Umfrage der Bundesbank Deutsche sehen digitalen Euro skeptisch
Die Corona-Pandemie hat den Gebrauch von Bargeld weiter zurückgedrängt, auch in Deutschland. Der Einführung eines digitalen Euro stünden die Deutschen aber skeptisch gegenüber, so die Bundesbank.
Noch in diesem Sommer will die Europäische Zentralbank (EZB) darüber entscheiden, ob die Einführung eines digitalen Euro ernsthaft in Angriff genommen werden soll. Das verkündete vergangene Woche Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz. Doch die Mehrheit der Deutschen steht diesem Projekt skeptisch gegenüber.
Rund 56 Prozent aller befragten Haushalte hätten sich in ihrer ersten Einschätzung zur möglichen Einführung eines digitalen Euro zurückhaltend geäußert, teilte Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann gestern in einer Rede zu einer Bargeld-Konferenz der deutschen Notenbank mit. "Viele davon seien nicht überzeugt, dass dieser einen ausreichenden zusätzlichen Wert bieten würde verglichen mit der bestehenden Bandbreite an Bezahloptionen." Beermann ist im Vorstand der Bundesbank unter anderem für das Thema Bargeld zuständig.
Weitgehend unbekanntes Projekt
Zudem haben den Umfrageergebnissen zufolge 77 Prozent aller Befragten noch gar nichts von einem digitalen Euro gehört oder darüber gelesen. Und diejenigen, die davon wissen, fürchten in erster Linie einen unzureichenden Schutz ihrer persönlichen Daten. Auch die Sicherheit des neuen Zahlungsmittels wirft in der Bevölkerung Fragen auf, ebenso die Verfügbarkeit innerhalb des gesamten Euroraums und die Vermeidung von Zusatzkosten.
Dabei könnte den Notenbankern zufolge der digitale Euro auf dem Weg zur Smart Economy oder Volkswirtschaft 4.0 helfen, indem er programmierbare Zahlungen ermöglicht und die Abwicklung über moderne Technologien unterstützt. Allerdings betont der Bundesbank-Vorstand auch, dass der digitale Euro kein Ersatz für Bargeld werden soll. Es gehe um ein komplementäres Angebot. "Solange Bargeld nachgefragt wird, werden wir Bargeld auch anbieten", so Balz.
Bargeld als Sicherheitspolster
EZB-Direktor Fabio Panetta stellte auf der Bundesbank-Konferenz überraschende Zahlen zur Bargeldnutzung während der Corona-Krise vor. Demnach verwendeten die Menschen in der Eurozone während der Pandemie verstärkt Bargeld als Sicherheitspolster, obgleich sie beim Einkauf bargeldlose Bezahlformen stärker nutzten. Panetta zufolge nahm die Nachfrage nach Euro-Banknoten zwischen März 2020 und Mai 2021 um 190 Milliarden Euro zu. Im Vergleich der Ausgabemengen im Frühjahr 2020 mit den Durchschnittsvolumina der vergangenen fünf Jahre sei das ein Zuwachs von vier Prozent.
Zugleich wurde während der Pandemie aber bei Einkauf deutlich weniger mit Scheinen und Münzen gezahlt. "Dieses scheinbare Paradoxon - eine steigende Nachfrage nach Banknoten trotz eines Rückgangs der Barzahlungen - lässt sich möglicherweise damit erklären, dass die Menschen Bargeld während der Krise als Mittel zur Bewältigung der Unsicherheit nutzten", sagte Panetta. Jüngste Schätzungen ließen darauf schließen, dass selbst vor der Pandemie nur rund 20 Prozent des Gesamtbetrags der umlaufenden Euro-Banknoten im Euroraum aktiv für das Bezahlen verwendet worden seien. Panetta geht daher davon aus, dass Euro-Scheine und -Münzen die digitale Revolution überstehen werden.