Händler an der NYSE
Marktbericht

DAX deutlich höher Neue Zuversicht

Stand: 29.03.2023 22:11 Uhr

Zur Wochenmitte konnten Aktienmärkte die Bankenkrise erfolgreich verdrängen. Dies- und jenseits des Atlantiks hoben Nachrichten aus der Chip-Branche die Laune.

Auch am Mittwoch gab es keine neuen Krisensignale aus dem Bankensektor. Das lockte viele Investoren wieder an die Aktienmärkte. Mit der Chip-Branche rückte zudem wieder ein boomender Sektor in den Fokus.

Dank einer optimistischen Quartalsprognose des Speicherchip-Herstellers Micron konnte der Technologieindex Nasdaq 100 um 1,87 Prozent zulegen. Hintergrund der hohen Chip-Nachfrage ist vor allem der Boom der Produkte im Bereich Künstliche Intelligenz.

Auch die Standardwerte zogen deutlich an. Der Dow Jones ging 1,0 Prozent höher aus dem Handel.

Auch der deutsche Aktienmarkt konnte angesichts insgesamt erfreulicher Unternehmensnachrichten deutlich zulegen. Der DAX beendete den Handelstag 1,2 Prozent höher. Mit dem Sprung über einen viel beachteten Kurswiderstand bei rund 15.250 Punkten hat sich auch die technische Lage deutlich aufgehellt.

Die neue Risikobereitschaft könnte aber angesichts der anhaltend hohen Anspannung der Märkte nach den jüngsten Bankenturbulenzen verfrüht sein. Experten warnen weiterhin, dass Anleger mit weiteren unliebsamen Nachrichten rechnen müssen.

Die deutschen Staatsschulden sind als Folge der gewaltigen Ausgaben im Rahmen der Corona-Pandemie und der Energiekrise auf ein Rekordhoch gestiegen. Bund, Länder, Gemeinden und Gemeindeverbände sowie Sozialversicherung einschließlich aller Extrahaushalte wiesen Ende 2022 einen Schuldenstand von 2367,3 Milliarden Euro aus, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das waren 2,0 Prozent oder 46,1 Milliarden Euro mehr als im Dezember 2021.

Die Stimmung der Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland hat sich den sechsten Monat in Folge verbessert. "Allerdings verringert sich die Dynamik gegenüber den vorherigen Monaten spürbar", so das Marktforschungsunternehmen GfK in Nürnberg am Morgen. Die GfK prognostiziert für das Konsumklima im April minus 29,5 Punkte und damit 1,1 Punkte mehr als im März. Von Februar auf März war der Index noch um 3,3 Punkte angestiegen.

Update Wirtschaft vom 29.03.2023

Anne-Catherine Beck, HR, tagesschau24

Trotz der zunehmenden Risikofreude konnte der Euro gegenüber dem als Krisenwährung geltenden Dollar kaum mehr Boden gut machen. Am späten Abend notiert die Europäische Gemeinschaftswährung bei 1,0840 Dollar.

Trotz eines überraschenden Rückgangs der Ölreserven in den USA fielen die Ölpreise bis zum Abend wieder zurück. Die Lagerbestände an Rohöl sanken im Vergleich zur Vorwoche um 7,5 Millionen auf 473,7 Millionen Barrel (159 Liter), teilte das US-Energieministerium mit. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete am späten Abend mit 78,20 Dollar 0,9 Prozent weniger als am Dienstag. Zuvor hatte noch die Schließung einer Ölpipeline vom Irak in die Türkei die Notierungen gestützt.

Stärkster DAX-Titel war Infineon. Der Chip-Konzern hatte am Dienstagabend wegen gut laufender Geschäfte mit Autobauern und der Industrie die Prognose angehoben. "Eine klar positive und schöne Überraschung", sagte ein Händler. Im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2022/23, das am 30. September endet, erwartet Infineon jetzt ein Umsatz von mehr als vier Milliarden Euro. Die Marge soll statt bei 25 Prozent nun bei nahe 30 Prozent liegen.

SMA Solar hebt nach einem überraschend starken Start ins neue Jahr seine Prognose für 2023 an. Für das nun endende erste Quartal werde ein Umsatz von 340 bis 350 Millionen Euro erwartet nach 221 Millionen im Vorjahreszeitraum, teilte der Solartechnikkonzern am Abend mit. Das operative Ergebnis (Ebitda) dürfte auf 50 bis 60 (Vorjahr: 15) Millionen Euro klettern. Für das Gesamtjahr erwartet der Vorstand nun 1,45 bis 1,6 Milliarden Euro Umsatz. Bislang hatte das Management 1,35 bis 1,5 Milliarden in Aussicht gestellt. Das Ebitda dürfte 135 bis 175 Millionen Euro erreichen nach bislang prognostizierten 100 bis 140 Millionen Euro. Der Hersteller von Wechselrichtern will im weiteren Jahresverlauf verstärkt investieren, um vom anhaltend guten Marktumfeld zu profitieren. Infolgedessen werde sich die gute Profitabilität des ersten Quartals wohl nicht linear fortschreiben lassen.

Der österreichische Unternehmer Stefan Pierer will den schwer angeschlagenen Autozulieferer Leoni vor der Pleite retten. Der bisherige Großaktionär wird nach dem heute vorgestellten Sanierungskonzept Alleineigentümer des Nürnberger Unternehmens, die übrigen Aktionäre verlieren bei dem geplanten Kapitalschnitt alles. Das sei aus Sicht des Vorstandes "die einzige verbleibende Sanierungslösung", teilte Leoni mit. Pierer will Leoni 150 Millionen Euro frisches Kapital zur Verfügung stellen. Banken und Schuldscheingläubiger sollen an späteren Gewinnen von Leoni beteiligt werden und so die Chance bekommen, wenigstens einen Teil der 708 Millionen Euro zurückzubekommen, auf die sie vorerst verzichten sollen.

Schwächster DAX-Titel war Mercedes-Benz. Der kuwaitische Staat hat seinen Anteil an dem Autobauer verringert. Der Verkauf von etwa 20 Millionen Aktien sei Teil einer Diversifikationsstrategie der Anlagen, teilte die Kuwait Investment Authority (KIA) mit. Der Verkaufspreis lag bei 69,27 Euro und damit gut dreieinhalb Prozent unter dem Schlusskurs am Dienstag. Nach der Veräußerung der Anteile hält KIA noch etwa 53 Millionen Papiere und damit knapp fünf Prozent.

Zunächst war Adidas beim amerikanischen Patent- und Markenamt gegen eine Verwendung des Streifendesigns Logo einer zentralen Stiftung der US-Bewegung Black Lives Matter vorgegangen. Heute kam dann eine Kehrtwende. "Wir sind bereits im Begriff, den Widerspruch gegen die Markenanmeldung der Black Lives Matter Global Network Foundation zurückzuziehen", so eine Konzernsprecherin. Die Stiftung war 2013 gegründet worden. Sie hatte ihr Markendesign mit drei Streifen im November 2020 angemeldet.

Die voraussichtlich noch bis zum 17. April laufende Kapitalerhöhung des Reisekonzerns belastete erneut die TUI-Aktie. Analyst Oliver Wojahn von Alster Research sprach gestern von einer "guten Kaufgelegenheit". Die Abschläge hätten eher technische Gründe. Der weltgrößte Reiseanbieter will über die Kapitalerhöhung die vom Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) gewährten Corona-Hilfen vollständig zurückzahlen.

Kosten für den Netzausbau und Marketing haben das Gewinnwachstum von United Internet im vergangenen Jahr gebremst. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen habe das Ergebnis (Ebitda) um 0,7 Prozent auf 1,272 Milliarden Euro zugelegt, teilte der Internet-Anbieter am Abend mit. Wegen eines schwächeren Finanzergebnisses sei der Nettogewinn aber auf 2,00 von 2,11 Euro je Aktie gesunken. Der Umsatz sei um 4,8 Prozent auf 5,915 Milliarden Euro und die Zahl der Kundenverträge um 730.000 auf 27,46 Millionen gestiegen. Erlöse und operatives Ergebnis lagen im Rahmen der Unternehmensziele. Auch bei der Mobilfunk-Tochter 1&1 dämpften die Kosten das Ergebnis. Beide Unternehmen stellten aber unveränderte Dividenden in Aussicht. Für 2023 peilt United Internet einen Umsatz von 6,2 Milliarden Euro und ein Ebitda auf dem Niveau von 2022 an.

Der Bildverarbeitungsspezialist Basler rechnet infolge einer abgekühlten Nachfrage mit einem deutlichen Umsatzrückgang. 2023 soll der Umsatz nur noch bei 235 bis 265 Millionen Euro liegen, teilte das SDAX-Unternehmen am Abend mit. Das wäre weniger als im Vorjahr (272,2 Millionen Euro) als läge auch unter dem Analystenkonsens. Davon dürften nur fünf bis acht Prozent als Vorsteuergewinn bei Basler hängen bleiben. Die Unternehmensführung bestätigte unterdessen die Mittelfristziele. Um das Renditeziel erreichen zu können, verordnet sich Basler ein Sparprogramm.

Eine angehobene Geschäftsprognose ließ die Aktie des IT-Dienstleisters Kontron deutlich steigen. Das SDAX-Unternehmen hatte mit seinen endgültigen Jahreszahlen für 2022 auch den Gewinnausblick für das laufende Jahr angehoben. Ein Börsianer sprach zudem von einer soliden Bilanzvorlage und lobte die höher als gedacht ausgefallene Dividende.

Der Windparkentwickler PNE Wind rechnet für das laufende Jahr mit einem operativen Ergebnis (Ebitda) zwischen 30 und 40 Millionen Euro. Laut Händlern ist das weniger als die bisherige Markterwartung. Der Gewinnausblick sei auch vor dem Hintergrund der anstehenden Investitionen eine ziemliche Enttäuschung. Gestern hatte Branchenkonkurrent Encavis angekündigt, dass für das vergangene Jahr zugunsten des Geschäftsausbaus keine Dividende gezahlt werden soll. Wie PNE-Wind-Aktien notierten auch Encavis-Papiere im Minus.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 29. März 2023 um 09:00 Uhr.