Wall Street nervös Unsicherheit drückt die Kurse
Der bisher unklare Ausgang der US-Zwischenwahlen ist überhaupt nicht nach dem Geschmack der Investoren. Die Wall Street weitete ihre Verluste im Verlauf aus. Morgen steht das nächste wichtige Datum an.
Investoren können Unsicherheit nicht ausstehen - was sich stets an der Börse niederschlägt. Derzeit ist es die Unsicherheit über die politische Landschaft in den Vereinigten Staaten nach den Kongresswahlen, deren genauer Ausgang weiter ungewiss bleibt. Der Dow Jones weitete seine Verluste im Handelsverlauf auf 1,95 Prozent aus.
Die Technologietitel des Nasdaq 100 büßten sogar 2,37 Prozent ein.
Bisher verfügten die Demokraten von Joe Biden über ein knappes Übergewicht sowohl im Senat als auch im Repräsentantenhaus. Insbesondere das Rennen um die Mehrheit im Senat bleibt nach den bisherigen Auszählungen sehr eng. Im Repräsentantenhaus sah es zuletzt nach einer knappen Mehrheit für die Republikaner aus.
"Wenn am Ende die Republikaner mindestens eine Kammer des Kongresses kontrollieren, dürften viele der fiskalischen Vorhaben des US-Präsidenten Biden blockiert werden", sagte Jochen Stanzl, Marktanalyst bei CMC Markets. Bis die Gewinner feststehen, könnte es noch Tage dauern - vielleicht sogar Wochen.
Neben den Zwischenwahlen beschäftigen die Anleger vor allem die morgen anstehenden US-Verbraucherpreise. Diese dürften weiteren Aufschluss über den Zinskurs der US-Notenbank Fed geben, insbesondere darüber, ob das Zinstempo tatsächlich verlangsamt wird.
Der DAX konnte sich dagegen im Tagesverlauf von seinen Tiefständen erholen und schloss moderate 0,16 Prozent tiefer. Morgen dürfte er es aber schwer haben, sich dem Abwärtssog an der Wall Street zu entziehen. Eine weitere Reaktion wäre auch nicht ungewöhnlich. Seit Mitte Oktober hat der deutsche Leitindex um fast zwölf Prozent und allein seit Donnerstag um über vier Prozent zugelegt.
Sehr positiv werteten Investoren, dass der DAX in dieser jüngsten Rally gestern die wichtige 200-Tage-Linie, das ist der Durchschnitt der jeweils letzten 200 Handelstage, überschritten hat. Diese liegt aktuell bei 13.618 Punkten, und konnte heute erfolgreich verteidigt werden.
Der Euro driftete im Tagesverlauf wieder in Richtung Parität zum US-Dollar, die er am Abend zeitweise unterschritt. Zuletzt hatten die Spekulationen um eine langsamere Gangart der US-Notenbank Fed die Gemeinschaftswährung gestützt.
An den Rohstoffmärkten blickten Investoren vor allem auf die Entwicklung der Pandemie in China. Drohende neue Lockdowns dort schürten die Erwartung einer sinkenden Nachfrage des Großabnehmers, sagten Marktteilnehmer. In dieses Bild passten die enttäuschenden Autoabsatzzahlen für Oktober. Das drückte den Preis für die Ölsorte Brent aus der Nordsee heute um 2,8 Prozent auf 92,90 Dollar je Barrel (159 Liter). Belastet wurden die Ölpreise auch durch die in den USA überraschend deutlich gestiegenen Rohöllagerbestände. Zudem stieg die amerikanische Ölproduktion an.
Die Quartalszahlen und der Ausblick von Walt Disney kamen in New York sehr schlecht an. Die Papiere sackten um mehr als zwölf Prozent ab. Der Unterhaltungskonzern ächzt unter hohen Kosten. Disneys Streaming-Sparte verzeichnete einen Quartalsverlust von 1,5 Milliarden Dollar. Auch die Umsatzprognose für das Gesamtjahr enttäuschte die Marktteilnehmer. JPMorgan-Analyst Philip Cusick bezeichnete das Quartal als insgesamt durchwachsen, schmerzlich seien die schwächeren Margen der Vergnügungsparks.
Die Meta-Aktie konnte dagegen deutlich zulegen. Der Facebook-Konzern entlässt beim größten Stellenabbau seiner Geschichte mehr als 11.000 Mitarbeiter. Das seien etwa 13 Prozent der Belegschaft, teilte Konzernchef Mark Zuckerberg heute mit. Das Unternehmen begründete die Streichungen mit geringeren Umsatzerwartungen. Die Prognose für das vierte Quartal bestätigte Meta.
Der kriselnde Sportartikel- und Kleidungshersteller Adidas hat wegen des Endes der Partnerschaft mit dem umstrittenen US-Rapper Kanye West die Umsatz- und Margenprognose überraschend noch einmal gesenkt. Da das Geschäft mit den Produkten des Musikers ("Yeezy") im vierten Quartal wegfällt und dieses traditionell zum Jahresabschluss besonders stark ist, rechnet Adidas beim Umsatz jetzt nur noch mit einem um Währungseffekte bereinigten Umsatzplus im niedrigen einstelligen Prozentbereich.
Der Chemikalienhändler Brenntag hat auch im dritten Quartal dank höherer Verkaufspreise und einer guten Nachfrage Umsatz und Ergebnis kräftig gesteigert. Brenntag habe seinen Wachstumskurs erfolgreich fortgesetzt, sagte Unternehmenschef Christian Kohlpaintner laut Mitteilung. Der Anstieg der Energiepreise habe sich jedoch stark auf die gesamtwirtschaftliche Situation sowie die Lieferketten ausgewirkt. Besonders Europa sei hiervon betroffen. Der DAX-Konzern sei aber in der Lage, sowohl auf europäische als auch auf globale Lieferketten zurückzugreifen.
Der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers geht für das kommende Geschäftsjahr von einer Abschwächung der Geschäfte aus. So erwartet das Unternehmen ein sinkendes bereinigtes Ergebnis je Aktie und einen nahezu stagnierenden vergleichbaren Umsatz, wie es in einer Mitteilung hieß. Im vergangenen Geschäftsjahr 2021/22 (per Ende September) profitierte der Erlanger Konzern von der Übernahme des US-Krebsspezialisten Varian sowie einer Sonderkonjunktur in seinem Diagnostikgeschäft durch den Verkauf von Covid-19-Schnelltests. Unter dem Strich stieg der Gewinn um 18 Prozent auf knapp 2,1 Milliarden Euro.
E.ON hat nach den ersten neun Monaten dieses Jahres seine Prognose bestätigt. Der Energiekonzern erwartet unverändert ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) in der Spanne von 7,6 bis 7,8 Milliarden Euro nach zuletzt 7,9 Milliarden. In den ersten neun Monaten ging dies um drei Prozent auf 6,1 Milliarden Euro zurück. Hintergrund ist neben fehlenden Einmaleffekten auch die erfolgte Abschaltung von zwei Kernkraftwerken Ende 2021.
Die Commerzbank steuert trotz eines Gewinneinbruchs im dritten Quartal in diesem Jahr weiter auf einen Überschuss von mehr als einer Milliarde Euro zu. In den ersten neun Monaten verdiente das Institut trotz hoher Belastungen in Polen unter dem Strich bereits 963 Millionen Euro, wie es heute mitteilte. Das war mehr als von Analysten im Schnitt erwartet. Dank der gestiegenen Zinsen erwartet Vorstandschef Manfred Knof in diesem Jahr einen Anstieg des Zinsüberschusses auf mehr als sechs Milliarden Euro. Im dritten Quartal zehrten allerdings die bereits bekannten Belastungen rund um die Schweizer-Franken-Kredite bei der polnischen Tochter mBank am Gewinn des MDAX-Konzerns.
Nach dem gestoppten Verkauf einer Chip-Fertigung an ein chinesisches Unternehmen will das Technologieunternehmen Elmos rechtliche Schritte prüfen. "Elmos wird den eingegangenen Bescheid sorgfältig prüfen, auch im Hinblick darauf, ob eine erhebliche Verletzung der Rechte der Parteien vorliegt", teilte das Dortmunder Unternehmen mit. Durch den Verkauf wäre die Halbleiterfertigung in Deutschland nachhaltig gestärkt worden. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sagte, man sehe ein bewusstes strategisches Vorgehen Chinas gerade im Bereich von Halbleitern und Mikrochip-Fertigung. Elmos wollte die Fertigung sogenannter Wafer in Dortmund für rund 85 Millionen Euro an den schwedischen Wettbewerber Silex verkaufen. Er ist ein Tochterunternehmen des chinesischen Sai-Konzerns.
Gestiegene Energiekosten und höhere Aufwendungen für den Ausbau seiner Kapazitäten schmälern beim Biotechunternehmen Evotec das Ergebnis. Das bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) schrumpfte in den ersten neun Monaten auf 44,6 von 70,1 Millionen Euro vor Jahresfrist, wie die Hamburger Firma heute mitteilte. Dazu trugen auch geringere Meilenstein- und Lizenzzahlungen bei. Der Umsatz erhöhte sich indes, auch dank positiver Wechselkurseffekte, um 19 Prozent auf knapp 511 Millionen Euro. Evotec bekräftigte seine Jahresziele.
Der Immobilienkonzern LEG hat seine Kennzahlensystematik geändert und will sich künftig auf die Kapitaleffizienz konzentrieren. Hintergrund sei die durch Inflation und Zinsanstieg geprägte aktuelle Marktsituation, teilte das Unternehmen am Abend mit. Daher werde man sich nicht mehr an der branchenüblichen Kennziffer FFO I orientieren, sondern an dem so genannten Affo, einer um Kapitaleffekte bereinigten operativen Größe. Hier erwartet LEG für das laufende Jahr 70 bis 80 Millionen Euro und für das kommende Jahr 110 bis 125 Millionen Euro. Die Neuausrichtung der Strategie werde 2023 voraussichtlich zu einer Entwicklung des FFO I unterhalb der aktuellen Markterwartung führen, hieß es weiter. Anleger reagierten skeptisch. Der Kurs der LEG-Aktie rutschte auf der Handelsplattform Tradegate in einer ersten Reaktion um ein Prozent ab.
Hohe Kosten für Energie und Rohstoffe und eine teils trägere Nachfrage stimmen den Chemiekonzern Lanxess für das laufende Jahr etwas vorsichtiger. Es werde nun für 2022 mit einem bereinigten operativen Ergebnis (Ebitda) zwischen 900 bis 950 Millionen Euro gerechnet, teilte das MDAX-Unternehmen mit. Bisher lag das obere Ende der Spanne bei einer Milliarde Euro.
ProSiebenSat.1 ist offenbar an Sky Deutschland interessiert. Der Fernsehkonzern prüfe den Kauf des Bezahlsenders des US-Konzerns Comcast, meldete die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf mehrere mit der Sache vertraute Personen. Die Gespräche seien in einem frühen Stadium. Spekulationen über einen möglichen Verkauf von Sky Deutschland halten sich seit Monaten. Die Amerikaner hatten die britische Pay-TV-Plattform Sky mit Ablegern in Deutschland und Italien 2018 für 39 Milliarden Dollar übernommen. Sollte es zu einem offiziellen Verkaufsprozess kommen, dürften wohl auch andere TV-Konzerne wie RTL einen Blick auf Sky Deutschland werfen. Zuletzt hatte die Medien-Plattform DWDL.de berichtet, auch die United-Internet-Tochter 1&1 sei interessiert.
Der Maschinenbauer Heidelberger Druck hat im abgelaufenen Quartal mit Preiserhöhungen Umsatz und Ergebnis steigern können. Der Erlös kletterte in den Monaten Juli bis September im Jahresvergleich um rund neun Prozent auf 590 Millionen Euro, wie das SDAX-Unternehmen mitteilte. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erwirtschaftete der Konzern 68 Millionen Euro.
Der Autovermieter Sixt wird dank der hohen Nachfrage und einem vorteilhaften Preisumfeld noch etwas zuversichtlicher für das Gesamtjahr. Beim Vorsteuerergebnis geht das Unternehmen nun vom Erreichen des oberen Endes der Prognosebandbreite von 500 bis 550 Millionen Euro aus. Bereits im September hatte der Autovermieter den Gewinnausblick erhöht. Nachfrage und Preisniveau seien weiter gut, hieß es nun. Beim Umsatz steht weiter das Ziel, zwischen 2,8 und 3,1 Milliarden Euro zu erreichen.
Twitter hat ein neues Symbol für verifizierte Account eingeführt. Der Kurznachrichtendienst teilte mit, es solle zwei unterschiedliche Arten von Verifizierungssymbolen geben - eines für Abo-Kunden, das andere für bereits verifizierte Accounts etwa von Prominenten und Unternehmen. Verwirrung gab es zwischenzeitlich um einen Tweet Elon Musks, der mitteilte, er habe das neue Symbol "gekillt". Kurz darauf erklärte aber eine Twitter-Managerin, die Neuerung werde doch eingeführt.
Unterdessen hat Elon Musk nach der teuren Twitter-Übernahme erneut Tesla-Aktien im Wert von mehreren Milliarden Dollar verkauft. In den vergangenen Tagen addierten sich die Verkäufe auf rund vier Milliarden Dollar, wie aus in der Nacht von der Börsenaufsicht SEC veröffentlichten Tesla-Unterlagen hervorgeht. Gründe für den Verkauf waren zunächst nicht bekannt.