Ruhiger Handel nach Weihnachten DAX schließt mit kleinem Plus
Knapp über dem Schlussstand der Vorwoche hat der deutsche Leitindex den Handelstag beendet. Vor dem Jahreswechsel lassen die Handelsumsätze deutlich nach, auch an der Wall Street gibt es kaum Kursbewegungen.
Mit 16.742 Punkten hat der DAX den Handelstag auf XETRA in der verkürzten Börsenwoche beendet - 0,2 Prozent über dem Stand vom Freitag. Die Handelsaktivitäten auf dem Börsenparkett hielten sich insgesamt in Grenzen, bei Einzelwerten gab es dennoch die ein oder andere deutliche Kursbewegung.
Laut Jürgen Molnar, Marktexperte beim Brokerhaus RoboMarkets, könnten auch die kommenden Tage unspektakulär verlaufen: "Die Karten an der Börse sollten erst dann wieder so richtig gemischt werden, wenn alle Marktteilnehmer wieder an Bord und in ihren Büros sind. Das könnte durchaus bis Mitte Januar dauern".
Auch in den USA hielten sich die Kursschwankungen bis zum Abend in Grenzen. Der Dow Jones Industrial notierte bis zum XETRA-Schluss 0,11 Prozent höher bei 37.586,21 Punkten. Der marktbreite S&P 500 sank um 0,08 Prozent auf 4.771,03 Punkte. Der technologielastige Nasdaq 100 verlor 0,09 Prozent auf 16.863,27 Zähler.
Unter den Einzelwerten standen die Aktien von Apple und Microsoft im Mittelpunkt. Die Apple-Aktie war zunächst schwächster Dow-Wert. Apple kann die meisten Modelle seiner Computer-Uhr nach einem verlorenen Patentverfahren nicht mehr in die USA einführen und damit auch nicht im Heimatmarkt verkaufen. Das Weiße Haus hätte die Entscheidung noch mit einem Veto kippen können, entschied sich nun aber dagegen.
Die US-Zeitung "New York Times" hat Microsoft und das Software-Unternehmen OpenAI wegen des KI-Chatbots ChatGPT mit künstlicher Intelligenz verklagt. Das Blatt wirft den Firmen vor, dass sie Wissen aus Millionen Artikeln benutzt haben, um ChatGPT zu füttern und damit auf Kosten der "New York Times" ein Geschäft aufbauen. Ziel der Klage sei es, die Firmen für die gesetzlichen und tatsächlichen Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe haftbar zu machen, so die Klageschrift.
Die europäische Gemeinschaftswährung hat sich nach anfänglichen leichten Verlusten deutlicher ins Plus bewegt und notiert derzeit bei 1,1110 Dollar. Damit markiert der Euro den höchsten Stand seit Ende Juli. Die Hoffnung auf Zinssenkungen in den USA im kommenden Jahr treibt weiter. Die Feinunze Gold wird bei 2.065 Dollar gehandelt und damit in etwa auf Vortagesniveau.
Die Ölpreise haben sich im Laufe des Handels etwas von ihren gestern verbuchten Monatshöchstständen entfernt. Für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent wurden am Nachmittag 80,27 Dollar gezahlt, das waren 0,6 Prozent weniger als am Vortag. Marktteilnehmer verweisen auf Gespräche über die Wiederaufnahme des Transits durch das Rote Meer, was auch den Öltransport verbilligen würde.
Die Papiere von Siemens Energy konnten ihre Gewinne im Tagesverlauf weiter ausbauen und schlossen rund fünf Prozent höher. Mit einem Jahresverlust von immer noch knapp 33 Prozent bleibt der Titel aber einer der schwächsten im DAX. Auch die beiden Technologieaktien SAP und Infineon sind gefragt.
Auch bei Bayer griffen einige Anleger vor Jahresende noch zu und verhalfen dem Titel zu einem Plus von 2,5 Prozent. Nach einer Reihe von Niederlagen hatte der Agrarchemie- und Pharmakonzern kurz vor Weihnachten einen Glyphosat-Rechtsstreit in den USA gewonnen. Mit einem Minus von rund 30 Prozent sind die Papiere dennoch drittschwächster DAX-Wert des Jahres 2023.
Aktionäre der Deutschen Börse sollen 2024 vom ersten Aktienrückkaufprogramm des Unternehmens seit sechs Jahren profitieren. Vom 2. Januar an will der DAX-Konzern für bis zu 300 Millionen Euro eigene Papiere zurückkaufen. In einem Zeitraum bis längstens 3. Mai 2024 sollen bis zu 14 Millionen Aktien erworben werden. Künftig will die Deutsche Börse zudem 30 bis 40 Prozent des den Anteilseignern zuzurechnenden Jahresüberschusses als Dividende ausschütten.
Im MDAX schloss die Nordex-Aktie vier Prozent höher und reagierte damit nicht auf aktuelle Nachrichten. Denn im Konflikt um einen Tarifvertrag bei den Windkraftunternehmen Ørsted und Nordex droht die IG Metall mit einer härteren Gangart, sollte Anfang 2024 keine Einigung erzielt werden. Nach jeweils zwei Warnstreiks will die IG Metall bei beiden Unternehmen im Januar zu einer Lösung kommen. Der Gewerkschaft zufolge liegen die Entgelte der Windbranche im Schnitt 20 Prozent unterhalb des Flächenniveaus.
Die Aussicht auf wieder sinkende Frachtraten setzte den Aktien der Containerschifffahrtsriesen zu. Papiere von Maersk und Hapag Lloyd verloren jeweils mehr als fünf Prozent. Gespräche über die Wiederaufnahme des Transits durch das Rote Meer bedeuteten, dass die Tarife recht schnell wieder sinken könnten, sagt Nordnet-Analyst Per Hansen.
Die Aktien der Modemarke Superdry legten an der Londoner Börse in der Spitze um knapp neun Prozent zu. Einem Bericht der Zeitung "The Telegraph" zufolge führt Superdry Gespräche über den Verkauf von Markenrechten in den USA und im Nahen Osten. Damit wolle die Firma Millionen einnehmen und ihre Bilanz stärken.