börsenliga schütten geschätzt 52,5 Milliarden Euro aus und steuern damit den Löwenanteil bei. Allein die drei Autobauer Mercedes- Benz, BMW und Volkswagen kommen den Angaben zufolge zusammen auf rund 15,5 Milliarden Euro.
Keiner zahlt so viel wie Hapag-Lloyd
Doch ein Unternehmen stellt sie alle in den Schatten: Die Traditionsreederei Hapag-Lloyd thront mit einer Ausschüttung von 11,1 Milliarden Euro auf dem Spitzenplatz als größter Einzelzahler. Nachdem die Containerschifffahrt vor Corona lange Zeit von Überkapazitäten und niedrigen Margen geprägt war, konnte Hapag-Lloyd im Geschäftsjahr 2022 von den gestiegenen Frachtraten massiv profitieren und ein nachgerade sagenhaft anmutendes Ergebnis von 17,5 Milliarden Euro einfahren.
Das Unternehmen, das aufgrund seines geringen Streubesitzes in keinem Index gelistet ist, will den Anlegern für das abgelaufene Geschäftsjahr eine Rekorddividende von 63 Euro je Aktie zahlen und damit den Vorjahreswert nahezu verdoppeln. Allein der Hamburger Milliardär Klaus-Michael Kühne, einer der reichsten Deutschen, kassiert damit von Hapag-Lloyd 3,3 Milliarden Euro Dividende. Die Stadt Hamburg, eine weitere Aktionärin, kann sich auf einen Geldregen von 1,5 Milliarden Euro freuen.
Für Dividenden-Saison 2024 ist Skepsis angebracht
Doch können Aktionäre deutscher Börsenkonzerne auch im kommenden Jahr auf Rekordausschüttungen hoffen? Fakt ist: Die positive Dividenden-Bilanz des Geschäftsjahres 2022 wird auch von starken Einmaleffekten getrieben. So steht Hapag-Lloyd allein für knapp 15 Prozent der gesamten Ausschüttungen der deutschen Börsenkonzerne.
Experten warnen allerdings, dass die "Party" in der Containerschifffahrt bereits vorbei ist. Am Markt für Container-Logistik gibt es deutliche Signale für eine Abkühlung, die Frachtraten sind deutlich gefallen. Ein Fabelergebnis und damit eine Rekorddividende wie in diesem Jahr dürfte bei Hapag-Lloyd damit künftig nicht mehr drin sein. Das dürfte wiederum die gesamte Dividendenbilanz der börsennotierten deutschen Konzerne im kommenden Jahr drücken.
Adidas kürzt Dividende drastisch
Hinzu kommt: Bereits die Dividendensaison 2023 offenbart bei genauerem Hinsehen auch Schattenseiten. So liegt der Anteil der Unternehmen, die weniger als ein Drittel ihres Gewinnes an die Aktionäre ausschütten, in diesem Jahr bei 40 Prozent - und damit höher als in den beiden Vorjahren. "Man legt offenbar für schlechtere Zeiten zurück", schlussfolgern die Studienautoren.
Hatte es 2022 keine Dividendenkürzungen bei DAX-Konzernen gegeben, dampfen 2023 der Autozulieferer Continental (minus 31,8 Prozent), der Immobilienkonzern Vonovia (minus 48,8 Prozent) und der Sportartikelhersteller Adidas (minus 78,8 Prozent) ihre Ausschüttungen an die Aktionäre ein. Sogar zwei Komplettausfälle gibt es dieses Jahr mit Covestro und Siemens Energy.
Nur noch wenige Dividenden-Seriensieger
Vor allem von den kleineren Gesellschaft gibt es Warnsignale. In den Nebenwerteindizes MDAX und SDAX kürzt oder streicht jede fünfte Firma die Dividende. Insbesondere Aktionäre, die ihr Geld in die zinssensitive Immobilienbranche gesteckt haben, haben nun das Nachsehen. Zudem gibt es in den Auswahlindizes der Deutschen Börse nur noch neun Unternehmen mit einer Serie von mindestens zehn Erhöhungen hintereinander. Fuchs Petrolub und Stratec sind hier mit 21 respektive 20 Erhöhungen in Folge positive Ausnahmen.
"Die ungemindert hohe Inflation, multiple Energiekrisen, gestörte Lieferketten, der fatale Ukrainekrieg, das immer komplexer werdende Verhältnis zu China und nicht zuletzt die drängenden Aufgaben der Digitalisierung stellen Unternehmen vor immense Herausforderungen, die nur zu einem Teil bisher wirklich gemeistert worden sind oder überhaupt gemeistert werden können", betont Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der DSW. "In diesem Jahr wird sich zeigen, wer wirklich nachhaltig resilient aufgestellt und auf Zukunft ausgerichtet ist - 2023 wird ein echter Lackmustest."
Mit Informationen von Angela Göpfert, tagesschau.de.