Steigender Edelmetall-Preis Wie stark Gold gerade gefragt ist
Gold gilt als krisenfest in unsicheren Zeiten. Deshalb ist das Edelmetall gerade bei bestimmten Investoren sehr gefragt. Aber ist Gold wirklich eine lohnende Anlageklasse?
In Krisenzeiten ist Gold eine gefragte Geldanlage. Deshalb drängt es viele Anleger derzeit zum seltenen Edelmetall, wie auch der Goldpreis der jüngeren Vergangenheit zeigt: Mit Beginn der Corona-Pandemie gab es einen deutlichen Anstieg, genauso wie nach dem russischen Angriff auf die Ukraine. Als die Hamas-Terroristen Anfang Oktober Israel überfielen, stieg der Goldpreis ebenfalls. Aktuell notiert die Feinunze (31,1 Gramm) bei rund 2018 Dollar - so hoch wie zuletzt im Mai dieses Jahres.
Das sei eine typische Reaktion, sagt Gabriele Widmann, Leiterin Immobilien und Makro-Trends bei der Deka, dem Vermögensverwalter der Sparkassen: "Das ist ein ganz wichtiger, zentraler Reflex, dass die Menschen - private wie institutionelle Anleger - denken, wenn etwas gefährlich wird, dann verlasse ich mich auf das, was seit Jahrtausenden ein sicherer Hafen und die Weltleitwährung ist, nämlich das Gold."
Das jüngste Hoch erklären Finanzexperten auch mit dem schwächeren Dollar. Da Gold überwiegend in der US-Währung gehandelt wird, macht ein schwacher Dollar das Edelmetall auf dem Weltmarkt günstiger, was für eine stärkere Nachfrage sorgt.
Keiner weiß, wer wirklich einkauft
Wer aktuell die größten Gold-Käufer auf dem Weltmarkt sind, sei nicht bekannt, sagt der Geschäftsführer des Edelmetallhandelshauses Degussa, Christian Rauch. "Es gibt natürlich offizielle Zahlen vom Verband oder von der London Bullion Market Association, die erhebt, wie viel Gold direkt an welche Zentralbank geliefert wird." Aber die hohe Nachfrage komme sicherlich nicht nur von den Zentralbanken. "Grundsätzlich weiß das definitiv keiner."
Seiner Einschätzung nach waren es vor allem die großen Notenbanken der BRICS-Staaten, also Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, die in großen Mengen Gold gekauft haben.
Gold oder lieber Tagesgeld?
Die Rohstoff-Expertin Widmann von der Deka vermutet noch andere "Player" am Goldmarkt: "Insbesondere ein Land wie die Türkei, wo die Notenbank auch wieder Gold gekauft hat, die sind gerade so ein Rädchen, das antreibt." Außerdem gebe es große, mit physischem Gold hinterlegte ETFs, also börsengehandelte Indexfonds. "Und da vermute ich, dass die im Augenblick wieder großen Zulauf gewinnen." Wegen eines möglichen Rückgangs der Zinsen werde Gold für Privatanleger wieder attraktiv.
Degussa-Geschäftsführer Rauch beobachtet allerdings, dass die Nachfrage in Deutschland in diesem Jahr schwächer gewesen sei: "Der eine Grund ist sicherlich das sehr stark gestiegene Zinsniveau. Wenn Sie für Tagesgeld einen interessanten Zinssatz bekommen, denken viele kurzfristige Anleger, dass sie nicht in Edelmetall investieren, sondern lieber in Tagesgeld."
Warren Buffett verzichtet
Schließlich wirft Gold keine Zinsen ab. Das ist auch der Grund, warum Finanzmarktprofis wie der US-Investor Warren Buffet Gold nicht mögen. Gold sei eine unproduktive Wertanlage, so sieht es der Milliardär, der sein Vermögen mit Aktienanlagen gemacht hat.
"Und da bin ich voll bei Warren Buffet, es ist ja nur ein Metall", sagt Deka-Ökonomin Widmann. "Es bringt mir keinen Wohlstand. Eine Aktie bringt mir Wohlstand, eine Anleihe bringt mir Wohlstand. Gold bringt es nicht." Wer dennoch Gold in seinem Depot haben möchte, dem raten Anlageprofis zu einer Beimischung von maximal fünf bis 10 Prozent.