New Yorker Börse an der Wall Street in New York City
marktbericht

Neuer Rekord im DAX Zinssorgen an der Wall Street

Stand: 12.02.2025 22:09 Uhr

Während die Wall Street unter den eingetrübten Zinsperspektiven leidet, bleibt der deutsche Aktienmarkt auf Rekordkurs. Ob er sich aber längerfristig abkoppeln kann, ist fraglich.

Die Teuerung in den USA bleibt hartnäckig. Ein überraschend hoher Anstieg der Verbraucherpreise belastete zur Wochenmitte die New Yorker Börsen. Der Dow Jones büßte 0,5 Prozent auf 44.368 Punkte ein. Die von US-Präsident Donald Trump angestrebten Friedensgespräche zur Ukraine hellten die Stimmung nur unwesentlich auf.

Die Technologiewerte an der Nasdaq konnten ihre Anfangsverluste dagegen aufholen. Der Nasdaq 100 ging 0,12 Prozent höher bei 21.719 Punkten aus dem Handel.

Mit einer Jahresrate von 3,0 Prozent hatte sich die Inflation im Januar überraschend verstärkt und den höchsten Stand seit einem halben Jahr erreicht.

Dadurch rückt die nächste Zinssenkung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) in weitere Ferne. Experten rechnen nun erst zum Jahresende mit einem weiteren Schritt nach unten. Das dürfte das Verhältnis zwischen der Fed und US-Präsident Trump weiter eintrüben, der seine Forderung nach Leitzinssenkungen erneut bekräftigte. "Die Zinssätze sollten gesenkt werden", erklärte Trump über seinen Onlinedienst Truth Social.

Am deutschen Aktienmarkt präsentierte sich der DAX robust. "Starke Quartalszahlen und ein günstiges Zinsumfeld erzeugen weiterhin ein positives Marktklima und rücken die US-Zollandrohungen in den Hintergrund", konstatierte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets.

Selbst die überraschend hartnäckige US-Inflation störte die Rally nur vorübergehend. Binnen zwei Stunden hatte der DAX seine zwischenzeitlichen Verluste wieder ausgebügelt und nahm seinen Rekordlauf wieder auf. Erstmals in seiner Geschichte stieg der Leitindex bis auf 22.175 Punkte. Das war bereits das 15. Rekordhoch in diesem Jahr. Zum Handelsende notierte der DAX 0,5 Prozent höher bei 22.148 Punkten. Damit beläuft sich sein bisheriger Jahreszuwachs auf 11,2 Prozent.

Zwar zeugen die dynamische Kurserholung und das neue Rekordhoch von einer hervorragenden technischen Verfassung des DAX. Das zuletzt stärkere Abschneiden der europäischen Märkte gegenüber der Wall Street erklären Beobachter mit Kapitalflüssen angesichts der günstigeren Zinsperspektiven in Europa. Ob es den europäischen Börsen allerdings längerfristig gelingt, sich von den US-Märkten abzukoppeln, ist fraglich.

Experten warnen zudem vor zu viel Gelassenheit angesichts der Zolldrohungen aus Washington. US-Präsident Trump werde spätestens am Donnerstag sogenannte Vergeltungszölle bekannt geben, teilte eine Regierungssprecherin mit. Am Montag hatte Trump erklärt, er prüfe auch separate Zölle auf Autos, Halbleiter und Arzneimittel.

Am Devisenmarkt drehte der Euro nach den US-Preisdaten ebenfalls ins Minus, erholte sich aber wieder. Am späten Abend legte die europäische Gemeinschaftswährung 0,3 Prozent auf 1,0395 Dollar zu.

Der Bitcoin fiel nach den Inflationsdaten zunächst unter 95.000 Dollar. Auf der Handelsplattform Bitstamp gab er bis auf 94.091 Dollar nach. Das war der niedrigste Stand seit Anfang Februar. Zuletzt wurde die Kryptowährung wieder deutlich höher bei 96.900 Dollar gehandelt. Der Bitcoin profitiert tendenziell von einer geringen Inflation und sinkenden Leitzinsen, da Kryptowährungen keine Zinsen abwerfen.

Im Januar war die Digitalwährung zur Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Donald Trump bis auf einen Rekord von gut 109.000 Dollar gestiegen. Seither warten die Bitcoin-Anhänger auf die Umsetzung seiner Wahlaussagen. Trump hatte eine lockere Regulierung und den möglichen Aufbau einer staatlichen Bitcoin-Reserve versprochen.

Der Goldpreis konnte seine Rekordjagd zur Wochenmitte nicht fortsetzen. Das gelbe Edelmetall notierte nach einem zwischenzeitlichen Einbruch aber fast unverändert bei 2.901 Dollar pro Feinunze. Erst gestern hatte Gold bei 2.942,71 eine neue historische Bestmarke aufgestellt.

Der "sichere Hafen" Gold profitiert von den gewachsenen Unsicherheiten an den Börsen. Zugleich geht am Markt die Furcht vor neuen Zöllen der Trump-Regierung auf Rohstoffimporte in die USA um - inklusive Goldbarren.

Öl wieder billiger

Die Ölpreise sind von ihren jüngsten Höchstständen zurückgekommen, die sie wegen der Sorgen um die russischen und iranischen Lieferungen erreicht hatten. Die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich bis zum späten Abend um 2,3 Prozent auf 75,06 Dollar je Barrel (159 Liter). Die Notierungen wurden durch die steigenden US-Ölreserven belastet. Die Rohölvorräte kletterten stärker als erwartet um 4,1 Millionen auf 427,9 Millionen Barrel.

Unterdessen hat die OPEC ihre Prognosen für die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr nicht verändert. 2024 soll die weltweite Nachfrage um 1,4 Millionen Barrel pro Tag steigen, wie aus dem aktuellen Monatsbericht hervorgeht. In den Monaten zuvor hatte das Ölkartell seine Nachfrageprognose mehrfach gesenkt. Die OPEC warnte in ihrem Monatsbericht, dass die Handelspolitik von US-Präsident Trump die Volatilität auf den globalen Märkten anheizen könnte.

Im DAX machte die Deutsche Börse auf sich aufmerksam. Der den Aktionären zurechenbare Überschuss stieg 2024 um 13 Prozent auf 1,95 Milliarden Euro. Der Börsenbetreiber stellte den Aktionären daher eine höhere Dividende von 4,00 Euro je Aktie in Aussicht - nach 3,80 Euro im Vorjahr. Zudem will er 2025 eigene Anteilsscheine für 500 Millionen Euro erwerben.

Die Aktie von Siemens Energy erreichte nach der Zahlenvorlage zu seinem ersten Geschäftsquartal ein Rekordhoch. "Die positive Cashflow-Entwicklung sollte Gutes verheißen", konstatierte ein Händler. Der DAX-Konzern konnte den Free Cashflow vor Steuern zuletzt auf 1,528 Milliarden Euro verbessern, nach einem Fehlbetrag von 283 Millionen Euro vor Jahresfrist.

Im Lufthansa-Konzern entsteht ein neuer Veranstalter für Pauschalreisen. Bereits zum 1. April wird die neu gegründete Eurowings Holidays GmbH die Flugreisen mit anderen touristischen Angeboten wie Übernachtungen, Transfers oder Mietwagen kombinieren.

Eine weiterhin schwache Nachfrage vor allem im Gerätegeschäft hat beim Medizintechnikanbieter Carl Zeiss Meditec den Start in das neue Geschäftsjahr überschattet. Die Ebita-Marge fiel im ersten Geschäftsquartal 2024/25 auf 7,2 von 9,7 Prozent. Auftragseingang und -bestand zogen jedoch deutlich an, was beim Management für vorsichtigen Optimismus sorgt.

Papiere von Heidelberger Druckmaschinen fielen um 8,8 Prozent auf 1,08 Euro und waren damit größter Verlierer im SDAX. Der Maschinenbauer rutschte wegen Einmalbelastungen unter dem Strich im Quartal in die roten Zahlen. Operativ gelang Heidelberger Druck aber eine Ergebnisverbesserung.

Der Technologiekonzern Jenoptik hat im vergangenen Jahr vor allem von einer höheren Nachfrage im Bereich Halbleiterausrüstung profitiert. 2024 stieg das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im Jahresvergleich um 6,0 Prozent auf etwa 222 Millionen Euro.

Der Biokraftstoffhersteller Verbio hat sich besser geschlagen als erwartet. Im vergangenen Quartal ging der Umsatz um 6,5 Prozent auf 393,6 Millionen Euro zurück. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) blieb Verbio mit 20,8 Millionen Euro gut ein Fünftel weniger. Analysten hatten allerdings bei beiden Kennziffern mit drastischeren Rückgängen gerechnet.

Im Klimaverfahren gegen den britischen Öl- und Erdgaskonzern Shell ziehen die niederländischen Umweltschützer nun vor das höchste Gericht. Die Umweltschutzorganisation Milieudefensie kündigte in Den Haag Revision gegen das Urteil von 2024 an. Das Zivilgericht von Den Haag hatte geurteilt, dass der Konzern den CO2-Ausstoß nicht drastisch reduzieren muss - und damit ein historisches Klimaurteil der ersten Instanz aufgehoben.

Der zweitgrößte Brauereikonzern der Welt, Heineken aus den Niederlanden, hat im vergangenen Jahr wieder mehr Bier verkauft. Der weltweite Absatz stieg um 1,6 Prozent. Die Aktie machte einen Kurssprung und zog auch Papiere des Konkurrenten AB Inbev nach oben.

Nach Google folgt nun auch Apple in seiner Karten-App der von US-Präsident Donald Trump verfügten Umbenennung des Golfs von Mexiko in Golf von Amerika. Der neue Name wird zunächst nur Nutzern in den USA angezeigt, eine Anpassung in anderen Regionen soll aber folgen, wie Apple dem Finanzdienst Bloomberg mitteilte. Wie Apple die Namensänderung außerhalb der USA umsetzen wird, blieb zunächst unklar.

Der Münchner Wirecard-Prozess wird mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft abgekürzt. Die Anklagebehörde folgt damit einem Vorschlag des Gerichts, das seit über zwei Jahren andauernde Mammutverfahren um den größten Betrugsfall der deutschen Nachkriegsgeschichte auf die zehn wichtigsten Anklagepunkte zu beschränken. Wann der Prozess enden wird, steht nicht fest.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 12. Februar 2025 um 09:00 Uhr.