Nach neuen Geschäftszahlen Bankaktien drücken die Wall Street
Unter der Führung der Bankaktien ist es nach dem langen Wochenende in New York heute bergab gegangen. Den Anlegern missfielen neue Quartalsberichte, zudem halten sich Zinssorgen hartnäckig.
Schwach aufgenommene neue Geschäftszahlen aus dem Bankensektor haben heute die Wall Street belastet, nachdem der Markt am Vortag wegen eines Feiertages noch geschlossen geblieben war. Der Dow Jones, der Leitindex der Standardwerte, gab 0,62 Prozent nach auf 37.361 Punkte. Die technologielastige Nasdaq hielt sich etwas besser mit einem Minus von 0,19 Prozent, der Auswahlindex Nasdaq 100 schloss nahezu unverändert bei 16.830 Punkten. Der marktbreite S&P-500-Index ging bei 4.765 Stellen um 0,37 Prozent leichter aus dem Handel.
Im Fokus der Street stand heute neben neuen Geschäftsberichten aus dem Bankensektor die erste Vorwahl der Republikaner um die Präsidentschaftskandidatur der Partei im Bundesstaat Iowa, die der ehemalige Präsident Donald Trump klar gewann. Zudem beschäftigte nach wie vor das Dauer-Zinsthema die Anleger, weshalb derzeit Konjunkturdaten und Aussagen aus der Notenbank erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt wird.
US-Notenbankdirektor Christopher Waller sieht die Fed im Kampf gegen die Inflation fast am Ziel, warnt jedoch vor übereiltem Handeln. Das Ziel einer Teuerungsrate von zwei Prozent sei in "greifbarer Nähe", sagte er heute bei einem von der Washingtoner Denkfabrik Brookings Institution organisierten Online-Auftritt. Dennoch müssten Änderungen des geldpolitischen Kurses "sorgfältig abgestimmt" werden. Es dürfe "nicht überstürzt" gehandelt werden.
Er dämpfte damit Markterwartungen, wonach es bereits im März zu einer geldpolitischen Lockerung kommen könnte. Die Fed müsse sichergehen, dass die Gefahr eines erneuten Anstiegs der Inflation gebannt sei, betonte Waller. Unabhängig davon, wann die Zinssenkung kommen werde, müsse sie "methodisch und sorgsam" angegangen werden. Da Konjunktur und Arbeitsmarkt in einem guten Zustand seien, gebe es keinen Grund, die Zinsen so schnell und umfassend zu senken, wie dies früher - etwa in Krisenzeiten - der Fall gewesen sei.
"Die Zentralbanken auf der ganzen Welt fangen an, den überschwänglichen Wetten der Anleger auf schnelle und starke Zinssenkungen entgegenzutreten", sagte Nick Zamparelli, Chefanleger beim Finanzdienstleister Sequoia.
Gleichzeitig ging die US-Berichtssaison mit weiteren Zahlen aus dem Bankenbereich weiter. Die Resultate der beiden Großbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley fielen im vierten Quartal uneinheitlich aus. Beide Häuser litten unter millionenschweren Einzahlungen in den Einlagensicherungsfonds der Banken von je mehr als 500 Millionen Dollar. Insgesamt tendierte der ganze Sektor schwächer, auch die Papiere der Konkurrenten gaben nach.
Hintergrund ist die Pleite der Silicon Valley Bank vor zehn Monaten - diese schlägt sich indirekt auf die Bilanzen der US-Großbanken durch. So hatte etwa die Investmentbank JPMorgan Chase wegen Zahlungen an den US-Einlagensicherungsfonds DIF im vierten Quartal beim Gewinn deutlich Federn gelassen.
"Die Stimmung der Investoren in Bankenaktien war Ende 2023 am positivsten", sagte Brian Mulberry, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Zacks. Die Anleger hätten geglaubt, dass die Zinsen der US-Notenbank bald wieder nach unten gehen, was das Geschäft der Geldhäuser mit Krediten und Investmentbanking stärken sollte. "Aber jetzt weicht die Zinseuphorie der Marktteilnehmer einem gewissen Realismus. Sie machen sich zunehmend Gedanken, ob sich der Kurs der Währungshüter dieses Jahr wie erwartet entwickeln wird."
Während mit Goldman Sachs die führenden Investmentbank des Jahres ihre Vorjahresergebnisse deutlich übertraf, enttäuschte Konkurent Morgan Stanley. Im Schlussquartal stand bei Goldman ein Gewinn von 2,01 Milliarden Dollar in den Büchern, verglichen mit einem Plus von 1,33 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum. Die Ergebnisse lagen über den Erwartungen der Analysten, die im Dow enthaltene Aktie schloss nach uneinheitlichem Handel am Ende gegen den Branchentrend noch um knapp 0,7 Prozent höher.
Morgan Stanley verdiente mit 1,4 Milliarden Dollar rund 35 Prozent weniger als im Vorjahr. Zudem mussten neben den Einlagen in den Sicherungsfonds hohe Rückstellungen für Kreditausfälle und Rechtsrisiken gebildet werden. Operativ stagnierten die Erträge bei rund 8,5 Milliarden Dollar. Die Aktie verlor 4,1 Prozent.
Die Krise bei Boeing trieb die Aktien des US-Flugzeugbauers weiter steil nach unten. Die Papiere, die im Dow-Jones-Leitindex enthalten sind, fielen heute nach dem langen Feiertagswochenende deutlich um 7,89 Prozent auf 200,52 Dollar. Sie bauten damit ihre Verlustserie im bisher kurzen Jahresverlauf bereits auf mehr als 21 Prozent aus.
Davor hatte ihr Kurs von Ende Oktober bis kurz vor Weihnachten um mehr als die Hälfte zugelegt. Inzwischen haben die Aktien aber schon mehr als 50 Prozent der Gewinne aus der Rally wieder abgegeben und gelten damit charttechnisch als klar angeschlagen.
Den Luftfahrtkonzern und Airbus-Erzrivalen belastet weiterhin die Beinahe-Katastrophe einer Maschine des Typs 737-9 Max. Bei dem Jet war während eines Fluges am 5. Januar ein Rumpfteil herausgebrochen. Daraufhin ordnete die US-Luftfahrtbehörde FAA an, Flugzeuge dieses Typs am Boden zu lassen. Am Freitag leitete sie zudem Ermittlungen ein, die weit über das Problem mit dem konkreten Bauteil hinausgehen könnten.
Der DAX knüpfte heute an seine Vortagesverluste an und schloss erneut im Minus. Am Ende stand ein moderater Abschlag von 0,3 Prozent auf 16.571 Punkte. Im Tagestief sackte der deutsche Leitindex bis auf 16.476 Punkte und markierte damit im Verlauf ein neues Jahrestief ab. Seit Jahresbeginn hat der deutsche Leitindex damit bei seinem "Abstieg auf Raten" im Tief etwas über 1,6 Prozent verloren - nach einer von großen Zinssenkungshoffnungen getragenen, teilweise geradezu euphorischen Rally im vierten Quartal 2023.
Der MDAX der export- und industrielastigen mittelgroßen Wette hat seit Jahresbeginn sogar schon sehr deutlich rund 5,3 Prozent verloren. Heute ging es um 1,11 Prozent auf 25.698 Punkte bergab.
Zurückgenommene Erwartungen hinsichtlich rascher Zinssenkungen bei gleichzeitig durchwachsenen Konjunkturdaten dämpfen schon seit Jahresbeginn die Kauflaune. Anleger schrecken jedoch nicht nur wegen der gesunken Zinserwartungen zurück, schließlich ist die Inflation zuletzt zwar gesunken, aber noch nicht besiegt.
Auch geostrategisch hat sich die Lage mit den Kriegen in der Ukraine und Nahost sowie den Spannungen in der Region am Roten Meer eher verschärft. Vor allem der jüngste Konflikt am Golf von Aden droht wieder Lieferketten zu gefährden, mindestens aber Fracht zu verzögern und zu verteuern.
"Unter den Investoren macht sich jetzt Ernüchterung breit, was die Zinserwartungen anbelangt", sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. "Sie gehen zwar weiterhin von Zinssenkungen aus, hinterfragen aber immer mehr Zeitpunkte und Anzahl dieser Schritte."
Einer Ausgangslage, die übrigens auch für die Wall Street gilt, die als Einflussgeber für die heimische Börse und die anderen europäischen Märkte unerlässlich ist. Zuletzt sind dort ebenfalls wieder Zweifel an raschen Zinssenkungen durch die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) aufgekommen.
Für eine Überraschung sorgte am späten Vormittag jedoch der ZEW-Index. Demnach haben sich Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten im Januar den sechsten Monat in Folge verbessert. Das Stimmungsbarometer stieg auf 15,2 Zähler - und damit auf den höchsten Stand seit Februar 2023. ZEW-Präsident Achim Wambach erklärte den leichten Anstieg der Erwartungen mit prognostizierten Leitzinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) im ersten Halbjahr.
Unter den Einzeltitel im DAX gehörte Rüstungskonzern Rheinmetall zu den größten Gewinnern, im MDAX lagen Hensoldt an der Spitze. Zudem waren defensive Aktien wie Qiagen, Merck, aber auch die T-Aktie gegen den Trend besser.
Commerzbank gaben die Gewinne des Vortages wieder ab, zudem verloren auch der Laborbetreiber Sartorius, Siemens Energy und erneut der Berliner Online-Modehändler Zalando deutlich. Die Zalando-Aktie hat im bisherigen Jahr schon rund 20 Prozent an Wert verloren.
Der Euro wird durch einen stärkeren Dollar unter Druck gesetzt. Die US-Währung profitiert von Zweifeln an raschen Zinssenkungen der Fed, der Euro kostete zuletzt im US-Handel 1,0876 Dollar und damit rund 0,7 Prozent weniger als gestern. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0882 (Montag: 1,0945) US-Dollar fest
Fundamentalen Gegenwind kam heute für den Greenback allerdings aus dem US-Bundesstaat New York. Dort hat sich die Industriestimmung New York sehr stark eingetrübt. Der Empire-State-Index fiel von minus 14,5 Punkten im Vormonat auf minus 43,7 Punkte, wie die regionale Notenbank von New York heute mitteilte. Dies ist der niedrigste Stand seit Mai 2020.
Analysten hatten im Schnitt hingegen einen Anstieg auf minus 5,0 Punkte erwartet. Vor allem stark gesunkene Auftragseingänge haben den Indikator belastet. Der regionale Stimmungsindikator liegt jetzt noch deutlicher unter der Nulllinie. Er signalisiert damit einen merklichen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität.
Volkswagen hat 2023 den US-Autobauer Tesla als führende E-Auto-Marke in Deutschland mit 70.628 Neuwagen überholt, ein Plus von fast zwölf Prozent. Tesla büßte mit 63.685 Neuzulassungen hingegen neun Prozent ein. Die drei deutschen Autokonzerne VW, BMW und Mercedes-Benz erzielten ein überdurchschnittliches Wachstum von 32 Prozent, so dass ihr Marktanteil auf 46 von 38 Prozent kletterte.
Papiere von Delivery Hero haben heute mit 21,64 Euro so wenig gekostet wie noch nie, sich im Gefolge aber wieder gefangen. Nach dem Kurseinbruch von 44 Prozent im vergangenen Jahr hat der Verfall der Aktie einen neuen Tiefpunkt erreicht, die Corona-Euphorie in der Branche der Essenslieferanten ist endgültig verflogen. Zum Vergleich: 2021 hatte die Aktie, die zeitweise sogar in den DAX aufgestiegen war, in der Spitze 145 Euro gekostet.
Der Passagierverkehr am Frankfurter Flughafen ist trotz klarer Zuwächse im vergangenen Jahr noch deutlich unter dem Niveau aus der Zeit vor der Corona-Krise geblieben. Der Flughafenbetreiber Fraport zählte 2023 zwar rund 59,4 Millionen Fluggäste und damit über ein Fünftel mehr als ein Jahr zuvor. Das waren aber immer noch knapp 16 Prozent weniger als im Rekordjahr 2019 direkt vor der Pandemie.
Der US-Chiphersteller Intel ist nach eigenen Worten sehr zufrieden mit der Unterstützung der Bundesregierung für das geplante Werk in Magdeburg. Alles laufe nach Plan, sagte Fabrikchef Keyvan Esfarjani beim Weltwirtschaftsforum in Davos auf eine Frage nach einer vorübergehenden Unsicherheit rund um Subventionen aus dem Bundeshaushalt. "Die Unterstützung und Zusammenarbeit waren hervorragend und wir treiben das Projekt voran."
Der britische Telekomkonzern Vodafone und der weltgrößte Softwarekonzern Microsoft haben eine weitreichende strategische Partnerschaft zu Anwendungen Künstlicher Intelligenz (KI) geschlossen. Die Vereinbarung hat eine Laufzeit von zehn Jahren. Im Rahmen der Kooperation sollen Zukunftstechnologien wie das Internet der Dinge und Cloud-Services um KI-Funktionen erweitert werden.
Apple hat nach Berechnungen von Marktforschern erstmals ein Jahr als weltgrößter Smartphone-Anbieter abgeschlossen. Mit 234,6 Millionen iPhones verdrängte der US-Konzern 2023 nach mehr als zehn Jahren Samsung von der Spitze, wie die Analysefirma IDC in der Nacht mitteilte. Samsung kam auf 226,6 Millionen abgesetzte Smartphones.
Der iPhone-Konzern schaltet in seinen neuen Computer-Uhren Apple Watch Series 9 und Apple Watch Ultra 2 in den USA die Funktion zur Messung des Blutsauerstoffgehalts ab, um die Geräte nach einem verlorenen Patentverfahren weiter verkaufen zu können. Das ging gestern Abend aus Gerichtsunterlagen hervor.
Die europäische Raumfahrtbehörde Esa hat einen von zwei Aufträgen zur Entwicklung von Erdbeobachtungssatelliten an die OHB-Tochter OHB System AG vergeben. Der Auftrag ist sechs Millionen Euro wert und läuft zweieinhalb Jahren, wie das Bremer Raumfahrtunternehmen mitteilte. Entwickelt wird die neue Generation der Satelliten "Sentinel-2" des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus.