Rekordhoch für Microsoft Wall Street nur bei KI-Aktien euphorisch
Während sich die Wall Street insgesamt schwer tat, sorgte das Thema Künstliche Intelligenz mal wieder für viel Begeisterung. Platzhirsch Microsoft erreichte dabei ein Rekordhoch.
Auch die US-Anleger wagten sich heute, wie schon zuvor die Investoren aus Europa, nicht weit aus dem Fenster. Prozentual blieben die Veränderungen gering, trotzdem reichte es für den Composite-Index der Technologiebörse Nasdaq (bei 16.832 Punkten, gleichzeitig der Schlussstand) sowie des Auswahlindex Nasdaq 100 (bei 18.723 Punkten) knapp zu neuen Rekordhochs. Der Auswahlindex beendet den Handel bei 18.713 Zählern, ein Plus von 0,2 Prozent.
Der Leitindex Dow Jones ging bei 39.872 Punkten um 0,17 Prozent ebenfalls leicht höher aus dem Handel, blieb aber unter der Marke von 40.000 Punkten, die er zuletzt überwunden hatte. Ähnlich auch der marktbreite S&P-500-Index, der 0,25 Prozent vorrückte auf 5.321 Punkte.
Mit Spannung wird der anstehende Quartalsbericht erwartet, den das KI-Vorzeigeunternehmen Nvidia am Mittwoch nach Börsenschluss vorlegen wird. Das Thema bestimmte heute schon den Handel und sorgt immer wieder für hohe Erwartungen. Nvidia-Aktien schlossen bei 953,86 Dollar um 0,64 Prozent höher, das Tageshoch lag bei 954 Dollar nur ganz knapp darüber. Das Rekordhoch steht bei 974 Dollar und damit nicht mehr weit entfernt. Insgesamt wird der Konzern mit rund 2,3 Billionen Dollar bewertet.
Der Markt werde genau hinschauen, ob die Wachstumsstory weitergeht und wie Nvidia die Perspektiven sieht, so die Experten von Index Radar. "Damit verbunden könnte auch die Frage beantwortet werden, ob die Tech-Werte bis zur nächsten Berichtssaison relative Stärke zeigen oder nicht."
Mit der Entwicklerkonferenz des Softwarekonzerns Microsoft stand zudem bei einem weiteren Tech-Giganten das Boom-Thema Künstliche Intelligenz (KI) im Fokus. Microsoft stellte am Pfingstmontag - und damit schon vor Beginn seiner Entwicklerkonferenz "Build" an diesem Dienstag - seine neue PC-Architektur vor, mit der das Unternehmen seine Computer fit für das KI-Zeitalter machen will.
Anleger zeigten sich erfreut, dass Microsoft auf KI setzt, um Windows-PCs in die Zukunft zu bringen. Kern des Plans: Der hauseigene KI-Assistent Copilot, entwickelt mit der Technik hinter ChatGPT, soll die Hauptrolle spielen. Die PC-Architektur wird diesem Ziel untergeordnet. So wird sich ein neuer Zusatzchip nur um KI-Anwendungen kümmern. Das soll den Computer schneller machen und die Batterielaufzeit verlängern. Das Thema Künstliche Intelligenz bleibe einer der wichtigsten Treiber für Microsoft, schrieb Analyst Rishi Jaluria von der kanadischen Bank RBC.
Die aktuelle Begeisterung rund um das Thema hat die Aktien von Microsoft heute auf ein Rekordhoch gehievt. Die Papiere des Softwarekonzerns erreichten bei 432,97 Dollar ihre neue Bestmarke. Zuletzt stand noch ein Plus von 0,87 Prozent auf 429,04 Dollar zu Buche. Damit zählten sie zu den besten Werten im Nasdaq 100.
Führende Tech-Unternehmen aus den USA wie Google, Meta und Microsoft sowie Unternehmen aus anderen Ländern haben sich derweil zu Beginn eines Gipfels zur KI zu einem verantwortungsvollen Umgang mit der Technologie verpflichtet.
Die führenden KI-Tech-Unternehmen, einschließlich solcher aus China und den Vereinigten Arabischen Emiraten, sagten zu, im äußersten Fall "KI-Modelle nicht zu entwickeln oder anzuwenden, falls die Risiken nicht ausreichend entschärft werden können", wie die britische Regierung heute mitteilte. Großbritannien und Südkorea sind die Ausrichter eines KI-Gipfels in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul, der bis Mittwoch gehen soll.
Die Anleger nicht nur in New York warten zudem auf das am Mittwoch anstehende Protokoll der letzten Sitzung der US-Notenbank, um den Zeitpunkt und das Ausmaß möglicher Zinssenkungen in diesem Jahr abschätzen zu können. Diese Hoffnung hatte zuletzt für steigende Kurse gesorgt. Dies, obwohl führende US-Notenbanker zuletzt vor schnellen Zinssenkungen warnten und nicht müde wurden zu betonen, dass der Kampf gegen die Inflation noch nicht gewonnen sei.
"Die Geldpolitik nähert sich eindeutig einem Wendepunkt, aber der Zeitpunkt bleibt offen", sagte Bill Northey, Manager bei U.S. Bank Wealth Management. "Die Anleger werden weiterhin alle Mitteilungen der Fed zergliedern, um eine Ahnung zu bekommen, wann die erste Zinssenkung erfolgen wird."
Der DAX ist heute den ganzen Tag nicht aus dem Minus herausgekommen und schloss am Ende bei 18.726 Punkten um 0,22 Prozent leicht schwächer. Der deutsche Leitindex konsolidierte damit auf hohem Niveau, was in Anbetracht der jüngsten Gewinne nicht unüblich ist. Die Schwankungsbreite lag zwischen 18.641 und 18.768 Zählern und blieb damit überschaubar. Der MDAX der mittelgroßen Werte sackte hingegen hingegen stärker ab um 1,13 Prozent auf 27.172 Zähler.
Die Nachrichtenlage aus dem Unternehmenssektor war dünn und auch neue Wirtschaftsdaten nur spärlich. Zudem nahmen Anleger auf dem hohen Niveau vereinzelt Gewinne mit, nachdem der DAX dank neuer Zinssenkungshoffnungen zuletzt deutlich gestiegen war. Gestern hatte der deutsche Leitindex mit einen Plus von 0,4 Prozent auf 18.769 Punkten geschlossen.
Schlüssel für die weitere Entwicklung auf dem hohen Niveau bleibt der Fortgang der Zinswende - die sich allerdings konkret noch immer nicht genauer abzeichnet, da die besonders die US-Inflationsraten auf erhöhtem Niveau stagnieren. In Europa hingegen ist eine Zinssenkung im Juni bereits ausgemachte Sache. Unklar ist aber der weitere Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB), was für Verunsicherung sorgt.
Der Euro hat sich heute zum Dollar nur wenig bewegt. Die Gemeinschaftswährung kostete zuletzt im US-Handel 1,0856 Dollar. Der Euro lag so ungefähr auf dem Niveau aus dem frühen europäischen Geschäft. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0864 (Montag: 1,0861) US-Dollar fest.
US-Notenbankdirektor Christopher Waller hatte sich mit Blick auf baldige Leitzinssenkungen vorsichtig gezeigt. Man brauche mehrere weitere Monate mit "guter Inflation", bis man die Zinsen senken könne, sagte er am Dienstag in Washington. Jüngste Daten deuteten jedoch auf Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung hin.
Die wenigen Konjunkturdaten, die am Vormittag veröffentlicht wurden, bewegten den Markt kaum. Zahlen aus Deutschland bestätigten am Morgen das bekannte Bild von im Jahresvergleich rückläufigen Erzeugerpreisen. Im April sanken sie im Jahresvergleich um 3,3 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt mit. Wichtigster Grund für den Preisrückgang bleiben die fallenden Energiepreise.
Unterdessen sendet die deutsche Industrie weitere Schwächesignale. Der Auftragsbestand fiel im März gegenüber dem Vormonat saison- und kalenderbereinigt um 0,4 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt mit. Zum Rückgang trug wie bereits in den Vormonaten auch im März hauptsächlich die Entwicklung in der Automobilindustrie bei. Aus den USA wurden heute keine neuen Wirtschaftsdaten erwartet.
Am DAX-Ende standen ohne Nachrichten Infineon, die über drei Prozent verloren. Tagessieger waren Hannover Rück, die gut 1,2 Prozent gewannen.
Im MDAX brachen die Papiere der Online-Apotheke Redcare Pharmacy um gut 11 Prozent ein auf den tiefsten Stand seit September 2023. Die Bank UBS riet in ihrer Ersteinschätzung der Aktien zum Verkauf. Wachstumsimpulse durch das elektronische Rezept seien im Kurs mittlerweile eingepreist, so die Begründung.
Die restriktive US-Handelspolitik gegen China wirkt sich auch auf deutsche Automobilhersteller aus: Laut einem Bericht des US-Senats hat BMW mindestens 8.000 Mini-Cooper in die Vereinigten Staaten importiert, die elektronische Bauteile von einem mit Sanktionen belegten chinesischen Zulieferer enthalten.
Diese Bauteile seien seit einem Gesetz von 2021 verboten, heißt es. BMW habe bis mindestens April weiterhin Produkte mit den verbotenen Teilen importiert. Die BMW Group erklärte in einer E-Mail, sie habe "Schritte unternommen, um den Import der betroffenen Produkte zu stoppen". Das Unternehmen werde die betreffenden Teile ersetzen. Die Aktie zeigte sich unbeeindruckt.
Nach einer drastischen Dividendenkürzung im vergangenen Jahr können die Aktionäre von Lanxess wieder auf eine höhere Ausschüttung hoffen. Lanxess wolle ein "Unternehmen bleiben, das seine Aktionäre unter anderem durch unsere Dividenden verlässlich am Erfolg unserer Geschäfte teilhaben lässt", sagte Vorstandschef Matthias Zachert laut der heute veröffentlichten Rede zur Hauptversammlung am Freitag.
Nach dem Ergebniseinbruch 2023 sollen die Anteilseigner von Lanxess für das vergangene Jahr nur eine Dividende von zehn Cent je Aktie erhalten. In den beiden Jahren zuvor hatte sie bei 1,05 Euro gelegen. Doch das Kölner Unternehmen hofft in diesem Jahr wieder auf anziehende Geschäfte. "Wir sind aus dem Gröbsten raus, das Jahr 2024 wird besser werden als das vergangene", sagte Zachert.
Vietnam will Stromausfälle wie im vergangenen Jahr verhindern und hat daher Insidern zufolge Firmen zu Einsparungen aufgefordert. So soll etwa der Apple-Zulieferer Foxconn den Verbrauch um 30 Prozent reduzieren, wie zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen sagten. Dies sei keine Anordnung, sondern eine "Ermutigung". Energieeinsparungen wurden nach Aussagen anderer Brancheninsider von mehreren Herstellern gefordert.
Dank einer robusten Nachfrage nach seinem Produktportfolio hebt der Videodienstleister Zoom seine Gewinnprognose an. Das Unternehmen rechne nun mit einem Umsatz von rund 4,61 bis 4,62 Milliarden Dollar im Jahr 2025. Zuvor waren rund 4,6 Milliarden Dollar erwartet worden. Das Unternehmen erzielte im ersten Quartal, das am 30. April endete, einen Umsatz von 1,14 Milliarden Dollar, ein Plus von 3,2 Prozent.