Dow & Co. im Minus Zu viele Probleme an der Wall Street
Erneute Verluste bei den Regionalbanken, aber auch Sorgen über den Schuldenstreit im Kongress lasteten zum Wochenschluss auf der Wall Street. Der DAX hatte es zuvor besser gemacht.
In New York haben die großen Aktienindizes nach einem lethargischen Handelsstart unisono im Minus geschlossen. Gegen Sitzungsende grenzten die Indizes ihre Verluste aber noch ein, so dass diese letztlich überschaubar blieben.
Der Leitindex Dow Jones hielt sich am besten mit einem Mini-Minus von 0,03 Prozent auf 33.300 Punkte. Die Technologiebörse Nasdaq verlor 0,35 Prozent, der Auswahlindex Nasdaq 100 0,37 Prozent. Der marktbreite S&P--Index gab am Ende 0,16 Prozent nach.
Es gab eine ganze Fülle von Belastungsfaktoren, die den Markt ins Minus drückten. Anhaltende Sorgen um den Regionalbanksektor, eine gesunkene Verbraucherstimmung sowie das zähe Ringen zwischen Republikanern und Demokraten um die Schuldenobergrenze drückten die Stimmung an der Wall Street.
Die Anteilsscheine des um zusätzliche Liquidität ringenden Regionalinstitutes PacWest gerieten im Verlauf erneut unter Druck, nachdem sie am Donnerstag bereits um 23 Prozent abgestürzt waren, erholten sich dann aber auf niedrigem Niveau. "Weitere US-Banken stehen im Fadenkreuz des Marktes (…) obwohl viele der unter Druck stehenden Banken im Allgemeinen über solide Kreditfundamentaldaten verfügen", sagten die Analysten von DBRS Morningstar.
Als Bremsklotz für die Börsen erweist sich auch der anhaltende Streit über die Anhebung der US-Schuldenobergrenze. Rund drei Wochen vor einem drohenden Zahlungsausfall der USA sind die Gespräche der Demokraten und Republikaner über die Anhebung der Schuldenobergrenze auf Anfang kommender Woche vertagt worden.
"In dem Worst-Case-Szenario droht den Finanzmärkten ein Kollaps", sagte Christian Henke, Stratege bei IG Markets. Bislang sei das jedoch immer in letzter Minute verhindert worden.
Doch die Verbraucherstimmung hat sich angesichts der Verunsicherung bereits merklich eingetrübt. Das von der Universität Michigan ermittelte Barometer fiel auf 57,7 Punkte von 63,5 Zählern im April. Dies ist der niedrigste Wert seit November 2022.
Übergeordnet wägen die Anleger, wie zuvor schon in Europa, ab, zwischen den Chancen am Aktienmarkt durch eine womöglich bald eintretende Zinspause der US-Notenbank Fed und den negativen Auswirkungen einer drohenden Rezession.
Netflix-Papiere standen im Fokus und fielen um 1,4 Prozent. Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge will die Video-Streaming-Plattform ihre Ausgaben in diesem Jahr um 300 Millionen Dollar kürzen. Streaming-Unternehmen sind derzeit mit einem gesättigten Markt konfrontiert haben es immer schwerer, Abonnenten zu gewinnen und zu halten. Walt Disney hatte mit Disney+ im letzten Quartal einen Abo-Rückgang um vier Millionen verzeichnet.
Hoffnungen auf nachlassenden Gegenwind von den Notenbanken, aber auch weitere Konjunktursorgen haben den Handel an der Frankfurter Börse bestimmt. Kein neues Szenario, denn "Bullen" (Käufer) und "Bären" (Verkäufer) neutralisieren sich derzeit - ohne dass abzusehen wäre, in welche Richtung das Börsenpendel ausschlagen wird. Auch eine Fülle neuer Firmenbilanzen und Konjunkturdaten haben an dieser Ausgangslage in der abgelaufenen Handelswoche nichts geändert.
Positive Impulse lieferte heute unter anderem die Nachricht über wieder aufgenommene Gespräche zwischen China und den Vereinigten Staaten nach langanhaltenden und intensiven Spannungen.
Der DAX schloss bei einem Tageshoch von 15.938 Punkten letztlich ein halbes Prozent höher bei 15.913 Punkten. Unterm Strich hält die Bewegungsarmut im DAX damit weiter an, im Wochenvergleich gab es ein leichtes Minus von rund 0,3 Prozent. Der MDAX ging bei 27.335 Zählern aus dem Handel, ein gewinn von 0,32 Prozent.
Einem Monat schon bewegt sich das deutsche Börsenbarometer in einer schmalen Handelsspanne von rund 400 Punkten zwischen 15.600/15.700 Zählern auf der Unter- und 16.000 Punkten auf der Oberseite.
Konjunkturell scheint die Lage derzeit eher trüber als freundlicher zu sein, meint Marktstratege Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Er wertet die jüngst extrem schwachen Zahlen zu den deutschen Auftragseingängen und zur hiesigen Industrieproduktion gar als Rezessionssignal. Er sieht auch die USA wirtschaftlich immer weiter an Boden verlieren.
Nach Einschätzung von Robert Halver, Kapitalmarktanalyst der Baader Bank, fehlt den Aktien derzeit der "Kick" frischer Impulse. "Da zuletzt die Konjunkturrisiken wieder verstärkt in den Anlegerfokus gerieten, verlieren die Aktienmärkte an fundamentaler Stärke. Gleichzeitig kommt die wirtschaftliche Flaute jedoch der Inflationsentspannung zugute, die den Notenbanken den Einstieg in den Ausstieg aus der Zinswende erleichtert", erklärte Halver.
Zu den weiteren unmittelbaren Risiken gehören weiterhin der unkalkulierbare Fortgang der US-Regionalbankenkrise sowie die drohende US-Zahlungsunfähigkeit wegen der Streitereien im Kongress zwischen Republikanern und Demokraten. Experten gehen allerdings davon aus, dass sich die Protagonisten wie schön des Öfteren kurz vor Ablauf der Frist im US-Kongress einigen werden, um einen Zahlungsausfall des Landes zu vermeiden.
Die Gemeinschaftswährung knüpft an die schwache Tendenz des Vortages an und wurde zuletzt im US-Handel bei 1,085 Dollar am Tagestief gehandelt. Der Dollar bautedamit seine Gewinne zum Euro aus. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0892 (Donnerstag: 1,0930) Dollar fest.
In den USA lässt aktuell zwar die Teuerung ein wenig nach, was Spekulationen auf eine Pause bei den Zinserhöhungen der US-Notenbank befeuert hat. Fed-Vertreter bleiben jedoch vorsichtig. Erst am Donnerstag hatte der Präsident der regionalen Fed in Richmond, Thomas Barkin, gemahnt, dass die Inflation hartnäckig hoch bleibe.
Heute nun legte Neel Kashkari, der Präsident der regionalen Notenbank von Minneapolis, nach. Auch seiner Ansicht nach ist der Preisdruck weiterhin zu hoch. Der Dollar profitiert damit derzeit von der Aussicht auf einen eher restriktiven Kurs der US-Notenbank.
Skepsis wegen der globale Konjunkturentwicklung lastete auf den Erdölpreisen. Die Notierungen tendierten nach wechselhaftem Handel am Ende deutlich im Minus. Ein Fass der Nordseesorte Brent kostete rund 1,2 Prozent weniger bei 74,10 Dollar.
An den Finanz- und Rohstoffmärkten herrscht Skepsis über die Konjunkturentwicklung. Für die weltgrößte Volkswirtschaft USA wird im L Prozent weniger. aufe des Jahres eine Rezession befürchtet. Die zweitgrößte Wirtschaftsnation China erholt sich zwar, allerdings uneinheitlich. Während die Dienstleister wachsen, gibt es Probleme in der energieintensiven Industrie. Die Erdölpreise werden durch diesen Konjunkturpessimismus belastet.
Laut den Rohstoffexperten der Commerzbank zeichnet sich für das zweite Halbjahr aber eine deutliche Unterversorgung des Marktes ab. "Diese dürfte aufgrund der ab Mai geltenden freiwilligen Produktionskürzungen einiger OPEC-Länder sogar noch größer ausfallen, selbst wenn man für den Irak keine weitere Drosselung mehr unterstellt", heißt es in einem Kommentar. Das sich abzeichnende "beträchtliche" Angebotsdefizit spreche für steigende Ölpreise im Jahresverlauf.
Die Schwäche der nach Marktwert größten Kryptowährung Bitcoin setzte sich fort. Zum Wochenschluss fiel der Kurs auf den tiefsten Stand seit knapp zwei Monaten. Für einen Bitcoin müssen auf der Handelsplattform Bitstamp im Tief 25.881 Dollar gezahlt werden.
"Anleger dies- und jenseits des Atlantiks sehen sich derzeit mit einem Cocktail aus Unsicherheitsfaktoren konfrontiert", schreibt Timo Emden von Emden Research. Neben einer rückläufigen Liquidität am Markt sei es unter anderem auch die harte Haltung der US-Regulierungsbehörden gegenüber der Krypto-Branche, die Investoren zum Rückzug bewege. Sorge bereite zudem das jüngste Aussetzen von Bitcoin-Auszahlungen auf der Handelsplattform Binance. Seit Jahresanfang ist die Bitcoin-Bilanz aber trotzdem klar positiv, der Kurszuwachs beträgt etwa 60 Prozent.
Zu den größten Gewinnern im DAX zählten Rheinmetall. Die Bundeswehr will nach Angaben aus Verteidigungskreisen 18 Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 kaufen, um die Lücken nach Lieferungen an die Ukraine zu schließen. Zudem schloss der Rüstungskonzern ein Joint Venture zum Bau und zur Reparatur von Panzern in der Ukraine.
Unter den Einzelwerten im DAX standen auch Allianz im Fokus. Preiserhöhungen und mehr Geschäft in der Sachversicherung haben das operative Ergebnis der Allianz im ersten Quartal um 24 Prozent auf 3,73 Milliarden Euro in die Höhe schnellen lassen.
Der Nettogewinn, der vor einem Jahr von Rückstellungen für die Affäre um "Structured Alpha"-Hedgefonds dezimiert worden war, hat sich auf 2,03 (0,47) Milliarden Euro mehr als vervierfacht, lag damit aber unter den Expertenerwartungen. Die Aktie bewegte sich kaum, nachdem vergangene Woche eine Dividende von 11,40 Euro ausgeschüttet worden war.
BMW standen nach dem Dividendenabschlag optisch am DAX-Ende. Das Unternehmen hat die Dividende für das Geschäftsjahr 2022 von zuletzt 5,80 auf 8,50 Euro kräftig erhöht. Die Dividendenrendite liegt damit bei rund 7,8 Prozent.
Die Auslieferungszahlen von Volkswagen haben sich im April weiter erholt. In nahezu allen Märkten übergab der Konzern deutlich mehr Autos an seine Kunden - insbesondere im wichtigen chinesischen Markt. Dort wurde im April mehr als jedes dritte Auto des Konzerns ausgeliefert. Lediglich im restlichen Teil der Asien-Pazifik-Region gab es ein kleines Minus.
Insgesamt stiegen die Auslieferungen des VW-Konzerns um fast 40 Prozent auf 720 200 Fahrzeuge, wie Volkswagen heute in Wolfsburg mitteilte. Und auch die einzelnen Marken schnitten fast durch die Bank besser ab als ein Jahr zuvor. Lediglich bei Lamborgini und Bentley, sowie den zu Traton gehörenden schweren Nutzfahrzeugen der Marke VW, gingen die Zahlen zurück.
Der Passagierverkehr am Frankfurter Flughafen hat sich wegen der Osterreisewelle ein weiteres Stück von der Corona-Krise erholt. Der Flughafenbetreiber Fraport zählte im April rund 4,8 Millionen Passagiere und damit 21,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Damit lag das Aufkommen noch 20 Prozent niedriger als vor der Pandemie im April 2019. Im März hatte der Rückstand bei rund 23 Prozent gelegen.
Der Medizintechnik-Hersteller Philips hat mit einer Zahlung von 62 Millionen Dollar den Vorwurf eines Gesetzesverstoßes in den USA ausgeräumt. Der Vergleich beziehe sich auf mögliche "Unregelmäßigkeiten in der Medizinprodukteindustrie" in China zwischen 2014 und 2019, für die das Unternehmen im vierten Quartal des vergangenen Jahres eine Rückstellung in Höhe von 60 Millionen Dollar gebildet habe.
Tesla hebt die Preise für Elektroautos in den USA erneut an. Aus Angaben auf der Unternehmens-Website geht hervor, dass der Aufschlag für Model S, X und Y im niedrigen einstelligen Prozentbereich liegt. Das Model S kostet nun ab 88.490 Dollar, das Model X ab 98.490 Dollar und Model Y ab 47.490 Dollar. Damit bewegen sich die Preise aber immer noch deutlich unter dem Niveau von Anfang des Jahres. Tesla-Papiere legen an der Nasdaq rund ein Prozent zu.
Dank eines glänzenden Schmuckgeschäfts ist der Luxusgüter-Hersteller Richemont kräftig gewachsen. Der Umsatz des Schweizer Konzerns stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 um 19 Prozent auf den Rekordwert von 19,95 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis des Herstellers von Cartier-Schmuck sowie Uhren der Marken A. Lange & Söhne und IWC kletterte gar um über ein Drittel.
"Dem Luxussegment geht es sehr gut, weil es in China mehr um die Erholung im Inland und nicht so sehr um die Produktion geht", sagte Anthi Tsouvali, Stratege bei State Street Global Markets.
Der Videospielkonzern Nintendo hat einen neuen Teil der legendären Zelda-Reihe veröffentlicht. Der Verkauf von "The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom" startete um Mitternacht. Wegen der Zeitverschiebung kamen die japanischen Videospielfans zuerst zum Zug. Von Tokio bis Paris bildeten sich schon Stunden vorher Schlangen vor Geschäften, die wegen der Zelda-Veröffentlichung nachts öffneten.
Ein Einstellungsfehler in der Cloud hat eine Datenpanne beim weltgrößten Autobauer Toyota verursacht. Fahrzeugdaten von etwa 2,15 Millionen Kunden in Japan aus dem Zeitraum November 2013 bis Mitte April 2023 seien öffentlich zugänglich gemacht worden, so Toyota. Diese könnten Details wie Fahrzeugstandorte und Identifikationsnummern von Fahrzeuggeräten umfassen.
Google wird seinen KI-Textroboter Bard auch in der Europäischen Union und in Deutschland auf den Markt bringen. Das kündigte Konzernchef Sundar Pichai gestern an. In der Branche hatte es zuletzt Spekulationen gegeben, dass das Tool mit Funktionen Künstlicher Intelligenz in Europa für einen längeren Zeitraum nicht zum Einsatz kommen könnte.
Tech-Milliardär Elon Musk legt den Chefposten bei Twitter nach einem chaotischen halben Jahr in die Hand einer Werbe-Expertin. Er heiße Linda Yaccarino als Vorstandsvorsitzende willkommen, verkündete Musk heute per Tweet und bestätigte damit jüngste US-Medienberichte. Die neue Geschäftsführerin des Kurznachrichtendienstes leitete zuletzt das Anzeigengeschäft beim Medienriesen NBCUniversal.
Die jahrzehntelange Erfahrung von Yaccarino könnte Twitter helfen, Ruhe in das Verhältnis zu wichtigen Werbekunden zu bringen, die Musk mit seinem erratischen Führungsstil verschreckte. Er selbst will sich künftig als Technikchef um Produkte und Software kümmern. Offen ist, wie viel Handlungsfreiheit die neue Managerin neben Musk haben wird.
Musk hatte am Vortag angekündigt, dass er bald den Chefjob abgeben wolle. Er hatte Twitter im Oktober für rund 44 Milliarden Dollar gekauft, alle Top-Manager gefeuert und selbst die Führung übernommen. Danach brachen die Werbeeinnahmen ein - die zentrale Geldquelle von Twitter.