US-Inflationsdaten nahen Börsen halten inne
Nach dem jüngsten Rekordlauf ist an den Börsen etwas Ruhe eingekehrt. Mit den US-Inflationsdaten steht am Mittwoch ein wichtiger Termin auf der Agenda.
Die US-Börsen sind ohne klare Impulse in die neue Woche gestartet. Der Leitindex Dow Jones gab 0,21 Prozent nach. Seit Anfang Mai waren die Kurse in New York fast ungebremst gestiegen und haben sich wieder ihren im März erreichten Höchstständen angenähert.
Die jüngsten Gewinne waren der erfreulich verlaufenden Berichtssaison zum zweiten Quartal und Anzeichen einer Abkühlung des Arbeitsmarktes zu verdanken. "Dem Markt gefällt das, aber er braucht auch ein gewisses Maß an Sicherheit, dass die Inflation nicht wieder steigt und möglicherweise sogar sinkt, um der Fed die Möglichkeit zu geben, vor Jahresende mindestens eine oder vielleicht zwei Zinssenkungen vorzunehmen", sagte Thomas Hayes, Vorstandsvorsitzender von Great Hill Capital LLC.
Die Technologietitel an der Nasdaq schnitten besser ab. Der Auswahlindex Nasdaq 100 legte um 0,21 Prozent zu.
Vor den am Mittwoch anstehenden US-Verbraucherpreisen erwarten Experten aber keine allzu großen Kurssprünge. "Alle Augen richten sich auf die US-Inflationszahlen", sagte Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck. Die Teuerung ist zwar seiner Auffassung nach im April minimal gesunken, sie dürfte aber anders als in der Eurozone inklusive Deutschland weiter spürbar über drei Prozent verharren.
Sollte sich jedoch wider Erwarten zeigen, dass die Inflation in den Vereinigten Staaten deutlich angezogen hat, könnte es an den Börsen wieder ungemütlicher werden. Denn dann könnte sich die US-Notenbank Fed gezwungen sehen, einen härteren geldpolitischen Kurs zu fahren.
Nach seinem atemlosen Rekordlauf seit Anfang des Monats legte auch der DAX zu Wochenbeginn eine Pause ein. Der deutsche Leitindex konnte leichte Anfangsgewinne nicht halten und ging 0,18 Prozent tiefer bei 18.738 Punkten aus dem Handel. Nach dem "gewaltigen Anstieg" fehle es nun etwas an Inspiration, schrieb Analyst Konstantin Oldenburger vom Handelshaus CMC Markets.
Da die jüngsten Kursgewinne, die zum Rekordhoch von Freitag bei 18.846 Punkten geführt hatten, bei geringen Umsätzen angesichts des Feier- und Brückentages zustande gekommen waren, gelten sie unter Experten als weniger aussagekräftig.
Angesichts eines schwächeren US-Dollar geriet auch der Goldpreis unter Druck. Eine Feinunze des gelben Edelmetalls kostete am späten Abend mit 2.336 Dollar ein Prozent weniger als am Freitag. Der Euro rückte gegenüber dem Dollar um 0,2 Prozent auf 1,0787 Dollar vor.
Die Ölpreise zogen zu Wochenbeginn wieder an, was Marktteilnehmer mit dem etwas schwächeren Dollar begründeten. Der Rohölkauf wurde damit für viele Interessenten billiger, was die Nachfrage etwas antrieb. Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 83,48 Dollar, 0,9 Prozent mehr als am Freitag.
In dieser Woche stehen die regelmäßigen Marktberichte des Ölkartells OPEC und der Internationalen Energieagentur (IEA) auf dem Programm, die Auskunft über die Angebots- und Nachfragebedingungen versprechen. In den vergangenen Wochen haben die Ölpreise nachgegeben, weil ein großer Teil der Risikoaufschläge infolge des Gaza-Kriegs abgebaut wurde. Auf die Ölproduktion hatte der Konflikt bisher nur wenig Auswirkungen. Allerdings wird der Öltransport über See durch die Angriffe der Huthi-Milizen auf Handelsschiffe erschwert und verteuert.
Einer der größten Aufreger im US-Handel war GameStop. Die Aktie des Videospielehändlers schoss zeitweise um über 80 Prozent nach oben. Auslöser sind Spekulationen über die Rückkehr einer aktiven Schlüsselfigur der Aktienrally von 2021 - des aus sozialen Medien bekannten Keith Gill, der auf YouTube als "Roaring Kitty" und auf Reddit als "DeepF***ingValue" unterwegs ist. Damals hatten private Spekulanten etwa über Reddit-Diskussionsgruppen die Kurse einiger so genannter Meme-Aktien wie GameStop oder der Kinokette AMC Entertainment nach oben getrieben.
Die Tesla-Aktie gehörte ebenfalls zu den Gewinnern. Sie profitierte weiter von Spekulationen über eine massive Zollerhöhung auf E-Autos aus China. Danach könnte der Einfuhrzoll auf chinesische E-Fahrzeuge von derzeit 25 auf 100 Prozent steigen. Unterdessen geht der Protest gegen den US-Elektroautobauer nach mehreren Aktionstagen in Grünheide bei Berlin voraussichtlich weiter. Ein Protestcamp gegen die einzige europäische Autofabrik von Firmenchef Elon Musk wurde am Sonntag aufgelöst, einige Bündnisse kündigten aber weitere Aktionen an. Tesla kritisierte die Proteste und warf den Aktivisten Falschinformationen vor. "Aus unserer Sicht bedauerlich ist, dass vor allem die zum Teil gewaltbereiten Aktivisten über die letzten Tage hin die Situation vor Ort dominiert haben", teilte das Unternehmen mit. Zu Grundwasserschutz, Wasserverbrauch, Umgang mit dem Baumbestand und Arbeitsschutz habe in den vergangenen Wochen eine sachliche, faktenbasierte Debatte stattgefunden.
Der Rüstungskonzern Rheinmetall will sich ein besonders großes Stück vom 100-Milliarden-Sondervermögen-Kuchen der Bundesregierung abschneiden. "Sie können davon ausgehen, dass am Ende zwischen 30 und 40 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen zu uns kommen", sagte Firmenchef Armin Papperger der Süddeutschen Zeitung.
Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Telekom hatte die Gewerkschaft ver.di am Sonntag bundesweit zu Warnstreiks im Kundenservice aufgerufen. Diese wurden heute fortgesetzt, parallel zur vierten Verhandlungsrunde, die heute und morgen in Potsdam stattfindet. Dort forderten rund 4.500 Beschäftigte ein deutliches Gehaltsplus.
Hochtief ist mit Zuwächsen ins neue Jahr gestartet und hat seine Jahresprognose bestätigt. Im ersten Quartal steigerte der größte deutsche Baukonzern das operative Ergebnis um drei Prozent auf 142 Millionen Euro. Der Umsatz kletterte um 9,2 Prozent auf knapp 6,76 Milliarden Euro. Der Auftragseingang sei gegenüber dem Vorjahreszeitraum währungsbereinigt um 25 Prozent auf 10,5 Milliarden gestiegen. Zu den Neuaufträgen gehörten wichtige Projekte in den Bereichen Hochtechnologie, Energiewende und nachhaltige Infrastruktur, erklärte das mehrheitlich zum spanischen Baukonzern ACS gehörende MDAX-Unternehmen.
Der Düngemittelkonzern K+S wartet weiter auf den Abschluss wegweisender Kali-Lieferverträge großer Wettbewerber mit China. Auch bei der Vorlage endgültiger Geschäftszahlen für das erste Quartal betonte der MDAX-Konzern, dass das untere Ende der Jahresgewinnprognose unwahrscheinlicher geworden sei, es aber noch Unwägbarkeiten gebe.
Im SDAX war die Ceconomy-Aktie gefragt. Die Elektronikhandelsholding (Media Markt und Saturn) prognostiziert für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 ein höheres Ergebnis als erwartet. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebit) soll demnach auf 290 bis 310 Millionen Euro klettern, Experten hatten mit 273 Millionen Euro gerechnet.
Eine Boeing-Maschine der Airline TUIfly hat an zwei aufeinanderfolgenden Tagen nach dem Start in Frankfurt wieder umkehren müssen. Am Donnerstag gegen 13.20 Uhr habe die Maschine des Typs 737-800 in Frankfurt eine Sicherheitslandung vollzogen, sagte eine Sprecherin der Fraport AG am Freitagabend. Das Flugzeug sei von Frankfurt aus auf dem Weg in Richtung Gran Canaria gewesen.