Mäßige Verluste Die Wall Street atmet durch
Vor dem Fortgang der Berichtssaison und dem nahenden Wahltermin haben die US-Anleger Risiken gemieden. Tech-Aktien hielten sich dabei besser, der Leitindex Dow Jones gab deutlicher nach.
Auch in New York, wie zuvor schon an den Börsen in Europa, dominierten heute mehrheitlich die roten Pfeile. Allerdings hielten sich die Indizes der Technologiebörse Nasdaq dabei besser und notierten am Ende moderat höher. Der Composite-Index schloss 0,27 Prozent höher, der Auswahlindex Nasdaq 100 legte 0,18 Prozent zu. Stärker bergab ging es mit dem Leitindex Dow Jones, der 0,8 Prozent nachgab auf 42.931 Zähler. Der S&P 500 fiel um 0,18 Prozent auf 5.853 Punkte.
Nachdem die Börse heute bei überschaubarem Terminkalender durchgeatmet hat, geht spätestens ab morgen die bereits angelaufene Berichtssaison der Unternehmen mit viel Kraft weiter.
Insgesamt legen über 100 von 500 Unternehmen des S&P 500 in der laufenden Woche Quartalszahlen vor - darunter IBM, Tesla oder Coca-Cola. Viele Analysten erwarten, dass die Zahlen über die weitere Richtung am US-Aktienmarkt entscheiden könnten. Anleger strichen angesichts hoher Erwartungen an die Geschäftszahlen und Prognosen der US-Unternehmen hier und da Kursgewinne ein.
Im Blick der Anleger bleibt auch die US-Präsidentschaftswahl am 5. November. Aktuelle Umfragen deuten auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der Demokratin Kamala Harris und dem Republikaner Donald Trump hin. "Die Verunsicherung wird aller Wahrscheinlichkeit nach mindestens bis zum Wahltag anhalten", schrieben die Analysten des Bankkonzerns SEB.
In den noch ausstehenden Wochen vor den Wahlen könne die Lage an den US-Börsen noch unangenehm werden, prognostizierte auch die Bank UBS. "Das Rennen bleibt zu eng, um eine Prognose für den Ausgang zu wagen", schrieben die Strategen. Die damit verbundene Unsicherheit könne für starke Kursschwankungen sorgen. Dem stünden aber eine kernige Konjunktur und gesunde Unternehmensbilanzen gegenüber.
Die Aussicht auf ein Ende des Arbeitskampfs, aber auch Spekulation der Zeitung Wall Street Journal über die Veräußerung von Unternehmensteilen trieben derweil im Dow die Boeing-Aktie gegen den Trend an die Spitze. Das Papier gewann 3,1 Prozent und schloss damit unter Tageshoch freundlich.
Konkret bietet der kriselnde Flugzeugbauer im zähen Arbeitskampf nun unter anderem eine Einkommenserhöhung von 35 Prozent über eine Laufzeit von vier Jahren. Die Gewerkschaft IAM will ihre rund 33.000 Mitglieder am Mittwoch über den Vorschlag abstimmen lassen.
Mit Verlusten sind die heimischen Aktienmärkte in die neue Handelswoche gestartet und konnten damit nicht an den Rekordlauf der Vorwoche anknüpfen. Der Leitindex DAX, der vor allem im späten Geschäft noch stärker Boden verlor, schloss bei 19.461 Punkten nahe am Tagestief und damit 1,0 Prozent leichter. Das Tageshoch hatte im Verlauf bei 19.645 Zählern gelegen.
Am Freitag hatte der Index bei 19.657 Punkten um 0,38 Prozent höher geschlossen. Auch der MDAX der mittelgroßen Werte gibt 0,67 Prozent nach auf 27.152 Punkte.
Nach dem jüngsten Rekordlauf des Leitindex bis auf 19.674 Punkte in der Spitze ist eine Korrektur vor allem unter technischen Aspekten nicht unüblich. Gleichwohl müssen die Anleger aufpassen, dass das hohe Bewertungsniveau fundamental gerechtfertigt bleibt. Daher kommt der nunmehr auch hierzulande in Fahrt kommenden Berichtssaison der Unternehmen große Bedeutung zu.
Die Anleger hätten "noch zu viel Respekt vor der 20.000er-Marke" und warteten auf Impulse, kommentiert Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets das Marktgeschehen.
Mit dem größten DAX-Schwergewicht SAP hat am Abend nach US-Börsenschluss die heiße Phase auch der heimischen Berichtssaison begonnen. Im Vorfeld stand der Walldorfer Softwarekonzern angesichts der hohen Bewertung unter Druck, "liefern zu müssen".
Es sei bereits viel Optimismus im aktuellen Kursniveau eingepreist und die Aktien des größten europäischen Softwareherstellers hätten in den letzten Monaten einen Großteil der Gesamtmarkt-Entwicklung ausgemacht, so der Marktexperte und Börsenkenner Andreas Lipkow. Mit einer Börsenbewertung von etwas über 246 Milliarden Euro ist SAP das größte Schwergewicht im DAX
Die Zahlen zum dritten Quartal fielen insgesamt besser als erwartet aus, die Aktie legt nachbörslich in New York in einer ersten Reaktion über 3,9 Prozent zu auf ein neues Rekordhoch von 238,50 Dollar. Hierzulande werden aktuell 218 Euro bezahlt, nach einem Xetra-Schluss von 210,75 Euro.
Konkret kletterte in den drei Monaten Juli bis September der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern im Jahresvergleich unerwartet kräftig um 27 Prozent auf 2,24 Milliarden Euro. Das war auch mehr als von Analysten zuvor erwartet. SAP nimmt sich 2024 nun ein währungsbereinigtes Plus von 20 bis 23 Prozent bei der viel beachteten Kennziffer vor. Bisher standen plus 17 bis 21 Prozent im Plan. Auch beim gesamten Produktumsatz nehmen sich die Walldorfer mehr vor.
Der Umsatz mit Cloudangeboten zog im dritten Quartal um ein Viertel an, auch die vorliegenden Buchungen für die kommenden zwölf Monate stiegen weiter spürbar. Insgesamt legte der Konzernumsatz um 9 Prozent auf 8,47 Milliarden Euro, der Nettogewinn lag mit 1,44 Milliarden Euro 13 Prozent höher.
Übergeordnet erwartet die UBS allerdings, dass die globalen Aktienmärkte weiter von fallenden Zinsen, positivem Gewinnwachstum und möglichen Konjunkturimpulsen aus China profitieren werden. "KI-Innovationen treiben das Wachstum weiterhin an, wobei die USA ein attraktiver Markt sind", betonten sie.
Auch die Experten der Landesbank Helaba trauen den Aktienmärkten dies- wie jenseits des Atlantiks noch einiges zu: Die Grundstimmung am Aktienmarkt sei nicht zuletzt angesichts der Hoffnungen auf weitere Zinssenkungen sowohl in der Eurozone als auch in den USA gut.
Der Kurs des Euro ist heute im US-Handel unter Druck geblieben. Der Euro knüpfte so an seinen jüngsten Abwärtstrend an, nachdem er sich am Freitag etwas erholt hatte. Zuletzt kostete die europäische Gemeinschaftswährung 1,0812 Dollar. Im frühen europäischen Geschäft hatte sie noch etwas höher notiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0853 (Freitag: 1,0847) Dollar fest.
Der Euro hat seit seinem Hoch Ende September bereits rund vier Cent eingebüßt. Vor allem die Aussicht auf womöglich schneller als erwartet fallende Zinsen im Euroraum drückt derzeit die Gemeinschaftswährung.
Ins Bild passte heute, dass die deutschen Erzeugerpreise Im September unerwartet stark gesunken waren. Treibende Kraft für den Rückgang bleiben fallende Energiepreise, was der Europäischen Zentralbank (EZB) größeren Spielraum bei ihrer Zinswende lässt.
"Die Zinssenkungsfantasie ist inzwischen ausgeprägt und mit Blick auf die EZB wird eine erneute Leitzinssenkung im Dezember vollständig eingepreist", heißt es in einem Morgenkommentar der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Zur Zinsfantasie dürften nach Einschätzung der Helaba-Experten jüngste Meldungen beigetragen haben, wonach die Notenbank schon mit einem wesentlich früheren Erreichen des anvisierten Inflationsziels von mittelfristig zwei Prozent rechnen würde, als es die offiziellen Projektionen anzeigen.
Trotz der hohen Zinssenkungsfantasie in Europa tendierte der Rentenmarkt schwächer. Der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future fiel am späten Nachmittag um 0,71 Prozent auf 133,24 Punkte. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg um 0,10 Prozentpunkte auf 2,20 Prozent. Noch deutlicher legten die Renditen in Frankreich, Italien und Spanien zu.
Einen klaren Grund für die deutlichen Kursverluste gab es nicht. Schließlich sprechen die gestiegenen Zinssenkungserwartungen für steigende Anleihekurse. Wichtige Konjunkturdaten aus der ersten Reihe wurden nicht veröffentlicht.
Entscheidend für die weitere Entwicklung dürfte nach Einschätzung der Commerzbank die Konjunkturdaten in der laufenden Woche und Kommentare aus der EZB sein. So stehen am Donnerstag die viel beachteten Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone und am Freitag das ifo-Geschäftsklima für Deutschland an.
Volatil ist es bisher beim Bitcoin zugegangen. Spekulationen auf einen Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl beflügelten zunächst die Kryptowährungen, die ihre Anfangsgewinne mittlerweile aber wieder abgegeben haben.
Der ehemalige US-Präsident hatte vor einiger Zeit bei einer Wahlkampfveranstaltung angekündigt, im Falle eines erneuten Sieges ein "Krypto-Präsident" werden zu wollen, was die Fantasie der Anleger immer wieder beflügelt. Der Bitcoin notiert aktuell rund 2,8 Prozent leichter und fällt damit leicht unter 67.000 Dollar. Die größte aller Kryptowährungen bleibt aber trotzdem auf hohem Niveau.
Der Goldpreis hat heute ein neues Rekordhoch erobert. Bei 2.737 Dollar stellte das gelbe Edelmetall eine neue Bestmarke auf, zuletzt wurden rund 2.719 Dollar bezahlt. Zinssenkungserwartungen geben Gold bereits seit Monaten Rückenwind. Sinkende Zinsen machen das Edelmetall, das selbst keine Zinsen abwirft, attraktiver.
Besonders bemerkenswert: Gold konnte mit seinem neuen Allzeithoch dem starken Dollar trotzen. Ein starker Dollar verteuert Gold für Käufer im Nicht-Dollar-Raum - das schwächt für gewöhnlich die Nachfrage nach dem gelben Edelmetall.
Am Rohstoffmarkt stabilisierten sich die Ölpreise nach deutlichen Verlusten in der Vorwoche, die auf Nachfragesorgen in China und nachlassende Versorgungsängste im Nahen Osten zurückzuführen waren. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich um 1,5 Prozent, das US-Leichtöl WTI kostete 1,8 Prozent mehr.
Die Infineon-Aktie gehörte im DAX zu den größten Verlierern und verlor rund 2,5 Prozent. Die US-Investmentbank Morgan Stanley hat den Titel auf ein neutrales Votum abgestuft und nennt mit einem neuen Kursziel von 30 Euro das niedrigste unter den Analysehäusern. Analyst Lee Simpson verwies auf die Herausforderungen, vor denen der Chiphersteller im Geschäft mit der Automobilindustrie steht.
Eine gestrichene Kaufempfehlung belastete Aktien der Münchner Rück. Nachdem diese im Oktober erstmals die 500-Euro-Marke hinter sich gelassen und vor wenigen Tagen mit fast 513 Euro eine Bestmarke erreicht hatten, sieht Analyst Philip Kett von Jefferies kaum noch Spielraum für steigende Markterwartungen und votiert nun mit "Hold".
Unterdessen drängt die Münchener Rück Erstversicherer wie Allianz und Axa angesichts immer teurerer Schäden zu weiteren Prämienerhöhungen bei deren Kunden. Vorstandsmitglied Clarisse Kopf pochte beim heutigen Branchentreffen in Baden-Baden auf eine Teilung der Risiken zwischen Rück- und Erstversicherern. Die Erstversicherer sollten in ihrem eigenen Geschäft auf risikogerechte Prämien abzielen.
Autobesitzer in Deutschland müssen für ihre Kfz-Versicherung laut der Hannover Rück 2025 noch tiefer in die Tasche greifen. Die Branche hebe ihre Tarife in der Kfz-Haftpflicht für das kommende Jahr voraussichtlich im Schnitt um acht Prozent an, teilte der weltweit drittgrößte Rückversicherer beim Branchentreffen in Baden-Baden mit. In der Vollkasko dürften die Beiträge durchschnittlich sogar um etwa zwölf Prozent steigen, in der Teilkasko um acht Prozent.
Die VW-Nutzfahrzeugholding Traton hat im dritten Quartal besser abgeschnitten als von Experten erwartet. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis stieg im Jahresvergleich um 19 Prozent auf 1,14 Milliarden Euro, wie das MDAX-Unternehmen am Abend nach Börsenschluss überraschend mitteilte. Marktexperten hätten nur gut eine Milliarde operatives Ergebnis erwartet, hieß es vom Konzern.
Der Netto-Mittelzufluss (Netto-Cashflow) im Fahrzeuggeschäft - also ohne die Finanzdienstleistungen gerechnet - fiel mit 1,28 Milliarden Euro etwa doppelt so hoch aus wie ein Jahr zuvor. Das Management um Chef Christian Levin bleibt bei der Jahresprognose. Die Traton-Aktie zog nachbörslich auf der Handelsplattform Tradegate gegenüber dem Xetra-Schluss um 2,9 Prozent an.
Der SDAX-Großhandelskonzern Metro hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023/24 zugelegt und seine Prognose erreicht. Im vierten Quartal schwächte sich das organische Wachstum ab. Metro bezeichnete die Rahmenbedingungen bei der Vorlage der vorläufigen Umsatzzahlen als "herausfordernd". Dies gelte auch für den Ausblick auf das neue Geschäftsjahr 2024/25, sagte Vorstandsvorsitzender Steffen Greubel heute nach Börsenschluss in Düsseldorf.
Der Umsatz stieg per Ende September um 1,6 Prozent auf 31 Milliarden Euro. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte im vergangenen Geschäftsjahr voraussichtlich zurückgegangen sein. Für das Ergebnis je Aktie geht der Konzern von einem Verlust aus. Die ausführlichen Zahlen wollen die Düsseldorfer am 10. Dezember vorstellen. Anleger beurteilten die Aussagen insgesamt negativ. Die Metro-Aktie rutschte nachbörslich ab.
Der dänische Container-Gigant A.P. Moller-Maersk hat seine Prognosen für Umsatz und Gewinn im laufenden Jahr angehoben. Nach unerwartet starken Zahlen im dritten Quartal erwarte Maersk nun für das Gesamtjahr ein bereinigtes Ebitda zwischen 11,0 und 11,5 Milliarden Dollar, gegenüber der vorherigen Spanne von neun bis elf Milliarden Dollar. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern solle nun 5,2 bis 5,7 Milliarden Dollar errreichen, verglichen mit drei bis fünf Milliarden Dollar zuvor.
Seine Vorhersage für das Wachstum am globalen Containermarkt präzisierte der dänische Reedereikonzern: 2024 werde der Markt um rund sechs Prozent wachsen, bisher hatte Maersk einen Zuwachs von vier bis sechs Prozent erwartet.
Nach Zusicherungen an die Politik wird der französische Pharmakonzern Sanofi wie geplant einen 50-Prozent-Anteil an seinem Geschäftsbereich für rezeptfreie Medikamente an einen US-Investmentfonds verkaufen. Sanofi und der Fonds CD&R wollen die Tochter Opella "vereint" zu einem "Weltmarktführer" in dem Bereich machen - mit Hauptsitz in Frankreich. Zuvor hatte Wirtschaftsminister Antoine Armand erklärt, Sanofi habe Arbeitsplatz- und Investitionsgarantien gegeben.
Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk will sein Diabetesmedikament Rybelsus mit dem Wirkstoff Semaglutid perspektivisch auch zur Vorbeugung schwerer kardiovaskulärer Probleme verkaufen. Um den Jahreswechsel herum dürften die entsprechenden Anträge auf eine Label-Erweiterung bei den Behörden in den USA und der Europäischen Union eingereicht werden, teilte das Unternehmen heute mit. Basis sind Ergebnisse der zulassungsrelevanten Phase-III-Studie Soul, die den primären Endpunkt erreicht habe.