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marktbericht

DAX gewinnt 1,6 Prozent Neue Rekorde an der Nasdaq

Stand: 24.01.2024 22:43 Uhr

Während die Rally der Standardwerte in New York ins Stocken gerät, blüht die Fantasie im Technologiesektor weiter. Auch am deutschen Markt ging es deutlich aufwärts.

Zunächst hatte die Wall Street ihre gestern unterbrochene Rally fortgesetzt. Doch der Dow Jones konnte seine Gewinne im Verlauf nicht halten. Der US-Leitindex ging 0,26 Prozent tiefer aus dem Handel. Am Montag hatte der Dow Jones mit 38.109 Punkten seinen bisherigen Höchststand erreicht.

An der Technologiebörse Nasdaq gab es dagegen, insbesondere getrieben von den Zahlen des Streaming-Anbieters Netflix, neue Rekorde. Der Auswahlindex Nasdaq 100 erreichte neue Bestmarken und schloss 0,55 Prozent höher bei 17.499 Punkten.

Von der US-Wirtschaft kommen weiterhin überraschend robuste Daten, die die jüngsten Rezessionssorgen dämpfen. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - stieg im Januar um 1,4 auf 52,3 Punkte, wie der Finanzdienstleister S&P Global mitteilte. Das ist der höchste Wert seit Juni 2023. Das Barometer blieb damit deutlich über der Marke von 50, ab der es Wachstum signalisiert.

Auch am deutschen Aktienmarkt beflügelten starke Firmenbilanzen die Kurse. Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets hob vor allem die Bilanzen des Streaming-Konzerns Netflix und des DAX-Schwergewichts SAP hervor: "Beide Unternehmen haben abgeliefert und genau das im Gepäck, was Anleger hören wollen."

Der DAX gewann 1,6 Prozent auf 16.889 Punkte. Im Tageshoch notierte der deutsche Leitindex bei 16.921 Punkten. Mit dem Durchbruch über den Widerstand bei 16.800 Punkten sehen technisch orientierte Analysten den Weg frei zum bisherigen Rekordstand von 17.003 Punkten. Gelängen neue Höchststände, käme der Bereich von 17.300 Punkten in Reichweite, erklärte Christian Zoller, Charttechnik-Experte bei der ING.

In der saisonalen Betrachtung gebe es sowohl für den deutschen als auch den US-Markt - noch - Rückenwind. In US-Wahljahren sei statistisch betrachtet mit einem Anstieg bis etwa Ende Januar/Anfang Februar zu rechnen.

Von der deutschen Konjunktur kommen dagegen derzeit fast durchweg schlechte Nachrichten. Der Einkaufsmanagerindex für die gesamte Privatwirtschaft sank im Januar um 0,3 auf 47,1 Punkte und entfernte sich damit weiter von der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.

Unterdessen hat das ifo-Institut seine Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft wegen des Sparkurses der Bundesregierung gekappt. Das Bruttoinlandsprodukt werde in diesem Jahr voraussichtlich nur um 0,7 Prozent wachsen, sagten die Münchner Forscher voraus. Noch Mitte Dezember waren sie von einem Plus von 0,9 Prozent ausgegangen.

Darüber bleibt die morgige Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) weiterhin im Fokus der Börsen. Voraussichtlich werden die Währungshüter die Zinsen unverändert lassen, das Augenmerk der Anleger liegt aber auf dem Ausblick: Zuletzt hatten sich mehrere EZB-Vertreter gegen eine rasche Zinswende ausgesprochen. Eine Zinssenkung im März ist damit zunehmend unwahrscheinlicher geworden.

Die europäische Gemeinschaftswährung präsentierte sich auch wegen dieser Aussichten robust. Am späten Abend notierte der Euro bei 1,0882 Dollar und damit 0,2 Prozent im Plus. Der Goldpreis fiel dagegen wieder zurück. Eine Feinunze Gold kostete am Abend 2.012 Dollar, ein Minus von 0,8 Prozent.

Die Ölpreise zogen wieder an. Am späten Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im März 80,36 Dollar und damit 0,9 Prozent mehr als gestern. Für Auftrieb sorgte ein deutlicher Rückgang der Ölreserven in den USA. Die Lagerbestände an Rohöl fielen in der vergangenen Woche um 9,2 Millionen auf 420,7 Millionen Barrel. Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Rückgang um 1,4 Millionen Barrel gerechnet. Fallende Ölreserven in der größten Volkswirtschaft der Welt stützen in der Regel die Ölpreise. Zudem wurde bekannt, dass die tägliche Ölproduktion in den USA um 1,0 Millionen auf 12,3 Millionen Barrel gesunken war.

Die Preise bewegen sich seit Jahresbeginn in einer eher engen Spanne und befinden sich weiterhin auf Richtungssuche. Für Auftrieb sorgen der Gaza-Krieg und die Gefahr einer weiteren Eskalation im Nahen Osten. Die Angriffe der jemenitischen Huthi auf Tanker im Roten Meer machen längere Schiffswege erforderlich und führen zu höheren Transportkosten auch im Geschäft mit Rohöl.

An den US-Märkten war die Netflix-Aktie mit einem Plus von über zehn Prozent einer der auffälligsten Werte. Mit Serien wie "The Crown" und Filmen wie "The Killer" hat der Streaming-Dienst in den vergangenen Monaten so viele Kunden angelockt wie noch nie. Die Zahl der Nutzer stieg im abgelaufenen Quartal den Angaben zufolge um 13,1 Millionen auf insgesamt 260 Millionen. Damit fiel das Plus um knapp die Hälfte größer aus als erwartet, wodurch der Umsatz überraschend stark auf 8,8 Milliarden Dollar stieg.

Unter Druck stand dagegen die Aktie von Texas Instruments. Der Chipkonzern war im vergangenen Quartal von einem Rückgang im Autogeschäft gebremst worden. Der Umsatz sank im Jahresvergleich um 13 Prozent auf gut vier Milliarden Dollar. Der Gewinn brach um 30 Prozent auf 1,37 Milliarden Dollar ein.

Im DAX konnte die SAP-Aktie mit 161,98 Euro ein frisches Rekordhoch markieren. Ein Händler nannte den Quartalsbericht der Walldorfer stark. Vor allem aber der Ausblick gefällt den Anlegern: Europas größter Softwarehersteller kündigte einen Großumbau an, um die Geschäfte mit Künstlicher Intelligenz (KI) voranzutreiben. Von dem Vorhaben sind rund 8.000 Mitarbeiter betroffen. Der Fokus auf das Trendthema KI sorge bei den Anlegern für gute Stimmung, erklärte Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets.

Stark gefragt war auch das Papier von Siemens Energy. Der durch seine spanische Windanlagen-Tochter Gamesa in Turbulenzen geratene Energietechnikkonzern hat im ersten Geschäftsquartal besser abgeschnitten als vom Markt erwartet. Das Ergebnis vor Sondereffekten lag bei plus 208 Millionen Euro nach minus 282 Millionen Euro im ersten Quartal 2023. Experten hatten mit minus 106 Millionen Euro einen erneuten Verlust prognostiziert.

Am Abend wurde bekannt, dass die Piloten bei der Lufthansa-Tochter Discover Airlines an diesem Freitag streiken wollen. Geplant sei ein 24 Stunden langer Ausstand, geht aus einem Mitglieder-Rundschreiben der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hervor. Die VC will bei dem vor zweieinhalb Jahren als "Eurowings Discover" gegründeten Ferienflieger erste Tarifverträge durchsetzen und hat Verhandlungen mit dem Unternehmen für gescheitert erklärt. Auch für die Kabinen-Crews gibt es bislang keinen Tarifvertrag. Dort verhandelt die Gewerkschaft UFO.

Der Chef des Energiekonzerns E.ON hat die Bundesregierung kritisiert. Die Ampel-Koalition beschäftige sich mit Nebenkriegsschauplätzen wie dem Verbot von Gaskesseln und der Definition von grünem Wasserstoff, sagte Leonhard Birnbaum. Es fehle nach wie vor "ein Energie-Masterplan, der unsere Industrienation energiewirtschaftlich ins Jahr 2030 führen soll".

Im MDAX war die Puma-Aktie mit einem Minus von mehr als zehn Prozent der größte Verlierer. Die Abwertung der argentinischen Währung hat dem fränkischen Sportartikelkonzern 2023 einen Gewinnrückgang eingebrockt. Der Nettogewinn fiel im abgelaufenen Jahr um 14 Prozent auf 305 Millionen Euro, wie die weltweite Nummer drei hinter Nike und Adidas mitteilte.

Die Lufthansa setzt auf starkes Wachstum bei Langstreckenflügen. Die Airline plane mit einer modernisierten Flotte ein "historisches Wachstum" in diesem und im kommenden Jahr, sagte der Chef der Sparte Lufthansa Airlines, Jens Ritter. "Wir würden gerne noch stärker wachsen, aber uns fehlen unvermindert Flugzeuge." Die Lufthansa wartet schon länger auf neue Boeing 787-900 (Dreamliner) und Airbus A350-900.

Commerzbank-Chef Manfred Knof hat Spekulationen über ein Zusammengehen seines Instituts mit der Deutschen Bank gedämpft. Auf die Frage, ob die Commerzbank erneut eine Fusion mit dem Branchenprimus in Deutschland ausloten könnte, sagte Knof der Nachrichtenagentur Reuters: "Nein, das ist nicht unser Thema. Das ist, glaube ich, immer eher ein Thema für Journalisten und Medien - aber nicht für uns."

Die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS hat im Zusammenhang mit Greenwashing-Vorwürfen erneut Besuch von Ermittlern bekommen. Nach Angaben der Frankfurter Staatsanwaltschaft vom Mittwoch ermittelten Vertreter des Bundeskriminalamtes (BKA) und der Staatsanwaltschaft bereits am 16. Januar in den Räumen der DWS. Der Fondsgesellschaft wird Greenwashing vorgeworfen, sie soll Finanzprodukte als "grüner" verkauft haben, als diese tatsächlich sind.

Der Ausblick auf eine gute Sommersaison beim Billigflieger Easyjet gefiel den Anlegern. Die Aktie notierte in London so hoch wie seit März 2023 nicht mehr. Easyjet sieht anhand zunehmender Buchungen seine Verluste im ersten Halbjahr schrumpfen. "Es wird weiterhin Gegenwind geben, aber im Moment scheint Easyjet gut aufgestellt zu sein", sagen Analysten von Interactive Investor.

Tesla will Insidern zufolge im kommenden Jahr mit einem erschwinglichen E-Automodell an den Start gehen. Der US-Autobauer habe seinen Zulieferern angekündigt, Mitte 2025 mit dem neuen Modell unter dem Code-Namen "Redwood" in Produktion zu gehen, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Zwei von ihnen erklärten, es werde sich um einen kompakten Crossover handeln.

Der niederländische Zulieferer der Chipindustrie ASML hat im vierten Quartal dank eines Nachfrage-Booms in China besser abgeschnitten als erwartet. So stieg der Nettogewinn um neun Prozent auf 2,0 Milliarden Euro bei einem Umsatz von 7,2 Milliarden, wie der europäische Branchenprimus mitteilte. Der Auftragseingang verdreifachte sich im Vergleich zum dritten Quartal auf neun Milliarden Euro.

Nach dem Zwischenfall mit einer Boeing-Maschine, bei dem ein Rumpfteil mitten im Flug herausriss, macht der Chef der betroffenen Airline seinem Ärger in ungewöhnlich scharfen Worten Luft. "Ich bin wütend", sagte Ben Minicucci von Alaska Airlines dem US-Sender NBC. Alaska habe an der Stelle lose Befestigungsteile bei "vielen" weiteren Flugzeugen des Typs Boeing 737-9 Max gefunden, ergänzte er.

Apple hat Insidern zufolge die Ambitionen bei der Entwicklung eines Elektroautos zurückgeschraubt und peilt nun eine Markteinführung für 2028 an. Statt ein weitgehend selbstfahrendes Auto zu bauen, wolle der iPhone-Konzern sich mit Fahrassistenzfunktionen begnügen, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg. Der Strategiewechsel sei nach Treffen des Verwaltungsrats mit Apple-Chef Tim Cook und Projektleiter Kevin Lynch beschlossen worden.

Die Handelsplattform eBay streicht rund 1.000 Jobs, um ihre Kosten zu senken. Der Abbau werde schätzungsweise neun Prozent der Vollzeitbeschäftigten treffen, schrieb eBay-Chef Jamie Iannone in einer gestern veröffentlichten E-Mail an die Mitarbeiter. Die Ausgaben seien schneller gewachsen als das Geschäft, hieß es zur Begründung. eBay befindet sich in einem scharfen Konkurrenzkampf unter anderem mit Amazon und chinesischen Online-Händlern wie Temu und Shein.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 24. Januar 2024 um 09:00 Uhr.