Anleger zurückhaltend Leichte Verluste vor der Weihnachtspause
Vor der Weihnachtspause wollten die Anleger keine Risiken eingehen, der DAX entfernt sich weiter von der 20.000er-Marke. Auch in den USA bleiben die Investoren zurückhaltend.
Der DAX schloss 0,2 Prozent leichter auf 19.848 Punkten. Damit hat der deutsche Leitindex die Marke von 20.000 Punkten vor den Weihnachtsfeiertagen nicht mehr zurückerobert. Morgen an Heiligabend findet kein Börsenhandel statt. Auch an Silvester und Neujahr bleibt die Börse geschlossen. Für 2024 steht für den DAX derzeit ein Gewinn von rund 19 Prozent zu Buche.
Nach dem starken und schnellen Kursrutsch der Vorwoche bleibe der DAX angeschlagen und sollte zunächst noch einmal vor einem Rücklauf stehen, kommentiert Christian Zoller, Charttechnik-Experte bei ING. "Dann muss abgewartet werden, wie weit dieser Rücklauf läuft und ob der DAX ein weiteres Verlaufstief unter 19.649 Punkten ausbildet oder bereits vorher wieder nach oben abdreht."
Die Fachleute der Helaba rechnen für die kommenden Monate aber nicht mehr mit kräftigen Kursgewinnen: "Nach zwei Jahren mit überdurchschnittlich guter Aktienperformance ist für 2025 bei den international führenden Indizes nur noch mit einem moderaten Anstieg der Notierungen zu rechnen. So sind insbesondere die US-Leitindizes als wichtigster Taktgeber für den globalen Aktienmarkt schon hoch bewertet, was das Potenzial begrenzt."
Holger Schmieding, Chefvolkswirt bei der Berenberg Bank, ist zumindest vorsichtig: "Am Aktienmarkt bleiben viele der Kurstreiber des Jahres 2024 auch 2025 bestehen. Angesichts vieler Unsicherheiten gilt jedoch mehr noch als sonst, dass an den Risikomärkten zeitweilige Rückschläge im Aufwärtstrend durchaus möglich sind."
Schlechte Nachrichten kommen für die Anleger von der Ausschüttungspolitik der Unternehmen. Mit gut 59 Milliarden Euro dürfte die Dividendensumme der Unternehmen in DAX und MDAX für das Geschäftsjahr 2024 knapp vier Prozent kleiner ausfallen als ein Jahr zuvor. Hauptgrund für den Rückgang ist die Krise in der Automobilbranche.
BMW, Mercedes und VW dürften Schätzungen der Dekabank zufolge mit 9,9 Milliarden Euro zusammen 4 Milliarden Euro weniger an ihre Aktionäre auszahlen als vor Jahresfrist.
Nach derzeitigem Stand dürften für das abgelaufene Geschäftsjahr 23 der 40 Unternehmen in der ersten deutschen Börsenliga die Ausschüttung je Aktie im Vergleich zum Vorjahr erhöhen, so die Dekabank. Auf die größte Summe mit knapp 5,9 Milliarden Euro können demnach die Anteilseigner des Versicherers Allianz hoffen.
Auch an der Wall Street tut sich heute nicht mehr besonders viel, da die meisten Investoren die Bücher für dieses Jahr bereits geschlossen haben. Der Leitindex Dow Jones Industrial sinkt um 0,6 Prozent auf 42.586 Punkte. Der marktbreite S&P 500 fällt um 0,1 Prozent auf 5.926 Punkte zurück. Der technologielastige Nasdaq 100 steigt dagegen um knapp 0,3 Prozent auf 21.357 Zähler.
Am morgigen Dienstag findet in den USA nur ein verkürzter Handel statt. Am Mittwoch bleiben die Börsen dort ganz geschlossen. Trotz des jüngsten Rücksetzers wegen nachlassender Erwartungen bezüglich weiterer Leitzinssenkungen können sich die Anleger über ein gutes Börsenjahr 2024 freuen. Der Dow bringt es bislang auf ein Plus von rund 13 Prozent, der Nasdaq 100 ist sogar fast doppelt so stark gestiegen.
Die beiden japanischen Autobauer Honda und Nissan verhandeln über eine mögliche Fusion. Das teilten beide Unternehmen mit und bestätigten entsprechende Medienberichte. Ein Zusammenschluss würde den drittgrößten Autobauer der Welt nach Toyota und VW schaffen. Honda und Nissan wollen damit vor allem ihre Position auf dem Elektroautomarkt stärken, der von Tesla aus den USA und chinesischen Herstellern dominiert wird.
Der Chemiekonzern BASF verkauft sein Geschäft mit Lebensmittelzusatzstoffen an den niederländischen Agrarhändler Louis Dreyfus Company (LDC). Die Vereinbarung sei Teil der laufenden strategischen Portfolio-Optimierung, teilte das DAX-Unternehmen mit. Sie umfasse den Produktionsstandort im bayerischen Illertissen: Voraussichtlich etwa 300 Beschäftigte würden dann von BASF zu LDC übertreten. Zum Verkaufspreis machte BASF keine Angaben.
VW-Aktien fielen heute zurück und waren größter DAX-Verlierer. Die Wolfsburger wollen bis 2030 mehr als 35.000 Stellen sozialverträglich abbauen. VW spart durch die Arbeitskostenentlastung nach eigener Aussage 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. Zudem sagte der Konzern eine neue Beschäftigungssicherung bis 2030 zu. Eine Schließung ganzer Werke wird es, anders als zwischenzeitlich befürchtet, zunächst nicht geben.
Aussagen von NATO-Generalsekretär Mark Rutte zu wohl notwendigen Wehrausgaben haben den Aktien von Rüstungsunternehmen Auftrieb gegeben. Für Rheinmetall und Hensoldt ging es heute weiter aufwärts. Mit Jahresgewinnen von 120 beziehungsweise 43 Prozent liegen die beiden Werte auch für diesen Zeitraum in ihren Indizes weit vorn.