Entscheidung der EZB Leitzins in der Eurozone steigt auf vier Prozent
Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte angehoben. Es ist bereits die achte Erhöhung in Folge seit Juli 2022. EZB-Präsidentin Lagarde deutete bereits eine weitere Erhöhung im Juli an.
Die Europäische Zentralbank hat den Leitzins in der Eurozone abermals erhöht - um 0,25 Prozentpunkte. Damit liegt der zentrale Zinssatz, zu dem die Geschäftsbanken sich Geld bei der EZB leihen können, nun bei vier Prozent. An diesem sogenannten Hauptrefinanzierungssatz orientieren sich Banken bei der Kreditvergabe, etwa für private Baukredite.
Mit dem neuen Zinsschritt hat die EZB seit Juli 2022 ihre Leitzinssätze bereits zum achten Mal in Folge erhöht. Diese Entwicklung gilt als der schnellste Erhöhungszyklus in ihrer Geschichte. Auch der sogenannte Einlagesatz für Banken, die ihr Geld bei der EZB "parken", stieg - von 3,25 auf 3,50 Prozent.
"Noch nicht am Ziel angekommen"
Die EZB könnte laut ihrer Präsidentin Christine Lagarde schon im kommenden Monat ihren Leitzins nochmals anheben. "Es wird sehr wahrscheinlich so sein, dass wir die Zinsen im Juli weiter erhöhen werden", sage sie auf einer Pressekonferenz. "Und das ist so, weil wir entschlossen sind, unser Ziel rechtzeitig zu erreichen", ergänzte sie mit Blick auf die angestrebt Inflationsrate von zwei Prozent. "Sind wir fertig? Haben wir unsere Reise schon beendet? Nein, wir sind noch nicht am Ziel angekommen."
Vom EZB-Ziel ist die Teuerung in der Eurozone nach jüngsten Daten noch weit entfernt. Im Mai ging die Inflation zwar merklich auf 6,1 Prozent zurück. Allerdings dürfte sie im Gesamtjahr 2023 immer noch bei 5,4 Prozent liegen. Im kommenden Jahr wird die Rate den Prognosen zufolge dann bei 3 Prozent liegen und erst 2025 bei 2,2 Prozent.
Als Haupttreiber der Inflation bezeichnete Lagarde derzeit den Arbeitsmarkt und die Löhne. Zuvor hatte die Notenbank-Chefin den europäischen Arbeitsmarkt als Quelle der wirtschaftlichen Stärke bezeichnet.
Nachfrage nach Krediten sinkt
Höhere Zinsen gelten als Mittel gegen die Teuerung, da sie die Nachfrage dämpfen und damit zeitverzögert auch den Preisauftrieb. Zugleich können steigende Zinsen das Wirtschaftswachstum hemmen. Aktuell ist bereits ein deutlicher Rückgang der Kreditnachfrage von Haushalten und Firmen zu beobachten.
Am Mittwoch hatte die US-Notenbank Federal Reserve nach zehn Leitzinserhöhungen in Folge eine Pause eingelegt. Sie ließ erstmals seit Beginn ihrer jüngsten Zinserhöhungen im März 2022 den Leitzins unverändert und hält an der Zinsspanne von zwischen 5,0 und 5,25 Prozent fest. In den USA war zuvor bekannt geworden, dass die Inflationsrate im Mai auf vier Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gefallen ist.
Schwaches Wachstum erwartet
"Wir denken noch nicht über eine Pause nach", sagte EZB-Präsidentin Lagarde dagegen heute. Zu einem möglichen Zinsgipfel wollte sie sich nicht äußern. Die Konjunkturaussichten im Euro-Raum bleiben aus Sicht der Währungshüterin vorerst eingetrübt: "Das Wirtschaftswachstum bleibt kurzfristig wahrscheinlich schwach."
Im Laufe des Jahres werde sich das Bild jedoch aufhellen. Gründe seien die voraussichtlich nachlassende Inflation und weiter abnehmende Lieferengpässe.