Händler an der New Yorker Börse
Marktbericht

Ölpreis befeuert Inflationssorgen Schwacher Wochenstart für Tech-Werte

Stand: 03.04.2023 22:22 Uhr

Die sprunghaft angestiegenen Ölpreise wegen einer Förderkürzung des Ölkartells OPEC+ haben zum Wochenstart unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Profitieren konnten vor allem die Papiere der Ölkonzerne.

Steigende Ölpreise nach einer Förderkürzung des Ölkartells OPEC+ haben unterschiedliche Reaktionen an der Wall Street ausgelöst. Die dadurch angeheizte Furcht vor einem erneuten Inflationsschub belastete zum Wochenauftakt Technologiewerte und drückte den Nasdaq-Index um 0,25 Prozent auf 13.148,35 Punkte.

Dagegen profitierten Ölkonzerne wie Chevron von dem Preissprung. Der Dow Jones setzte seinen jüngsten Kursaufschwung fort, indem er um 0,98 Prozent auf 33.601,15 Zähler stieg. Mit knapp 33.633 Zählern erreichte er im Verlauf den höchsten Stand seit gut sechs Wochen. Der breit gefasste S&P 500 legte in seinem Kielwasser zu Handelsschluss um 0,37 Prozent auf 4124,51 Zähler zu.

Die US-Bank Morgan Stanley warnte davor, dass die zurückliegende Rally übertrieben sein könnte. Während der Nasdaq 100 mit einer Steigerung um mehr als 20 Prozent seit Ende Dezember als im "Bullenmarkt" angekommen gilt, will Analyst Michael Wilson die Rückkehr zu alten Tiefs nicht ausschließen.

Saudi-Arabien und andere Mitgliedsländer des Ölverbunds OPEC+ hatten die Märkte mit der Ankündigung überrascht, die Ölproduktion zu drosseln. Dies trieb die Preise für die Sorte Brent aus der Nordsee und US-Leichtöl WTI in der Spitze um rund acht Prozent auf 86,44 beziehungsweise 81,69 Dollar pro Barrel (159 Liter).

"Wir befinden uns in einer Energiekrise, die sich an diesem Wochenende noch einmal verschärft hat", konstatierte Konstantin Oldenburger, Marktanalyst beim Broker CMC Markets. So sei neben den steigenden Ölpreisen auch die Beziehung zwischen den USA und Saudi-Arabien alarmierend. "Wegen der immer schlechter werdenden Beziehungen zwischen beiden Ländern verfolgt Saudi-Arabien mehr und mehr eine von den USA unabhängige Wirtschaftsstrategie und kooperiert stattdessen mit China und Russland."

Auch die europäischen Indizes wurden zum Auftakt in das zweite Quartal durch die steigenden Ölpreise ausgebremst: Der DAX schloss mit minus 0,31 Prozent bei 15.580 Punkten, sein europäisches Pendant EuroStoxx gab 0,2 Prozent auf 4307 Zähler nach. In der Vorwoche hatte der deutsche Leitindex um 4,5 Prozent zugelegt und war dicht an sein Jahreshoch von etwas über 15.7000 Punkten herangerückt. Der MDAX der mittelgroßen Börsenwerte fiel am Montag um 0,78 Prozent auf 27.446 Zähler.

Experten trauen dem DAX noch weitere Kursgewinne bis über das Jahreshoch von Anfang März bei 15.706 Punkten zu. Dabei verweisen sie nicht nur auf die positive Charttechnik, sondern auch auf die Saisonalität. Die üblicherweise starke Sechs-Monats-Phase von November bis April an den Aktienmärkten befindet sich nunmehr auf der Zielgeraden. "In den vergangenen zehn Jahren konnte der deutsche Leitindex in 60 Prozent der Fälle um durchschnittlich rund zwei Prozent zulegen", unterstreicht IG-Analyst Christian Henke.

Doch zunächst bestimmen vor allem neu aufgeflammte Inflationssorgen die Märkte dies- und jenseits des Atlantiks. Denn rund um den Globus seien es vor allem die fallenden Energiepreise gewesen, die den Abwärtstrend in den Inflationsraten eingeläutet hätten. "Die Ankündigung der OPEC wirft den Währungshütern einen neuen Stein in den Weg", sagte Benjamin Picton, Stratege bei der Rabobank in Sydney. "Die Nachhaltigkeit des bisherigen Rückgangs der Inflation muss nun ernsthaft infrage gestellt werden."

Dies heizte zunächst Spekulationen auf länger steigende Zinsen der US-Notenbank Fed im Kampf gegen die Inflation an. Das Zinsgespenst dürfte auf das Börsenparkett zurückkehren, prophezeit Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege beim Broker RoboMarktes.

Die US-Industrie hat ihre Talfahrt im März beschleunigt: Der Einkaufsmanagerindex ISM für die Industrie ist im März mit 46,3 Punkten auf den niedrigsten Stand seit Mai 2020 gefallen. Er signalisiert damit eine noch stärkere Schrumpfung des Sektors.

"Die Stimmung in der US-Industrie ist nochmals schwächer geworden, auch wenn der Index noch nicht auf so tiefe Niveaus gerutscht ist, die in vergangenen Rezessionen erreicht wurden", schreibt Helaba-Experte Ralf Umlauf. Auch der US-Bausektor entwickelte sich schlechter als erwartet. Dies ließ Börsianer darauf setzen, dass das Ende der Zinserhöhungen nah ist.

Update Wirtschaft vom 03.04.2023

Anne-Catherine Beck, HR, tagesschau24

Zur Zurückhaltung mahnt der am Karfreitag anstehende US-Arbeitsmarktbericht. Der letzte Jobbericht vor der nächsten US-Notenbanksitzung am 3. Mai dürfte den weiteren geldpolitischen Kurs der Fed massiv beeinflussen. Darauf reagieren können die Börsen allerdings erst in der kommenden Woche: Am Karfreitag bleiben die Börsen in den USA und in Deutschland geschlossen. Während in Frankfurt auch am Ostermontag nicht gehandelt wird, öffnet die Wall Street am Montag wieder ihre Türen.

Die Aussicht auf ein knapperes Ölangebot trieb die Preise für die Sorte Brent aus der Nordsee und US-Leichtöl WTI am Montag in der Spitze um rund acht Prozent auf 86,44 beziehungsweise 81,69 Dollar pro Barrel (159 Liter). Der steigende Ölpreis könnte das Tanken bald wieder teurer machen. Die Drosselung der Fördermenge und die damit verbundenen steigenden Ölpreise könnten "in der Folge auch zu einer Verteuerung an den Zapfsäulen" führen, teilte der ADAC mit.

Der Euro hat am Montag zugelegt. Nachdem in der Spitze 1,0917 US-Dollar gezahlt wurden, war die Gemeinschaftswährung zuletzt dann noch 1,0887 US-Dollar wert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0870 Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9200 Euro.

Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Montag nach anfänglichen Verlusten gestiegen. Bis zum Nachmittag legte der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future um 0,31 Prozent auf 136,62 Punkte zu. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen fiel im Gegenzug auf 2,23 Prozent. In fast allen Ländern der Eurozone gaben die Renditen nach.

Bayer wird nach Angaben von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck 60 Millionen Euro in die Ukraine investieren. Auch die Firma Fixit werde ihre Baustoff-Produktion in der Ukraine "erweitern, quasi verdoppeln", sagt Habeck im ZDF. "Das wird auch dringend gebraucht." Eine Stellungnahme der beiden Unternehmen liegt nicht vor. Habeck wurde bei seiner Reise in die Ukraine von einer Wirtschaftdelegation begleitet, "die erste deutsche, wahrscheinlich die erste überhaupt", wie er sagt.

Die Wettbewerbshüter des US-Justizministeriums packen ein für sie ungewöhnliches Thema an: Videospiel-Wettbewerbe. Die Kartellwächter gehen gegen den Branchenriesen Activision Blizzard mit dem Vorwurf vor, er habe in zwei seiner E-Sports-Ligen Einkommen der Spieler unrechtmäßig eingeschränkt. Das Ministerium veröffentlichte am Montag eine Klageschrift und eine vorgeschlagene Einigung mit Zugeständnissen des Konzerns, die noch vom Gericht abgesegnet werden muss.

Die Abschlussprüferaufsicht APAS hat die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) und einzelne Wirtschaftsprüfer im Zusammenhang mit dem Wirecard-Skandal sanktioniert. Bei der Prüfung der Abschlüsse des ehemaligen Zahlungsdienstleisters in den Jahren 2016 bis 2018 sehe sie Berufspflichtverletzungen als erwiesen an, teilte die APAS mit.

EY muss laut APAS eine Geldbuße von 500.000 Euro zahlen. Zudem dürfe sie bei Unternehmen von öffentlichem Interesse zwei Jahre lang keine gesetzlichen Abschlussprüfungen durchführen. Dabei handele es sich um sogenannte Neumandate, teilte die APAS mit. Fünf Wirtschaftsprüfer von EY wurden mit Geldbußen von 23.000 Euro bis 300.000 Euro sanktioniert.

Rheinmetall will in Rumänien künftig Waffen aus der Ukraine wie Kampfpanzer oder Panzerhaubitzen warten und reparieren. "Rheinmetall treibt den Aufbau eines militärischen Wartungs- und Logistikzentrums im NATO-Partnerland Rumänien mit Hochdruck voran", teilte ein Rheinmetall-Sprecher gestern auf Anfrage mit.

Höhere Kursziele von Analysten haben die Kursrally von Energiekontor weiter befeuert. Die Papiere des Entwicklers und Betreibers von Wind- und Solarparks ziehen prozentual zweistellig an und notieren nunmehr so hoch wie seit Februar nicht mehr. Analyst Jan Bauer von Warburg stockte sein Kursziel auf 135 Euro auf und traut den Aktien damit einen Rekord zu. Auch die Experten von Hauck & Aufhäuser und vom Bankhaus Metzler sind optimistisch gestimmt.

Der weltgrößte E-Autobauer Tesla hat im ersten Quartal trotz eines Auslieferungsrekords die Erwartungen der Analysten verfehlt. Das US-Unternehmen übergab nach eigenen Angaben im Berichtszeitraum 422.875 Autos an seine Kunden. Experten hatten im Durchschnitt allerdings mit 430.008 Fahrzeugen gerechnet. In der Spitze brachen die Titel des Autobauers um fast sieben Prozent ein.

Nur zwei Wochen nach dem millionenschweren Deal mit dem US-Krebsspezialisten OncoC4 fädelt BioNTech eine weitere - dieses Mal milliardenschwere - Partnerschaft ein. Von der chinesischen Biotechfirma DualityBio sichert sich BioNTech zwei potenzielle Krebsmittel zur Behandlung von soliden Tumoren, wie das Unternehmen mitteilte. DualityBio erhält dafür eine Vorauszahlung von 170 Millionen Dollar und hat Anspruch auf erfolgsabhängige Zahlungen von potenziell über 1,5 Milliarden Dollar sowie gestaffelte Lizenzgebühren für künftige Produktumsätze.

Die insolvente Kinokette Cineworld hat den Verkauf ihrer Sparten in den USA, Großbritannien und Irland aufgegeben. Es sei nicht gelungen, einen Käufer für das gesamte Geschäft zu finden, teilte das britische Unternehmen mit. Die Anleger nehmen daraufhin Reißaus. Die Aktie fällt in London um bis zu knapp 38 Prozent und erreicht damit den niedrigsten Stand seit August 2022.

Twitter hat mit der nächsten Neuerung bei seinen Verifikationssymbolen den Nutzen der einst hilfreichen Zeichen weiter entwertet. Der Unterschied zwischen den früher nach einer Prüfung an prominente Nutzer vergebenen Häkchen und den neuen Bezahl-Symbolen ohne eine echte Verifizierung ist in der Nacht zu Montag komplett verwischt worden.

Zudem fanden Twitter-Nutzer am Montag in ihren Profilen statt des gewohnten Logos mit dem blauen Vogel plötzlich einen Hundekopf vor. Der Online-Dienst wechselte ohne jegliche Erklärung zum Bild, das für die umstrittene Digitalwährung Dogecoin steht. Twitter-Besitzer Elon Musk erwähnte über die Jahre oft die ursprünglich als Witz gedachte Kryptowährung und muss sich deswegen gerade gegen eine Investorenklage wehren.

Der Autobauer Volkswagen hat seinen US-Absatz leicht gesteigert. Im ersten Quartal seien 67.853 Fahrzeuge der Marke VW ausgeliefert worden, teilte das Unternehmen am Montag in Herndon mit. Das waren 4,4 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Dabei machten die sogenannten SUVs 90 Prozent der Verkäufe aus.

Die VW-Tochter Audi konnte ihren Absatz in den USA ebenfalls kräftig steigern: Im ersten Quartal seien 52.763 Fahrzeuge ausgeliefert worden. Das waren 49 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Der Verkauf von Elektroautos legte um 37 Prozent zu.

Nach einem von Lieferkettenproblemen und Materialmangel geprägten schwachen Vorjahr ist der US-Automarkt im ersten Quartal 2023 wieder besser in die Gänge gekommen. Neben Audi und VW konnte auch der US-Autobauer General Motors (GM) hat seinen Absatz im Heimatmarkt steigern. Im ersten Quartal habe GM 603.208 Fahrzeuge verkauft, teilte das Unternehmen mit. Das sei ein Anstieg um 17,6 Prozent verglichen mit dem Vorjahr, mehr als 20.000 Fahrzeuge waren E-Autos.

Der Generikaspezialist Sandoz hat für sein Biosimilar Hyrimoz nun auch von der EU-Kommission grünes Licht für die hochkonzentrierte Formulierung erhalten. Das Mittel der Novartis-Tochter wird bei Patienten eingesetzt, die beispielsweise an rheumatoider Arthritis, Plaque-Psoriasis, den Krankheiten Morbus Crohn, Morbus Bechterew oder ulcerative Colitis leiden

Die Ukraine hat eine neue Finanzspritze vom Internationalen Währungsfonds (IWF) erhalten. Am Montag seien umgerechnet 2,5 Milliarden Euro in Kiew eingetroffen, teilte das Finanzministerium mit. Es handele sich dabei um die erste Tranche des am vergangenen Freitag beschlossenen neuen vierjährigen Kreditprogramms des IWF.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 03. April 2023 um 09:05 Uhr im "Update Wirtschaft".