Exporteinbruch in China Börsen kommen nicht vom Fleck
Zuletzt sind die Probleme in China wieder stärker in den Fokus der Börsen gerückt. Neue Sorgen um die Weltkonjunktur vereitelten zur Wochenmitte eine Kurserholung.
Schon seit Anfang des Monats stehen die Weltbörsen tendenziell unter Druck, was angesichts der vorangegangenen starken Phase nicht ungewöhnlich ist. Zudem passen sowohl die jüngste Gewinnserie als auch die derzeit durchlebte "Delle" in den großen Indizes in das übliche saisonale Muster. Dafür, dass die Aktienmärkte auch zur Wochenmitte nicht Fuß fassen konnten, gab es aber auch einen fundamentalen Grund.
Zwar sorgten die Pläne der chinesischen Staatsführung, von der strikten Null-Covid-Politik abzurücken, für Erleichterung. Doch signalisierten die Exportdaten aus dem November eine deutliche Schwäche der chinesischen Wirtschaft. Die neu entfachten Konjunktursorgen bremsten die Wall Street auch zur Wochenmitte aus. Der Dow Jones ging mit einem winzigen Plus praktisch unverändert aus dem Handel.
Die Technologietitel des Nasdaq 100 gaben 0,45 Prozent ab.
Auch am deutschen Markt ließen die chinesischen Exportdaten keine Erholung zu. Der DAX ging 0,57 Prozent tiefer aus dem Handel.
Vom Abschwung in der zweitgrößten Volkswirtschaft sei auch Deutschland deutlich betroffen, erklärte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets unter Verweis auf das deutlich geschrumpfte Handelsvolumen beider Länder.
Dass die deutsche Industrieproduktion im Oktober zum Vormonat weniger als erwartet zurückging und im September stärker als zunächst berichtet stieg, half den Kursen ebenfalls wenig. Trotz Materialknappheit, Energiekrise und hoher Inflation hielten die deutschen Unternehmen ihre Produktion im Oktober nahezu stabil. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 0,1 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem stärkeren Rückgang von 0,6 Prozent gerechnet, nachdem die Produktion im September noch um 1,1 Prozent gestiegen war.
Die britischen Hauspreise sind im November so stark gesunken wie seit der globalen Finanzkrise im Oktober 2008 nicht mehr. Es gab ein Minus von 2,3 Prozent zum Vormonat, wie der Hypothekenfinanzierer Halifax meldete. Der Rückgang spiegele "die schlimmsten Marktschwankungen der letzten Monate wider". Auch andere Barometer am Immobilienmarkt signalisieren eine Verlangsamung, da die erhöhte Inflation und die steigenden Kreditkosten die Geldbeutel der privaten Haushalte belasten.
Der Euro hat die Marke von 1,05 Dollar wieder erreicht. Am späten Abend notiert die Gemeinschaftswährung knapp über dieser Marke. Am Devisenmarkt wird auf neue Signale der Notenbanken zu weiteren Zinserhöhungen gewartet. Deutlichere Zinsschritte in den USA machen die US-Währung tendenziell attraktiver.
Der Bitcoin fiel nach der jüngsten Erholung wieder etwas zurück. Nach der Pleite der Krypto-Börse FTX wird der Ruf nach einer Regulierung des Cyber-Sektors wieder lauter. Nach Ansicht von EZB-Direktor Fabio Panetta hat es sich beim Versprechen von leicht verdientem Geld in der Kryptowelt um eine Blase gehandelt, die zum Platzen verdammt war. Daher sei es nun auf globaler Ebene dringend nötig, eine Regulierung einzuführen, um die Verbraucher vor den Risiken zu schützen. "Es hat sich herausgestellt, dass Kryptowerte kein Geld sind. Einige sind nur eine neue Form des Glücksspiels", sagte der Italiener heute. Der Chef der US-Börsenaufsicht SEC, Gary Gensler, sieht dies ähnlich kritisch. Er bezeichnete Krypto-Vermittler als "Krypto-Casinos".
Die Ölpreise setzten ihren Abwärtstrend fort. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete am späten Abend 77,30 Dollar. Die Rohöllagerbestände in den USA sind zwar überraschend deutlich gefallen. Die Benzinbestände legten jedoch stark zu. Experten verweisen auf eine schwache Nachfrage. Zudem ist Rohölproduktion überraschend gestiegen. Auch die Handelsdaten aus China lasteten auf den Notierungen. Seit Anfang der Woche ist der Preis für Öl aus der Nordsee um rund zehn Prozent gefallen.
Die Airbus-Aktie verlor im DAX über zwei Prozent. Der Flugzeugbauer wird sein Auslieferungsziel von rund 700 Maschinen 2022 nicht mehr erreichen, teilte das Unternehmen gestern Abend mit. Airbus geht nun von etwas weniger Maschinen aus. In den zwölf Monaten per Ende November habe das Unternehmen 565 Flugzeuge ausgeliefert, davon 68 im November. Airbus hatte bereits im Juli unter anderem auch wegen Problemen in der Lieferkette das ursprüngliche Ziel von 720 Maschinen aufgeben müssen.
Volkswagen steckt fast eine halbe Milliarde Euro in die Umstellung seines Stammwerkes Wolfsburg auf Elektroautos. In einem ersten Schritt sollen bis 2025 rund 460 Millionen Euro in den Umbau des Standortes investiert werden, teilte der Autokonzern heute mit. So liefen die Vorbereitungen für die Produktion des E-Autos ID.3 ab 2023 auf Hochtouren - das bislang in Zwickau gebaute Modell wird das erste E-Auto für das VW-Hauptwerk. Perspektivisch sei ein weiteres vollelektrisches Kompakt-SUV geplant. Insidern zufolge handelt es sich um ein elektrisches Pendant zum VW Tiguan.
Aktien der Pharmakonzerne GSK und Sanofi legten zeitweise deutlich zu, weil ihnen in den USA Tausende von Klagen in Verbindung mit einem Krebsverdacht bei dem Sodbrennen-Mittel Zantac erspart bleiben. GSK gewann bis zu 15,9 Prozent, Sanofi legte bis zu 8,8 Prozent zu. Das Urteil eines US-Bezirksgerichts in Florida macht etwa 50.000 Klagen vor Bundesgerichten zunichte, wobei landesweit noch Tausende Klageschriften anhängig bleiben. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hatte das seit 1983 zugelassene Zantac und dessen Generika vor rund zwei Jahren wegen eines möglichen Krebsrisikos vom Markt genommen.
Die BASF-Aktie büßte ein Prozent ein. Dem Chemiekonzern machen die steigenden Gaspreise zunehmend zu schaffen. "Wir müssen wirtschaftliche Entscheidungen treffen, ob wir bestimmte Anlagen bei diesen Preisen laufen lassen können oder nicht", so BASF-Finanzchef Hans-Ulrich Engel im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. So habe etwa die Ammoniakproduktion an den Standorten Antwerpen und Ludwigshafen an zwei der drei Anlagen seit März "über weite Teile des Jahres gestanden". Ammoniak wird zum Beispiel für die Herstellung von Dünger für die Landwirtschaft gebraucht.
Negative Nachrichten des US-Düngerherstellers Mosaic belasteten die Papiere des deutschen Konkurrenten K+S im MDAX. Mosaic hatte gestern nach US-Börsenschluss mitgeteilt, angesichts der langsamer als erwarteten Erholung der Nachfrage die Produktion in einem kanadischen Bergwerk vorübergehend zu verringern.
Die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS peilt höhere Gewinne an. Durch den Verkauf einiger Geschäftsbereiche und das Zurückfahren der regionalen Präsenz will die Fondsgesellschaft bis 2025 Kosten von 100 Millionen Euro einsparen, teilte die DWS auf einem Investorentag mit. Die Umschichtung soll den Gewinn je Aktie bis 2025 auf 4,50 Euro steigen lassen. Im vergangenen Jahr, das als besonders ertragreich galt, hatte der Gewinn pro Aktie bei 3,90 Euro gelegen. Die Aktionäre sollen 2024 von einer Sonderausschüttung von bis zu einer Milliarde Euro profitieren. Ab 2025 will die DWS 65 Prozent ihres Gewinns als Dividende an die Anleger ausschütten.
Besitzer einer Nintendo-Konsole werden künftig ebenfalls die populäre Spielserie "Call of Duty" spielen können. Microsoft habe sich dazu verpflichtet, in den kommenden zehn Jahren den populären Ego-Shooter auch für Nintendo-Plattformen herauszugeben, so das Unternehmen. Microsoft-Präsident Brad Smith erklärte auf Twitter seine Bereitschaft, einen ähnlichen Deal mit dem Playstation-Hersteller Sony zu machen. Microsofts geplante 69-Milliarden-Dollar-Übernahme des "Call of Duty"-Herstellers Activision hatte bei den Behörden die Sorge ausgelöst, dass dadurch der Wettbewerb beeinträchtigt werden könnte.