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marktbericht

Leichtes Wochenminus Rekorde in den USA - Kursverluste im DAX

Stand: 08.11.2024 17:58 Uhr

Die Wiederwahl Donald Trumps und das Ende der Regierungskoalition waren die beherrschenden Themen der Handelswoche. Trotz wilder Kursausschläge hat sich der DAX auf Wochensicht kaum vom Fleck bewegt.

Am Ende einer turbulenten Woche schließt der DAX mit einem Abschlag von 0,8 Prozent auf 19.215 Punkte. Auf Wochensicht ergab sich daraus ein Minus von rund 0,2 Prozent.

Die Anleger mussten gleich zwei wichtige politische Ereignisse verkraften: die Wiederwahl Donald Trumps und das Aus der Ampel-Koalition. "Die Entwicklung in Amerika verschärft die schwierige Lage der deutschen Wirtschaft", sagte LBBW-Chefvolkswirt Moritz Kraemer. "Der nun freie Weg zu Neuwahlen bietet ihr aber auch neue Chancen."

Gleichwohl sind die Ungewissheiten groß, mit denen die Investoren derzeit konfrontiert sind. Es sei momentan keine einfache Lage an den Aktienmärkten, kommentiert ING-Marktexperte Christian Zoller: "Auf der einen Seite ist der November einer der bullishsten Börsenmonate des Jahres und der Beginn der starken Börsenmonate bis Mai. Auf der anderen Seite könnte die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten zunächst der amerikanischen Wirtschaft Auftrieb geben, aber nicht unbedingt der deutschen und europäischen Wirtschaft, die wohl eher mit weiterem Gegenwind zu rechnen haben." Auch die fragile politische Lage in Deutschland durch das Ende der Ampel sei nicht hilfreich.

Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets stellt fest: "Anleger sind hin- und hergerissen, ob sie nun dem drohenden, protektionistischen Gegenwind aus den USA oder doch eher der Hoffnung auf eine Stimmungswende nach dem Ampel-Aus in Deutschland mehr Beachtung schenken sollen."

Auf die Stimmung der Anleger drückte zum Wochenschluss ferner, dass das Konjunkturpaket in China kleiner ausfällt als erwartet. Die Regierung in Peking erlaubt lokalen Behörden, in Schattenhaushalten verborgene Schulden über die Ausgabe neuer Anleihen im Gesamtvolumen von umgerechnet 838 Milliarden Euro abzulösen.

Marktexperte Stephen Innes vom Vermögensverwalter Spi Asset Management verwies auf Zweifel, ob diese Konjunkturmaßnahmen, um eine härtere Gangart der künftigen Trump-Regierung gegenüber China auszugleichen. Es brauche dafür ein massives Paket. Sonst bestehe die Gefahr, dass die Erholung der chinesischen Wirtschaft wieder abebbe. Für die ohnehin schwächelnde deutsche Konjunktur wäre das ein schlechtes Szenario.

In den USA ging die Rekordjagd dagegen weiter: Dow Jones und S&P 500 erreichten weitere Bestmarken, der Nasdaq 100 blieb dagegen knapp unter seiner vom Vortag. Der Dow Jones sprang erstmals über die Marke von 44.000 Punkten. Aktuell liegt das Plus bei 0,7 Prozent auf 44.040 Zählern.

Der aufgrund seiner Marktbreite besonders aussagekräftige S&P 500 steigt um 0,4 Prozent auf 5.997 Punkte. Der technologielastige Nasdaq 100 notiert nach seinen kräftigen Kursgewinnen am Vortag prozentual fast unverändert bei 21.108 Zählern.

Der klare Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl hatte an den US-Börsen zur Wochenmitte eine Kursrally ausgelöst. Steuersenkungen, Deregulierung, aber auch eine drohende höhere Verschuldung sind Themen, auf die Anleger nun achten.

Dass die US-Notenbank gestern den Leitzins wie erwartet um 0,25 Prozentpunkte gesenkt hat, sorgt heute zumindest auch für etwas Rückenwind. Die Sitzung des zuständigen Notenbank-Ausschusses sei "geldpolitisch weniger spektakulär" gewesen, schreiben die Experten der Dekabank. Fehlende Signale für eine Pause bei den Zinssenkungen im Dezember würden sich leicht positiv auswirken.

Chemiewerte gehörten zum Wochenschluss zu den schwächsten Werten am deutschen Aktienmarkt. Auch hier ist der Grund das enttäuschende Konjunkturprogramm in China. Für viele deutsche Unternehmen ist China ein wichtiger Markt. Im DAX halten Papiere von BASF die rote Laterne. Im MDAX führten Lanxess und Wacker Chemie die Verliererliste an.

Größter MDAX-Gewinner waren Aktien von Redcare Pharmacy, nachdem das Analysehaus Kepler Cheuvreux die Online-Apotheke auf "Hold" hochgestuft und damit die pessimistische Haltung aufgegeben hat. Das E-Rezept biete praktisch unendliches Potenzial, schrieben die Experten. Dessen Einführung gilt seit Monaten als Kurstreiber für Redcare.

Hannover-Rück-Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz nimmt Ende März nach sechs Jahren an der Spitze des weltweit drittgrößten Rückversicherers den Hut. Sein Nachfolger kommt aus dem eigenen Haus: Der seit 2020 amtierende Finanzvorstand Clemens Jungsthöfel (54) steigt zum 1. April 2025 zum Vorstandschef auf.

Starke Quartalsergebnisse und ein optimistischer Ausblick haben Freenet den größten Kurssprung seit etwa zweieinhalb Jahren beschert. Das Unternehmen hatte dank eines anhaltend hohen Kundenzustroms der Sparte Waipu.tv seine Prognosen für 2024 leicht angehoben.

Der Immobilienkonzern LEG hat in den ersten neun Monaten einen Gewinn von 10,4 Millionen Euro eingefahren - vor Jahresfrist stand durch den Preisverfall bei Immobilien noch ein Verlust von knapp einer Milliarde Euro in den Büchern. Für 2025 erwartet LEG nun "weiteres signifikantes Ertragswachstum".

Der IT-Dienstleister Bechtle streicht wegen ausbleibender Aufträge seine Prognose. Vor allem mittelständische Kunden zögerten bei der Erneuerung der klassischen IT-Infrastruktur, sagte Bechtle-Chef Thomas Olemotz. Im Sommerquartal war das Betriebsergebnis um 16,2 Prozent auf knapp 80 Millionen Euro gefallen .

Der kriselnde Flugzeugbauer Boeing will seine während eines siebenwöchigen Streiks in den Zwangsurlaub geschickten Mitarbeiter entlohnen, pocht zugleich aber auf seine Pläne für einen Abbau von rund zehn Prozent der Stellen. Boeing wolle den betroffenen Beschäftigten für ihre Unterstützung danken und sie ausbezahlen, schrieb Konzernchef Kelly Ortberg an die Mitarbeiter.

Der japanische Elektronik- und Unterhaltungskonzern Sony hat sein Betriebsergebnis im vergangenen Quartal um 73 Prozent auf 455,1 Milliarden Yen (2,77 Milliarden Euro) gesteigert. In der Spiele- und Netzwerksparte habe sich das Ergebnis auf 138,8 Milliarden Yen fast verdreifacht, erklärte das Unternehmen, das erst gestern eine neue Version seiner Spielekonsole PlayStation vorgestellt hatte.

An der Wall Street wird Nvidia seiner Börsen-Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzufügen: Aktien des KI-Spezialisten steigen heute in den US-Auswahlindex Dow Jones Industrial Average auf. Für den Hersteller von Chips, die besonders für die Anwendungen rund um die Künstliche Intelligenz (KI) geeignet sind, muss das Chip-Urgestein Intel weichen. Die Marktkapitalisierung von Nvidia lag zuletzt bei knapp 3,7 Billionen Dollar.

Der Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Reint Gropp, rechnet nach der US-Wahl nicht mehr mit einer Ansiedlung von Intel in Sachsen-Anhalt. "Ich halte es für extrem unwahrscheinlich, dass Intel jetzt noch nach Magdeburg kommt", sagte IWH-Präsident Reint Gropp der Deutschen Presse-Agentur.

Tesla fällt im deutschen Elektroautomarkt zurück. Die Marke von Milliardär Elon Musk liegt im laufenden Jahr nur noch auf Platz drei - hinter VW und BMW, wie aktuelle Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes zeigen. Noch im Gesamtjahr 2022 und bis Mitte 2023 hatte der US-Konzern bei den Neuzulassungen in Deutschland ganz vorne gelegen.

Die Konsumflaute in China bremst den Luxusgüterkonzern Richemont. Der Hersteller von Cartier-Schmuck und Uhren der Marken IWC und A. Lange & Söhne fuhr im ersten Halbjahr 2024/25 einen in Lokalwährungen unveränderten Umsatz von 10,08 Milliarden Euro ein. Im Großraum China sackte der Umsatz von April bis September um 27 Prozent ab.

AirBnB hat dank eines starken Wachstums im asiatisch-pazifischen Raum sowie in Lateinamerika die Umsatzerwartungen der Experten übertroffen. Der Zimmervermittler gab gestern nach US-Börsenschluss einen Umsatz im abgelaufenen dritten Quartal von 3,73 Milliarden Dollar bekannt und erwartet für das vierte Quartal nun einen um acht bis zehn Prozent höheren Umsatz im Jahresvergleich.

Der US-Medienkonzern News Corp hat die Umsatz- und Gewinnprognosen für das erste Quartal übertroffen. Das Dow-Jones-Segment des Unternehmens, das Nachrichten und Wirtschaftsinformationen anbietet und zu dem das Wall Street Journal, Barron's, MarketWatch und Investor's Business Daily gehören, verzeichnete im ersten Quartal ein Umsatzplus von drei Prozent auf 552 Millionen Dollar.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 08. November 2024 um 09:00 Uhr.