Wall Street Straßenschild vor einer amerikanischen Flagge.
marktbericht

Trotz schwächerer Preisdaten US-Börsen bleiben im Aufwind

Stand: 12.03.2024 21:38 Uhr

Trotz höher als erwartet ausgefallener Preisdaten setzen die US-Anleger weiter auf Zinssenkungen und kauften Aktien. Zuvor hatte der DAX ein neues Rekordhoch markiert.

An der Wall Street ging es nach zunächst verhaltener Eröffnung "auf den zweiten Blick" mit den Kursen deutlich bergauf. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte notierte am Ende 0,61 Prozent fester bei 39.005 Punkten. Der breiter gefasste S&P 500 rückte um 1,1 Prozent auf 5.175 Zähler vor. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann 1,5 Prozent auf 16.265 Stellen, der Auswahlindex Nasdaq 100 legte ebenfalls um knapp 1,5 Prozent auf 18.219 Zähler zu. Alle großen US-Indizes bleiben damit in der Nähe ihrer zuletzt markierten Rekordstände.

Anleger und Anlegerinnen zeigten sich trotz der etwas höher als erwartet ausgefallenen neuen Preisdaten erleichtert. Marktbeobachter verwiesen vor allem auf die von der US-Notenbank Fed besonders beachtete Kernrate, die schwankungsanfällige Komponenten wie Lebensmittel und Energie auslässt. Diese war leicht auf 3,8 Prozent zurückgegangen, wenn auch nicht ganz so stark wie erwartet. Die US-Börsen setzten damit ihren Aufwärtskurs trotz des überraschenden Anstiegs der US-Inflation fort.

Konkret stiegen die US-Verbraucherpreise im Februar zum Vorjahresmonat um 3,2 Prozent, nach 3,1 Prozent im Januar. Befragte Ökonomen hatten zwar mit einem unveränderten Wert von 3,1 Prozent gerechnet. Die Wahrscheinlichkeit einer relativ baldigen ersten Zinssenkung der US-Notenbank Fed dürfte der Rücksetzer Analysten zufolge allerdings nicht beeinträchtigen.

"Wir befinden uns auf einem geraden Weg zu einer Zinssenkung im Juni, und ich glaube noch nicht, dass sich daran etwas ändern kann", sagte Robert Pavlik, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Dakota Wealth.

Andere Experten mahnten allerdings zur Vorsicht. "Die Inflation wird sich wahrscheinlich noch einige Monate hinziehen, so dass die erste Zinssenkung der Fed möglicherweise doch noch etwas länger als erwartet auf sich warten lässt", sagte etwa Russell Price, Chefökonom beim Finanzdienstleister Ameriprise.

An den Terminmärkten wird die Wahrscheinlichkeit für eine geldpolitische Lockerung der Fed im Juni auf knapp 70 und im Juli auf mehr als 85 Prozent geschätzt. Fallende Zinsen bei den späteren Sitzungen gelten als mehr oder weniger ausgemacht.

Die schlechten Nachrichten um Boeing reißen derweil nicht ab und drückten die Aktie um 4,29 Prozent ans Dow-Ende. Der Flugzeugbauer ist einem Zeitungsbericht zufolge bei umfangreichen Sicherheitsprüfungen der US-Luftfahrtbehörde FAA an der 737 MAX bei mehr als einem Drittel der Tests durchgefallen. Bei der Untersuchung des Produktionsprozesses, die nach dem Abriss einer Kabinenwand während eines Fluges eingeleitet worden war, habe der Airbus-Rivale 33 von 89 Tests nicht bestanden, berichtete die Zeitung "New York Times".

Derweil hat Boeing im Februar noch weniger 737-Max-Jets ausgeliefert als im Januar. Insgesamt fanden 17 Maschinen dieser Reihe den Weg zu den Kunden, wie aus der heute veröffentlichten Monatsstatistik des Konzerns hervorgeht. Im Januar waren es noch 25 Stück. Über alle Passagier- und Frachtjettypen hinweg lieferte Boeing im Februar wie schon im Januar 27 Maschinen aus.

Fast hätte es der DAX heute geschafft - bis auf 17.973 Punkte ist es in der Spitze heute bergauf gegangen mit dem deutschen Leitindex, womit er ein weiteres Rekordhoch markierte. Der Schlussstand lag bei 17.965 Punkten nur leicht darunter, der Tagesgewinn bei 1,23 Prozent. Geholfen hat dem DAX am Nachmittag auch eine robuste Wall Street, die nach anfänglichem Zögern ebenfalls zulegte. Der MDAX der mittelgroßen Werte gewann 1,43 Prozent auf 26.408 Punkte.

Die Kursreaktion ist ein Zeichen der Stärke und unterstreicht einmal mehr, dass Rücksetzer im DAX zurzeit offenbar immer wieder gekauft werden. Der Markt will nach oben, der Aufwärtstrend im deutschen Leitindex ist weiter intakt. Der Markt trotzte damit insbesondere den schwächeren US-Inflationsdaten und wird so wie auch die Wall Street weiter von Zinsoptimismus angetrieben.

Einige Expertinnen und Experten mahnten allerdings zur Vorsicht. "Die Inflation wird sich wahrscheinlich noch einige Monate hinziehen, so dass die erste Zinssenkung der Fed möglicherweise doch noch etwas länger als erwartet auf sich warten lässt", sagte etwa Russell Price, Chefökonom beim Finanzdienstleister Ameriprise.

Update Wirtschaft vom 12.03.2024

Update Wirtschaft

Auch die Devisen- und Rohstoffmärkte ließen sich durch die gestiegene US-Inflation nicht aus dem Tritt bringen. Der Dollar-Index rückte kurzzeitig um bis zu 0,4 Prozent vor, zuletzt lag der der Euro im US-Handel bei 1,0923 Dollar nur noch ganz knapp im Minus. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0916 Dollar fest (Montag: 1,0926 Dollar fest.

Die Feinunze Gold kostete zuletzt 2.152 Dollar, ein deutliches Minus von 1,4 Prozent. Das gelbe Edelmetall entfernte sich damit weiter von seinem zum Wochenschluss erzielten Rekordhoch bei 2.195 Dollar.

Die Erleichterung nach den neuen US-Inflationsdaten hat den Bitcoin zunächst zu einem neuen Rekord verholfen. Die umsatzstärkste Kryptowährung kletterte heute um bis zu 1,2 Prozent auf 72.987 Dollar und war damit so teuer wie nie. Im Gefolge sackte der Kurs aber wieder deutlich ab, so dass es wie schon zuletzt wieder ein sehr volatiler Handelstag war.

"Auch wenn die jüngsten US-Inflationsdaten auf dem ersten Anblick nicht ganz nach dem Geschmack der Anleger sind, sorgen diese für einen zusätzlichen Silberstreif im Hinblick auf baldige Zinssenkungen in den USA", sagte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research. So blieben die Zinssenkungsfantasien der Investoren am Leben und dürften riskanten und zinslosen Anlagen wie Bitcoin weiter in die Karten spielen.

Im DAX war die SAP-Aktie gefragt. Denn Branchenrivale Oracle hat dank einer hohen Nachfrage nach seinem Cloud-Angebot im Zuge des KI-Booms die Expertenerwartungen beim Gewinn übertroffen. Der Gewinn je Aktie ohne Sonderposten betrug für das dritte Geschäftsquartal 1,41 Dollar. Die Oracle-Aktie sprang an der NYSE um über zwölf Prozent.

Die Deutsche Bank will ihre Kosten zusätzlich zum jüngsten Stellenabbau weiter senken. Im ersten Quartal hätten sich die Kosten der Bank auf fünf Milliarden Euro belaufen, sagte Vorstandschef Christian Sewing heute auf einer Investorenkonferenz der US-Bank Morgan Stanley. Dem Manager zufolge arbeitet die Deutsche Bank an weiteren Maßnahmen zur Kostensenkung.

Erst im Februar hatte Sewing die Streichung von 3500 Jobs bis Ende 2025 angekündigt. Darin enthalten sind 800 Stellen, deren Wegfall die Bank bereits vor knapp einem Jahr angekündigt hatte. An der Börse wurden die Neuigkeiten mit einem Kurssprung von rund 4,6 Prozent belohnt.

Der Sport- und Geländewagenbauer Porsche ist im vergangenen Jahr weiter gewachsen - rechnet für 2024 jedoch unter anderem wegen mehrerer neuer Modelle mit weniger Gewinn. Langfristig will man mit der Verjüngung aber punkten. Die VW-Sportwagentochter Porsche AG verwies insbesondere auf eine Vielzahl von Modellwechseln.

In diesem Jahr bringen die Zuffenhausener neue Versionen des Panameras und des Elektrosportwagens Taycan sowie den lange erwarteten vollelektrischen Macan auf den Markt. Der Klassiker 911 wird im Frühsommer aufgefrischt. Außerdem startete bereits spät im Jahr 2023 der neue Cayenne, das meistverkaufte Modell des Unternehmens.

Firmenchef Oliver Blume zufolge handelt es sich um die bislang größte Modelloffensive in der Geschichte des Unternehmens. Verbunden ist die Ballung, die unter anderem mit Software-Problemen beim E-Macan zusammenhängt, aber mit zusätzlichen Kosten. bei den Anlegern kamen die Pläne gut an, die Aktie sprang um über elf Prozent an die DAX-Spitze.

Wechsel im Vorstand von Deutschlands größtem Energieversorger: Der bisherige Eon-Finanzvorstand Marc Spieker wird zum 1. Juni Nachfolger von Vertriebsvorstand Patrick Lammers, wie das Unternehmen heute in Essen nach einer Aufsichtsratsentscheidung mitteilte. Neuer Eon-Finanzvorstand wird zu diesem Datum die Managerin Nadia Jakobi. Sie ist derzeit noch Geschäftsführungs-Vorsitzende der Eon-Handelseinheit Eon Energy Markets.

Marc Spieker ist seit 2017 Finanzvorstand des Unternehmens. Mitte Dezember hatte der Konzern angekündigt, dass der bis Ende Juli laufende Vertrag des bisherigen COO Patrick Lammers nicht verlängert wird. Morgen will der Konzern seine Jahresbilanz vorlegen.

Trotz gekürzter Dividende und eines Gewinneinbruchs griffen die Anlegerinnen und Anleger bei Wacker Chemie zu. Die Aktien rücken im MDAX zeitweise um mehr als neun Prozent vor und machen damit ihre Verluste seit Jahresbeginn wieder wett. Laut einem Kommentar von Baader Helvea fiel der Ausblick nach dem schwachen Jahresstart besser als befürchtet aus. Wacker Chemie geht 2024 von einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 600 bis 800 Millionen Euro aus.

Der MDAX-Konzern TAG Immobilien hat im vergangenen Jahr die gestiegenen Finanzierungskosten zu spüren bekommen. Unterm Strich stand 2023 ein Verlust von fast 411 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor wurde noch ein Gewinn von gut 117 Millionen Euro erzielt. Die TAG-Aktie gehörte mit einem Minus von 3,1 Prozent zu den größten Verlierern im MDAX.

Der Schmierstoffhersteller Fuchs aus dem MDAX will nach Zuwächsen im vergangenen Jahr weiter zulegen, bleibt mit seinen Zielen aber hinter den Markterwartungen zurück. Der Umsatz soll 2024 auf 3,6 Milliarden Euro wachsen. Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern taxiert der Unternehmenschef bei rund 430 Millionen Euro. Analysten hatten bei beiden Kennziffern mit mehr gerechnet.

Die Lufthansa wird vom nächsten Streik ausgebremst: Am Morgen trat das von der Gewerkschaft Ufo organisierte Kabinenpersonal am Frankfurter Flughafen in den Ausstand. Bis 23.00 Uhr sollen an Deutschlands größtem Flughafen alle Lufthansa-Abflüge bestreikt werden. Für morgen hat Ufo dann das Lufthansa-Kabinenpersonal am Flughafen München zum Streik aufgerufen.

Die Konzernsparte "Lufthansa Technik" will derweil im Geschäft mit Wartung und Reparatur mittelfristig spürbar zulegen. Mit dem Wachstumsprogramm "Ambition 2030" soll das operative Ergebnis auf über eine Milliarde Euro klettern, gab das Unternehmen heute auf der Jahrespressekonferenz bekannt. "Bis zum Jahr 2030 wollen wir unseren Umsatz auf über zehn Milliarden Euro bei einer zweistelligen Ergebnismarge steigern", sagte Firmenchef Sören Stark.

Die Lufthansa hatte Ende 2023 den Plan aufgegeben, nach einem Investor für eine Minderheitsbeteiligung von rund einem Fünftel an der Wartungstochter zu suchen. Nun setzt das Unternehmen auf die höhere Nachfrage nach Wartung, Reparatur und Überholung von Flugzeugen.

Die Parfümeriekette Douglas will noch vor Ostern den Gang auf das Börsenparkett wagen. Das Unternehmen strebt dabei einen Gesamtemissionserlös von bis zu 907 Millionen Euro an. Douglas will maximal 32,7 Millionen Aktien neu ausgeben, die Preisspanne wurde auf 26 bis 30 Euro je Schein festgelegt. Das entspräche einer Marktkapitalisierung von 2,8 bis 3,1 Milliarden Euro. Als erster Handelstag an der Frankfurter Börse ist der 21. März geplant.

Die Unterkünfte-Plattform Airbnb verbietet Gastgebern komplett, Sicherheitskameras in Innenräumen aufzustellen. Bisher waren sie in gemeinsam genutzten Räumen wie Wohnzimmern oder Fluren erlaubt - solange vor der Buchung darauf hingewiesen wurde und sie klar sichtbar waren. Vom 30. April an sind nur noch Außenkameras zugelassen, etwa in Türklingeln.

Amazon-Kunden müssen sich künftig schneller entscheiden. Das US-Handelsunternehmen verkürzt die Rückgabefrist für zahlreiche Produkte von 30 auf 14 Tage. Das bestätigte Amazon gestern. Die neue Regelung soll ab dem 25. April gelten. Betroffen sind die Warengruppen Elektronik, Kamera, Bürobedarf, Musik, Filme und Videospiele.

Tesla-Chef Elon Musk besucht nach dem Anschlag auf die Stromversorgung der Autofabrik nach einem Bericht von "Table Media" am Mittwoch das Werk in Grünheide bei Berlin. Tesla ist nach tagelangem Stromausfall seit Montag wieder am Netz und fährt die Produktion hoch. "Table Media" berief sich auf Unternehmenskreise. Tesla äußerte sich dazu heute zunächst nicht.

Bisher unbekannte Täter hatten am Dienstag vergangener Woche auf einem Feld in Ostbrandenburg Feuer an einem frei zugänglichen Strommast gelegt, der auch die Versorgung der Autofabrik in Grünheide gewährleistet. Tesla hatte zunächst damit gerechnet, dass die Produktion wegen des Stromausfalls bis Ende dieser Woche stillsteht. Dem Versorger Edis zufolge konnte jedoch am vergangenen Montagabend die entscheidende Schaltung in der Netzleitstelle erfolgen. Die Produktion soll nach und nach wieder hochgefahren werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 12. März 2024 um 09:00 Uhr.