Bulle vor der Börse Frankfurt
marktbericht

DAX über 19.000 Punkten Zinssenkung treibt Börsen auf Rekordhöhen

Stand: 19.09.2024 18:24 Uhr

Mehr als vier Jahre hatten die Finanzmärkte keine Zinssenkung mehr in den USA gesehen. Dass es nun ein großer Zinsschritt wurde, quittierten die Märkte dies- und jenseits des Atlantiks mit neuen Rekorden.

Obwohl die Märkte schon seit vielen Wochen mit der Zinswende in den USA gerechnet hatten, hat der Zinsentscheid der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) weitere Aktienkäufe ausgelöst.

Denn mit der gestrigen Leitzinssenkung um 0,50 Prozentpunkte hatten sich die Währungshüter für einen "XL-Zinsschritt" entschieden. Der DAX übersprang daraufhin heute erstmals die 19.000-Punkte-Marke und stieg im Verlauf um bis zu 1,8 Prozent auf 19.045 Zähler. Die bisherige Höchstmarke vom Monatsanfang hatte bei 18.990 Punkten gelegen. Zum Handelsende notierte der DAX 1,55 Prozent im Plus bei 19.002 Punkten.

Vor der Zinsentscheidung war der deutsche Leitindex gestern noch kaum verändert mit 18.712 Punkten aus dem Handel gegangen. "Die lang ersehnte Zinswende wurde mit einem großen Paukenschlag eingeläutet", sagte Christian Henke vom Broker IG Markets. Notenbankchef Jerome Powell habe aber gleich klargestellt, dass der "XL-Zinsschritt" nicht das neue Tempo auf dem Weg nach unten sei, kommentierte die Commerzbank. Die Fed habe lediglich ihren Spielraum genutzt, nachdem sie besonders lange abgewartet habe.

Bis Jahresende signalisieren die Währungshüter jedoch weitere Senkungen um insgesamt 0,5 Prozentpunkte. Damit soll die Wirtschaft wieder angekurbelt werden, nachdem bis dato vor allem die Inflationsbekämpfung oberste Priorität hatte. Niedrigere Zinsen sind auch vorteilhaft für Aktien. So werden Konzerne zum einen bei ihren Kreditkosten entlastet. Zum anderen werden zinstragende Alternativen wie Anleihen oder Festgeld unattraktiver.

Die Zinswende in den Vereinigten Staaten kommt für das in einer hartnäckigen Konjunkturflaute steckende Deutschland wie gerufen. "Das ist insgesamt eine gute Nachricht für unsere Wirtschaft", sagt der Konjunkturchef des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), Michael Grömling.

Besonders die Industrie und hier vor allem die Hersteller von Investitionsgütern wie Maschinen und Fahrzeuge könnten von sinkenden Finanzierungskosten bei ihrem wichtigsten Exportkunden profitieren. "Da haben wir derzeit auch ernste Probleme", sagte Grömling.

Auch an der Wall Street schafften die großen Indizes neue Höchstmarken. Der Dow Jones überschritt erstmals die Marke von 42.000 Punkten und notierte am frühen Abend mit rund einem Prozent Plus bei 41.913 Punkten. Eine neue Bestmarke stellte ebenso der marktbreite S&P 500 auf. Aber auch heute sind noch Gewinnmitnahmen denkbar. Gestern hatten die New Yorker Börsen nach ersten Gewinnen infolge der Zinssitzung bis Handelsende noch ins Minus gedreht.

"Es ist eine verzögerte Reaktion auf die Zinssenkung der Fed", sagte Ross Mayfield vom Vermögensverwalter Baird in Kentucky. "Die Aussicht auf weitere Zinssenkungen bis Ende 2025 sollte gerade den zinsempfindlichen Sektoren die Möglichkeit geben, sich wieder zu erholen."

Tatsächlich legten die zinssensitiveren Technologiewerte zunächst besonders deutlich zu. Bis zum frühen Abend zog der Nasdaq 100 um rund 2,6 Prozent auf 19.860 Punkte an.

Zur guten Stimmung der Anleger trugen auch die jüngsten Zahlen zu den Erstanträgen auf US-Arbeitslosenhilfe bei. Diese fielen vergangene Woche überraschend auf 219.000 von zuvor 230.000 und verstärkten damit die Hoffnung der Anleger auf eine weiche Landung der US-Wirtschaft.

Update Wirtschaft vom 19.09.2024

Melanie Böff, HR, Update Wirtschaft, 19.09.2024 09:00 Uhr

Der Kurs des Euro ist nach der Zinswende in den USA gestiegen. Am frühen Abend wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,1144 Dollar gehandelt, nachdem der Kurs in der vergangenen Nacht zeitweise unter 1,11 Dollar gefallen war.

Der Kurs des Bitcoin zog nach der deutlichen Zinssenkung durch die Fed weiter an. Am frühen Abend wurde die älteste und bekannteste Kryptowährung 63.140 Dollar gehandelt. Gestern hatte sie bei etwa 60.000 Dollar notiert. Da Kryptowährungen keine Zinsen abwerfen, profitiert der Bitcoin, wenn die Zinsen beispielsweise für Staatsanleihen sinken.

Ein Umfeld sinkender Zinsen ist auch für das zinslose Gold positiv. Gestern Abend war die Notierung zeitweise auf einen Rekordstand von 2.600 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) gestiegen. Heute wurde Gold etwas darunter gehandelt, die Feinunze kostete am frühen Abend 2.583 Dollar.

Die Zinssenkung in den USA und Sorgen wegen einer möglichen Eskalation im Nahen Osten stützten die Ölnotierungen. Am frühen Abend kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im November mit 75,05 Dollar fast drei Prozent mehr als am Mittwoch.

Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern Vonovia will seine Tochter Deutsche Wohnen noch enger an sich binden. Ziel sei ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag, teilten die Unternehmen mit. Außenstehende Aktionäre der Deutsche Wohnen sollen dabei ihre Aktien gegen neu auszugebende Vonovia-Aktien verkaufen.

Zudem sei für die Dauer des Vertrages eine jährliche Ausgleichszahlung geplant. Die genaue Ausgestaltung werde noch festgelegt, hieß es weiter. Außerordentliche Hauptversammlungen von Vonovia und Deutsche Wohnen sollen den Schritt im Dezember 2024 besiegeln.

UniCredit-Chef Andrea Orcel hat ein öffentliches Übernahmeangebot für die Commerzbank ausgeschlossen. Das wäre ein zu aggressiver Schritt, sagte Orcel der italienischen Zeitung "Il Messaggero". Man habe keine Eile, den Anteil an der Commerzbank auf mehr als die bereits erworbenen neun Prozent auszubauen. Der Bund habe die Commerzbank-Aktien an die italienische Bank verkauft, weil er sie für eine verlässliche und geeignete Investorin halte. Man werde die übrigen vom Bund gehaltenen Commerzbank-Aktien kaufen, wenn sich die Bundesregierung zu einem Verkauf entschließe und wenn UniCredit willkommen sei.

Mitten im ersten Streik bei Boeing seit 16 Jahren beurlaubt der Flugzeugbauer Tausende seiner US-Mitarbeiter. "Wir leiten in den nächsten Tagen vorübergehende Beurlaubungen ein, die eine große Anzahl von Führungskräften, Managern und Mitarbeitern in den USA betreffen werden", erklärte Konzernchef Kelly Ortberg in einer E-Mail an die Belegschaft. Geplant sei, dass ausgewählte Mitarbeiter auf rotierender Basis alle vier Wochen für jeweils eine Woche beurlaubt werden.

Wacker Chemie dämmt seine Wachstumspläne für den Rest des Jahrzehnts etwas ein. Der Umsatz solle bis zum Jahr 2030 die Größenordnung von zehn Milliarden Euro erreichen, teilte der im MDAX gelistete Konzern anlässlich seines Kapitalmarkttags in Burghausen mit.

Im März 2022 hatte sich Vorstandschef Christian Hartel noch klar mehr als zehn Milliarden Euro zum Ziel gesetzt. Vom Erlös sollen aber wie geplant mehr als 20 Prozent als Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) übrigbleiben.

Der Anbieter von Transporttechnik für den Bergbau SMT Scharf hat einen neuen strategischen Aktionär. Die vormaligen Mehrheitsaktionäre der Gesellschaft hätten eine Beteiligung von rund 52,66 Prozent an die chinesische Yankuang Energy Group weitergereicht. Der Kaufpreis liege vorbehaltlich bestimmter Bedingungen bei 11,10 Euro pro Aktie.

Die Deutsche Bank will ihr Filialnetz weiter ausdünnen. Von den 400 Filialen seien etwa 50 kleinere Standorte betroffen. Eine "mittlere zweistellige" Anzahl von Filialen werde geschlossen, teilte Deutschlands größtes Bankhaus mit.

Die genaue Zahl müsse noch geklärt werden, Verhandlungen mit dem Betriebsrat würden zeitnah aufgenommen. "Die Deutsche Bank bleibt dabei weiterhin bundesweit mit einem flächendeckenden Filialnetz präsent", teilte das Institut weiter mit.

T-Mobile US will in den kommenden Jahren Milliarden an Dollar in Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe stecken. Bis 2027 sollen bis zu 50 Milliarden Dollar für Ausschüttungen und Aktienrückkäufe aufgewendet werden, verkündete Konzernchef Mike Sievert bei einer Investorenveranstaltung in San Francisco.

Das Sanierungsverfahren beim angeschlagenen Batteriekonzern Varta hat eine weitere Hürde genommen. "Wir haben lange verhandelt und nun auch eine Lösung mit den Schuldscheindarlehensgebern gefunden", sagte Konzernchef Michael Ostermann der Nachrichtenagentur dpa. Er rechne damit, dass die Gruppe dem Konzept nun mehrheitlich zustimmen werde. Das ermögliche ein deutlich schnelleres und einfacheres Verfahren. Ostermann zufolge stehen jetzt fast alle von der Sanierung betroffenen Gruppen mehrheitlich hinter dem Mitte August verkündeten Konzept.