Moderate Gewinne Zuversicht an der Wall Street
Die Zinswende beschert den US-Aktienmärkten weiter robustes Anlegerinteresse. Die großen US-Indizes behaupteten zum Wochenstart bei moderaten Zuwächsen ihre hohen Niveaus.
An der Wall Street legten die großen Aktienindizes zum Wochenstart leicht zu, ohne dass es dabei größere Bewegungen gab. Die Zinswende bleibt weiter das bestimmende Thema, besonders da zuletzt mehrere US-Notenbanker weitere Zinsanpassungen in Aussicht gestellt haben.
Nachdem US-Notenbankdirektor Christopher Waller zuletzt angedeutet hatte, dass die kommenden US-Inflationsdaten das Zwei-Prozent-Ziel der Fed unterschreiten könnten, spekulieren Händler auf einen erneut großen Zinssenkungsschritt der Fed im November. Im Mittelpunkt stehen damit die am Freitag erwarteten Zahlen zu den privaten Konsumausgaben für den August, die der bevorzugte Inflationsindikator der Fed sind.
Die US-Wirtschaft nähere sich bei Inflation und Arbeitslosigkeit normalen Werten, und die Federal Reserve müsse ihre Geldpolitik ebenfalls "normalisieren", sagte heute der Präsident der regionalen Notenbank von Atlanta, Raphael Bostic. Seine Äußerungen deuten darauf hin, dass er offen für weitere Zinssenkungen in den kommenden Monaten ist.
Der Leitindex Dow Jones tendierte am Ende bei ruhigem Handel wie schon den ganzen Tag über nahe seines Schlusskurses vom Freitag. Am Ende stand ein moderater Zuwachs von 0,15 Prozent auf 42.124 Punkte. Dies, nachdem der US-Leitindex im frühen Geschäft zunächst bei 42.190 Punkten knapp ein neues Rekordhoch markiert hat.
Der marktbreite S&P-500-Index verpasste ein neues Rekordhoch bei einem Tageshoch von 5.725 Punkten nur ganz knapp und ging bei 5.718 Zählern um 0,28 Prozent höher aus dem Handel. Die Nasdaq-Indizes gewannen moderat, der Composite-Index um 0,14, der Auswahlindex Nasdaq 100 um 0,31 Prozent. Sie blieben damit ebenfalls unter ihren bisherigen Höchstständen. Insgesamt bleiben die großen Wall-Street-Indizes damit aber weiter auf allerhöchstem Niveau und profitieren von den Zinshoffnungen.
Besonders im Blick der Wall Street stand der Chipsektor angesichts einer möglichen Übernahme von Intel durch Qualcomm. Intel gewannen 3,3 Prozent. Qualcomm notierten hingegen nach negativen Analystenkommentaren deutlicher um 1,75 Prozent im Minus. Die Übernahmespekulationen waren bereits am Freitagabend aufgekommen. Zudem bietet offenbar der Vermögensverwalter Apollo Intel ein milliardenschweres Investment an.
Das US-Analysehaus Bernstein Research sieht den vermeintlichen Übernahmevorstoß von Qualcomm Richtung Intel als mögliches "Fegefeuer der Eitelkeiten". Es lasse sich natürlich ein strategischer Sinn wie beispielsweise Diversifizierung kreieren, schrieb Analyst Stacy Rasgon in seinem heute vorliegenden Kommentar. Die kartellrechtliche Frage würde aber sicher ein Problem werden.
Zudem tut sich Rasgon "schwer mit den Fabriken". Intel habe damit selbst genügend Probleme - und er wüsste nicht, warum Qualcomm es besser machen sollte. Wenn es Qualcomm um Produktionskapazitäten gehe, dann könnte man sie auch "ohne Kopfschmerzen" einfacher bekommen.
Nach dem Rückschlag vom Freitag, dem sogenannten "Großen Verfallstag" an der Terminbörse Eurex, ging es mit Beginn der neuen Börsenwoche am deutschen Aktienmarkt heute wieder aufwärts.
Der DAX schloss am Ende bei 18.846 Punkten um 0,68 Prozent höher, nachdem er am Vormittag noch schwächer tendiert und sein Tagestief bei 18.648 markiert hatte. Danach fassten die Anleger aber wieder Mut, der deutsche Leitindex stieg in der Spitze bis auf 18.856 Zähler.
Der MDAX der mittelgroßen Werte stand am Ende bei 25.987 Punkten, ein Tagesgewinn von 0,56 Prozent. Im Tageshoch bei 26.110 Punkten hatte der Index dabei die Marke von 26.000 Punkten wieder übersprungen.
Der DAX bleibt somit weiter auf hohem Niveau, nachdem er am vergangenen Donnerstag erstmals die Marke von 19.000 Punkten überwunden hatte. Fundamentaler Hintergrund des Optimismus an der Börse ist die von den USA zuletzt eingeleitete Zinswende. Auch in Europa steigen derzeit die Zinssenkungs-Erwartungen, was die Börsen stützt.
Allerdings bleibt es ein Spiel mit dem Feuer, sprich eine Abwägung zwischen Zinshoffnungen und Rezessionsängsten. Nur wenn die Anleger davon überzeugt sind, dass sich niedrigere Zinsen wieder positiv auf die Gewinne der Unternehmen auswirken, ist das hohe Niveau gerechtfertigt. Wie schnell die Stimmung kippen kann, hat sich dieses Jahr schon des Öfteren gezeigt und für viel Bewegung am Markt gesorgt.
Laut dem Marktbeobachter Andreas Lipkow perlen schlechte Konjunkturnachrichten aus der Eurozone an deutschen Aktien ab. Eine im September deutlich stärker als erwartet eingetrübte Unternehmensstimmung im Euroraum untermauerte am Vormittag eigentlich die Konjunktursorgen, denn der Einkaufsmanagerindex sackte erstmals seit Februar wieder unter die Wachstumsgrenze von 50 Punkten.
Dabei fielen die Zahlen aus Deutschland und Frankreich, den beiden größten Volkswirtschaften in der Eurozone, schwächer aus. So war die deutsche Privatwirtschaft im September noch tiefer in den rezessiven Bereich abgesackt und so stark geschrumpft wie seit sieben Monaten nicht mehr. Auch Frankreich verzeichnete im August wieder Wachstumseinbußen, nachdem sich das Land zuletzt besser behauptet hatte.
Die Werte für Frankreich und Deutschland gäben keinen Grund zur Euphorie, schrieb Analyst Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen. Bei den französischen Dienstleistern scheine der Olympiaboom vorbei zu sein.
Am Devisenmarkt war der Euro nach den schwachen Konjunkturdaten aus der Eurozone unter Druck geraten. Die gestiegenen Zinserwartungen der Anleger lasteten auf der Gemeinschaftswährung. Zuletzt lag der Euro im US-Handel 0,4 Prozent im Minus bei 1,1113 Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,1119 (Freitag: 1,1166) Dollar fest.
Fundamentalen Gegenwind gab es für den Dollar durch die S&P-Einkaufsmanagerdaten für die Industrie. Die Stimmung hat sich im September, ähnlich wie in Europa, weiter eingetrübt hat und mit 47,0 Punkten noch stärker unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkte gedrückt. Besser sah es bei den Dienstleistern aus, deren Einkaufsmanagerindex bei 55,4 Punkten weiter Wachstum anzeigt.
Massive Übernahmespekulationen gab es heute auch der Frankfurter Börse. Denn die italienische Großbank Unicredit stockt ihre Beteiligung an der Commerzbank auch ohne weitere Aktien vom Staat weiter auf.
Das Institut erwarb über Finanzinstrumente den Zugriff auf weitere 11,5 Prozent der Anteile und kommt damit auf eine rechnerische Beteiligung von etwa 21 Prozent, wie es heute in Mailand mitteilte. Entsprechend beantragte die Unicredit nach eigenen Angaben die behördliche Erlaubnis, ihren Anteil auf bis zu 29,9 Prozent zu erhöhen.
Allerdings steht die Bundesregierung nicht hinter einer Übernahme durch Unicredit, wie am Nachmittag aus Kreisen des FDP-geführten Finanzministeriums bekannt wurde. Auch Bundeskanzler Scholz äußerte sich am Abend ablehenend. Commerzbank-Aktien gaben am Ende deutlich rund 5,7 Prozent nach und standen damit am DAX-Ende.
Wie die "Financial Times" berichtet, warnt die Commerzbank unterdessen davor, dass ein Zusammenschluss eine Bedrohung für die Geschäfte der Bank in Deutschland sei. Erwähnt wurde in dem Bericht, die Kreditvergabe an die hierzulande wichtigen mittelständischen Unternehmen könnte beeinträchtigt werden.
Die überraschende Aufstockung des Commerzbank-Anteils durch die italienische UniCredit deutet nach Ansicht des Finanzexperten Michael Grote auf eine feindliche Übernahme hin. "Das sieht ganz klar nach einer kompletten Übernahme der Commerzbank aus, das wäre eine feindliche Übernahme", sagte heute der Professor für Corporate Finance an der Frankfurt School of Finance & Management.
Dass UniCredit so schnell nachgelegt und den Anteil kräftig aufgestockt habe, deute darauf hin, dass man in Mailand Fakten schaffen wolle. "UniCredit hat jetzt eine bessere Ausgangslage mit diesem großen Aktienpaket", sagte der Experte. "Damit wird ein gewisses Momentum geschaffen, während Berlin noch überlegt, wie das einzuschätzen ist."
Autoaktien waren heute im Vorfeld des "Autogipfels" im Wirtschaftsministerium gefragt. Am Abend stellte Bundeswirtschaftsminister Habeck der Industrie Hilfen in Aussicht.
Mercedes-Chef Ola Källenius forderte vor dem Treffen in der Klimapolitik ein Entgegenkommen der Politik. "Wir müssen über die CO2-Regulierung in Europa reden", sagte Källenius dem Handelsblatt. Konkret fordert er eine Erleichterung bei den Klimavorgaben der EU für die Neuwagenflotten, die ab 2025 greifen.
Der Wolfsburger Volkswagen-Konzern hat sich einem Medienbericht zufolge beim Auto-Gipfel für eine Neuauflage der Elektroauto-Prämie stark gemacht. Wie der "Spiegel" berichtet, fordert Volkswagen, dass der Staat künftig 4.000 Euro zum Kauf eines reinen Elektroautos (BEV) zuschießt, wenn der Hersteller zusätzlich einen Preisnachlass von 2.000 Euro gibt.
Zudem macht Konzernchef Oliver Blume beim angekündigten Sparpaket Tempo. "Das wird jetzt keine Angelegenheit von Jahren sein", sagte Blume in einem ZDF-Interview. "Wir werden das in den nächsten Wochen sehr zügig angehen." Dabei wolle der Konzern durch alle Kostenarten gehen und erwartet dabei auch Zugeständnisse der Gewerkschaft.
Derweil hat der kriselnde schwedische VW-Batteriepartner Northvolt angekündigt, 1.600 Mitarbeiter zu entlassen. Der Bau des Northvolt-Werks im schleswig-holsteinischen Heide wurde in der Konzernmitteilung nicht erwähnt. Heide sei von der Ankündigung nicht betroffen, bestätigte ein Unternehmenssprecher.
BMW hält derweil nichts von im Vorfeld des "Autogipfels" diskutierten Vorschlägen wie einer neuen Abwrackprämie oder Prämien für Elektroautos. "Die deutsche Automobilindustrie braucht keine kurzfristigen, marktverzerrenden Strohfeuer", hieß es heute aus dem Konzern.
Im Fokus sollten stattdessen nachhaltige Rahmenbedingungen stehen, die den Kunden die Entscheidung für elektrische Fahrzeuge vereinfachten. Dazu gehörten flächendeckend Ladepunkte im öffentlichen wie im privaten Bereich sowie der Zugang zu günstigem Ladestrom.
"Denn wenn die Kosten für einen elektrisch gefahrenen Kilometer höher sind als mit Benzin oder Diesel, fehlt vielen Kunden ein zentraler Anreiz für elektrische Fahrzeuge", hieß es in München.
Siemens gliedert sein Geschäft mit dem Bau von Elektroauto-Ladesäulen aus. Die Sparte eMobility mit rund 1.300 Mitarbeitern solle so unternehmerischen Freiraum für seine weitere Entwicklung erhalten, teilte Siemens mit. Eine Siemens-Sprecherin äußerte sich nicht zu strategischen Optionen für das Geschäft. "Wenn es die Möglichkeit für Partnerschaften gibt, sind wir offen dafür", sagte sie.
DHL-Chef Tobias Meyer ordnet die komplexe rechtliche Struktur des Bonner Logistik-Riesen neu. Dazu soll eine eigenständige Gesellschaft für das Post- und Paketgeschäft in Deutschland geschaffen werden, kündigte der Bonner Konzern heute an. Während die Managementstruktur mit fünf Sparten einfach und klar sei, sei die zugrundeliegende rechtliche Struktur des Konzerns viel komplexer und teilweise überlappend, begründete der Bonner Konzern den Schritt.
"Die Anpassung soll diese Komplexität reduzieren und eine flexiblere und agilere Struktur schaffen", hieß es weiter. Zugleich will Meyer den Logistik-Riesen auf Umsatzwachstum trimmen. Seine neue Strategie 2030 gibt ein Umsatzwachstum von 50 Prozent im Vergleich zu 2023 als Ziel vor. Dabei will sich DHL auf schnell wachsende Regionen und Branchen sowie den Megatrend E-Commerce konzentrieren.
In der zweiten und dritten Börsenliga wurden heute die Index-Umbesetzungen wirksam. Hypoport und Schott Pharma steigen in den MDAX auf, während Encavis und Evotec in den SDAX absteigen. Im SDAX kehrt außerdem Deutsche Euroshop zurück und nimmt dort den Platz des kriselnden Agrarhändlers Baywa ein. Im Leitindex DAX bleibt unterdessen alles beim Alten.
Im MDAX standen Aurubis nach einer überraschenden Gewinnwarnung mit einem kräftigen Abschlag von gut zehn Prozent am Indexende. Denn der Kupferkonzern hat im vierten Geschäftsquartal mit technischen Problemen zu kämpfen und wird voraussichtlich schwächer abschneiden als erwartet. Das operative Ergebnis vor Steuern in den drei Monaten bis Ende September dürfte mit etwa 75 Millionen Euro unter dem Wert von 92 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum liegen, teilte der Konzern heute überraschend in Hamburg mit. Damit würden die Markterwartungen nicht erreicht.
Auf Sicht des Geschäftsjahres 2023/24 verdient Aurubis demnach wohl rund 410 Millionen Euro nach 349 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Im neuen Geschäftsjahr 2024/25 dürfte der operative Gewinn vor Steuern auf 300 bis 400 Millionen Euro zurückgehen.
Nach der Hauptversammlung des angeschlagenen Batteriekonzerns Varta wird eine Klage von Aktionärsschützern wahrscheinlicher. Der Grund: Im Überlebenskampf will Varta die freien Aktionärinnen und Aktionäre ohne Kompensation aus dem Unternehmen drängen.
Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler, wirft dem Vorstand vor, die Interessen der Kleinanleger zu ignorieren. "Die Versammlung war eine Kampfansage", sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Der Varta-Vorstand informierte die Anleger auf einer außerordentlichen Hauptversammlung über die Lage des Konzerns. Die Veranstaltung fand heute hinter verschlossenen Türen statt. Die DSW vertritt zusammen mit Partnern nach eigenen Angaben mehr als 3.000 freie Varta-Aktionäre. Insgesamt sind aktuell noch 49,9 Prozent der Aktien im Besitz von Kleinanlegern. Mehrheitsaktionär Michael Tojner hält 50,1 Prozent.
Der Batteriekonzern aus dem schwäbischen Ellwangen steckt schon länger in der Krise. Neben konjunkturellen Problemen stehen auch Managementfehler im Raum. Der Geschäftsbericht 2023 wird Ende Oktober erwartet, Angaben zum ersten Quartal 2024 im November.
Der Wissenschaftsverlag Springer Nature will bei dem geplanten Börsengang insgesamt bis zu 620 Millionen Euro einspielen. Knapp 420 Millionen Euro will dabei der Finanzinvestor BC Partners durch den Verkauf von bis zu 17,9 Millionen Anteilen erlösen. Die angepeilte Marktkapitalisierung liegt bei 4,2 Milliarden Euro bis 4,7 Milliarden Euro.
Der zum österreichischen Anlagenbauer Andritz gehörende Pressenhersteller Schuler baut in Deutschland 474 Stellen ab und schließt den Standort Weingarten im Südosten Baden-Württembergs. Das teilte Andritz-Chef Joachim Schönbeck heute mit. Der Manager begründete den Schritt mit dem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld für die Kunden in der Automobilindustrie und damit auch für Maschinen- und Anlagenbauer.
Der Göppinger Pressen-Hersteller ist schon länger ein Sorgenkind für Andritz. Die Österreicher verordneten dem deutschen Tochter-Unternehmen bereits vor Jahren eine umfassende Restrukturierung samt Kostensenkungen und dem Abbau von 500 Stellen. Vor über einem Jahr verkündete Andritz den Turnaround bei Schuler.
Die französische Großbank BNP Paribas baut ihr Geschäft mit vermögenden Privatkunden in Deutschland mit einer Übernahme aus. Sie kauft die Private-Banking-Sparte der HSBC Deutschland. Deutschland sei ein entscheidender Markt mit hohem Wachstumspotenzial in der Vermögensverwaltung (Wealth Management), besonders im Geschäft mit Kunden aus dem Mittelstand, Unternehmern und Inhaberfamilien.