Kurstafel
Marktbericht

Über 14.000 Punkten DAX erobert wichtige Marke zurück

Stand: 29.12.2022 18:48 Uhr

Kurz vor Jahresende ist der DAX wieder über die 14.000-Punkte-Marke geklettert. Trotz der Unsicherheit über die Corona-Lage in China zeigen sich die Anleger optimistisch - auch an der Wall Street.

Dank der Erholung an der Wall Street und der langsam abnehmenden Furcht vor den Folgen der Corona-Lage nach den jüngsten Lockerungen in China haben die Anleger am vorletzten Handelstag des Jahres noch einmal zugegriffen. Der deutsche Leitindex konnte die psychologisch wichtige Marke von 14.000 Zählern zurückerobern, um die er bereits seit rund zwei Wochen pendelt.

Seine Verluste im frühen Handel schüttelte der DAX schnell ab und gewann letztlich 1,05 Prozent auf 14.072 Punkte. Damit schloss er auf dem höchsten Stand seit gut einer Woche. Die stärkeren Schwankungen schrieben Händler dem umsatzschwachen Geschäft zu. Viele Anleger sind bereits im Urlaub und haben die Bücher größtenteils geschlossen. Deshalb können schon wenige größere Aufträge für mehr Bewegung sorgen.

Für das Börsenbarometer dürfte es ein ruhiger Jahresausklang in der Spanne zwischen 13.800 und 14.200 Punkten werden, erwartet Jochen Stanzl, Analyst beim Online-Broker CMC Markets. In den ersten Handelstagen 2023 könne dann bei Über- oder Unterschreiten einer der beiden Marken die Richtung für die nächsten Wochen festgelegt werden. Das Zünglein an der Waage bleibt kurz vor dem Jahreswechsel die unsichere Corona-Lage in China.

Laut Stenzel sind "die Anleger hin- und hergerissen, wie sie die Situation in China bewerten sollen". Dabei verwies er auf die Lockerungen und die damit verbundenen rasant steigenden Corona-Infektionen. Diese Kombination sorgt an den Märkten für Unsicherheit. Eigentlich sei gehofft worden, dass das Ende der Lockdowns und damit die große Wiedereröffnung der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft ein Segen für die Weltwirtschaft werden und eine tiefe Rezession abwenden könnte, betont Stephen Innes, Managing Partner bei SPI Asset Management.

Stattdessen aber gingen zuletzt neue Sorgen um, da Berichten zufolge die Zahl der täglichen Infektionen in China die 40-Millionen-Marke erreicht haben soll. Da Reisebeschränkungen aufgehoben sind, befürchten Gesundheitsbehörden anderer Länder einen Anstieg von neuen Fällen. Außerdem hätten Marktteilnehmer Angst, dass dadurch eine neue, gefährlichere Virusvariante entstehen und um die Welt gehen könnte, so Innes.

Diese Gemengelage hatte an den US-Börsen gestern für Verluste gesorgt, von denen sie sich heute aber wieder erholen konnten. Der Leitindex Dow Jones gewann am frühen Abend rund 1,2 Prozent auf 33.261 Punkte. Für den marktbreiten S&P 500 ging es um knapp 1,9 Prozent nach oben. Noch deutlicher im Plus mit 2,65 Prozent notierte der technologielastige Nasdaq 100.

Vom US-Arbeitsmarkt kamen am Nachmittag keine kursbelastenden Nachrichten. Eher im Gegenteil: Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stiegen mit 225.000 im Vergleich zu 216.000 in der Vorwoche genauso stark wie erwartet. "Es ist sicherlich ein Anzeichen für eine Abschwächung des Arbeitsmarktes", sagte Peter Cardillo, Chef-Volkswirt des Vermögensberaters Spartan.

Die Investoren hoffen, dass ein sich etwas abkühlender Arbeitsmarkt die US-Notenbank Fed, die sich in ihrer Geldpolitik stark an den Jobdaten orientiert, und andere wichtige Zentralbanken zu kleineren Zinsschritten veranlasst. Ansonsten verläuft der Handel am vorletzten Börsentag des Jahres weiter ohne größere Treiber.

Der Kurs des Euro ist leicht gestiegen. Die Gemeinschaftswährung wurde am frühen Abend bei 1,0666 US-Dollar gehandelt und damit etwas höher als gestern. Marktbeobachter verwiesen auf eine Dollar-Schwäche, die dem Euro im Gegenzug etwas Auftrieb verliehen hat. Die Weltleitwährung hatte im frühen Handel mit allen anderen Währungen führender Industriestaaten nachgegeben. Im weiteren Verlauf wird mit eher wenig Impulsen für den Handel am Devisenmarkt gerechnet.

Die Unsicherheit über die Treibstoff-Nachfrage in Folge der Infektionswelle in China hat die Ölpreise heute erneut ins Minus gedrückt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete zuletzt 82,02 US-Dollar. Das waren 1,23 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 0,94 Dollar auf 77,99 Dollar.

Unter den Einzelwerten sind heute die Aktien von Internetunternehmen wie die von 1&1, United Internet, Telefonica Deutschland oder der Deutschen Telekom in den Fokus gerückt. Die "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" berichtete aus einem internen Dokument der Deutschen Telekom, das sich mit der Versteigerung von Mobilfunkfrequenzen im Jahr 2024 befasst.

Da 1&1 als Bieterin hinzukommen werde, könnte diese für die Netzbetreiber womöglich das teuerste Bieterverfahren seit der UTMS-Vergabe im Jahr 2000 werden, die damals 51 Milliarden Euro gekostet hatte. Den Titeln der deutschen Telekombranche gelang es im Zuge der sich aufhellenden Marktstimmung jedoch, leicht im Plus aus dem Handel zu gehen.

Aufmerksamkeit ziehen auch die Papiere des DAX-Konzerns Sartorius auf sich, für die es um 1,0 Prozent nach oben geht. Der Laborzulieferer kommt mit seinen Wachstumsplänen schneller voran, wie er mitteilte. Aktuell liege das Unternehmen etwa zwei Jahre vor dem eigenen Plan, sagte Vorstandschef Joachim Kreuzburg der dpa. 2022 sei das dritte Jahr einer intensiven Wachstumsphase gewesen. "Das war eine sehr erfolgreiche Phase", so Kreuzburg. Die Aktien zählten mit plus 4,1 Prozent zu den stärksten Werten im Leitindex.

Der Energieriese ExxonMobil geht juristisch gegen die von der Europäischen Union beschlossene Übergewinnsteuer vor. "Wir richten uns nur gegen die kontraproduktive Übergewinnsteuer und nicht gegen andere Elemente des Pakets zur Senkung der Energiepreise", teilte Sprecher Casey Norton mit und bestätigte damit einen Bericht der Zeitung "Financial Times". Nach Darstellung des Konzerns untergräbt die Steuer das Vertrauen der Anleger, schreckt von Investitionen ab und erhöht die Abhängigkeit von importierten Energie- und Kraftstoffprodukten.

Die Vereinigten Staaten hängen Europa trotz großer Kursverluste von US-Techkonzernen an der Börse ab. Unter den 100 wertvollsten Börsenunternehmen der Welt stammen alleine 61 aus den USA, nur eins weniger als im Vorjahr, wie eine Studie der Beratungsgesellschaft EY zeigt. An der Spitze des Rankings blieb zum Stichtag 27. Dezember Apple mit gut zwei Billionen Dollar Börsenwert vor Saudi Aramco und Microsoft. Deutschland ist unter den Top 100 gar nicht vertreten - der Softwarehersteller SAP als wertvollster DAX-Wert kommt erst auf Rang 106.

ProSiebenSat.1 verstärkt die eigenen Informationsangebote. Der Chefredakteur der zum börsennotierten Medienkonzern gehörenden Seven.One Entertainment Group, Sven Pietsch, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Wir werden ab 1. Januar die Nachrichten aus unserer eigenen Redaktion heraus produzieren und senden." Perspektivisch sollen die Sendungen der Kanäle ProSieben, Sat.1 und Kabel eins in einem großen Studio entstehen, das derzeit am Hauptstandort des Medienkonzerns in Unterföhring bei München gebaut wird.

Aus fürs Telegramm: Post beendet traditionsreiches Angebot

Ende einer Ära: Die Deutsche Post stellt ihren Telegramm-Service zum Jahresende ein. Das Angebot sei zuletzt kaum noch genutzt worden, begründete ein Unternehmenssprecher den Schritt. Die Post folge damit dem Beispiel vieler anderer Postunternehmen weltweit.

Der Pharmakonzern Novartis zahlt zur Beilegung eines Kartellverfahrens in den USA 245 Millionen US-Dollar. Dem Arzneimittelhersteller war vorgeworfen worden, die Einführung von Nachahmerprodukten seines Bluthochdruck-Medikaments Exforge in den USA verzögern zu wollen. Die Vereinbarung unter anderem mit Apothekenbetreibern müsse noch von einem Bundesrichter in New York bestätigt werden, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eine Novartis-Mitteilung.