Kryptowährungen als Münzen vor einem FTX-Logo.
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FTX-Rückzahlungen und Trump Neue Bitcoin-Rally voraus?

Stand: 08.10.2024 13:33 Uhr

Die Krypto-Börse FTX will 16 Milliarden Dollar an ihre Kunden zurückzahlen - Geld, das wieder in Bitcoin fließen könnte. Unterdessen versucht Trump, sich als "Bitcoin-Präsident" zu profilieren.

Eine Analyse von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion

Am 11. November 2022 erschütterte der Zusammenbruch von FTX die Krypto-Welt. Knapp zwei Jahre später können die geschädigten Kunden der Krypto-Börse aufatmen: Bereits in den kommenden Wochen dürfte der Insolvenzverwalter Rückzahlungen über rund 16 Milliarden Dollar starten.

Ein US-Gericht hat nämlich gestern grünes Licht für den Abwicklungsplan gegeben. Dieser sieht vor, dass die Kunden mindestens 118 Prozent des Wertes ihrer Konten erhalten: 100 Prozent des Barwerts der Krypto-Bestände plus zweimal neun Prozent Jahreszinsen.

Bitcoin-Rally: entgangene Gewinne für FTX-Kunden

Das klingt zunächst nach ein üppigen Entschädigung - und doch sind nicht alle Kunden zufrieden. Ein Blick in die Details zeigt warum: Stichtag für die Berechnung der Entschädigung ist nämlich der Kontostand vom 11. November 2022, dem Tag der Konkursanmeldung. Damals wurde Bitcoin aber bei gerade einmal rund 16.000 Dollar gehandelt.

Zum Vergleich: Heute notiert die weltweit führende Kryptowährung bei über 63.000 Dollar. An dem massiven Preisanstieg von rund 300 Prozent seit November 2022 haben die FTX-Kunden somit nicht partizipiert.

Noch schmerzlicher fallen die entgangenen Kursgewinne bei kleineren Kryptowährungen wie Solana ins Gewicht: Die heutige Nummer 5 der Cyberdevisen handelte im November 2022 bei neun Dollar - heute liegt sie bei 143 Dollar. Diese Rechenbeispiele dürften den Unmut vieler ehemaliger FTX-Kunden erklären.

Mt.Gox-Abwicklung setzte Bitcoin unter Druck

Für die Krypto-Märkte könnte die Auszahlung der Entschädigungen gleichwohl massive Folgen haben. Denn die Gelder sollen "Cash", also in Dollar, ausgezahlt werden. Damit geht FTX einen gänzlich anderen Weg als Mt.Gox.

Die Bitcoin-Börse Mt.Gox, die bereits 2014 kollabiert war, hatte im Juni 2024 bekannt gegeben, im Folgemonat mit den Rückzahlungen zu beginnen - allerdings in Bitcoin. Das ließ den Bitcoin-Kurs direkt um mehrere Prozentpunkte einbrechen: Marktexperten befürchteten einen massiven Verkaufsdruck. Tatsächlich dürften viele Mt.Gox-Anleger ihre Bitcoin-Bestände direkt verkauft haben, hatten sie damit doch in den vergangenen zehn Jahren hohe Gewinne eingefahren.

Ein Aufwärtsschub für die Krypto-Märkte?

Ist nun im Umkehrschluss im Falle der FTX-Rückzahlungen mit einer gewaltigen Liquiditätsspritze für die Krypto-Märkte zu rechnen? Einige Experten sind in der Tat überzeugt, dass ein beträchtlicher Teil der Gelder wieder in den Markt zurückfließen und somit einen neuen Aufwärtsschub bei Bitcoin, Ethereum & Co. auslösen könnte.

Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest ist da skeptischer: "Dass die FTX-Kunden ihr Geld zurückerhalten sollen, ist keine Überraschung. Das Gerücht ging bereits länger am Markt um, das dürfte schon im Bitcoin-Kurs eingepreist sein", erklärt der Marktexperte gegenüber tagesschau.de.

Hat Bitcoin noch weiteres Aufwärtspotenzial?

Aktuell notiert Bitcoin bei rund 63.000 Dollar und damit gut 10.000 Dollar unter seinem Rekordhoch bei 73.157 Dollar vom 13. März 2024. "Bitcoin hat sich gut gehalten in den vergangenen Monaten. Da könnte durchaus noch einmal eine Aufwärtsbewegung entstehen - nach einer Korrektur", so Rethfeld.

Hintergrund ist dabei auch die negative Saisonalität für Aktien im Oktober. Denn die besten sechs Monate an der Börse - Stichwort Halloween-Effekt - starten erst im November, also nach Halloween. "Im Oktober fallen die Aktienmärkte regelmäßig", betont der Wellenreiter-Experte. Bitcoin und Aktien seien beide risikoaffine Geldanlagen, die sich meist im Gleichschritt bewegten. "Fallen die Aktienkurse jetzt erst einmal, dürfte auch Bitcoin einen Rückzieher machen."

Kleinanleger zögern noch mit dem (Wieder-)Einstieg

Zumal auch die Kleinanleger noch nicht wieder so richtig mitspielen im Krypto-Spiel: "Daten vom Terminmarkt zeigen, dass die Kleinspekulanten noch nicht stärker in Bitcoin engagiert sind", erklärt Rethfeld. "In der Vergangenheit war aber gerade das Interesse der Kleinspekulanten ausschlaggebend für einen Anstieg des Bitcoin-Kurses."

Die Zurückhaltung der Kleinanleger dürfte dabei nicht zuletzt auch auf Skandale wie die Pleiten von Mt.Gox und FTX zurückzuführen sein, die zu einem massiven Vertrauensverlust der Investoren geführt haben. Der Milliardär und Investor Mark Cuban glaubt dennoch, dass die Krypto-Anleger über den Ausgang der US-Präsidentschaftswahl mitentscheiden dürften.

Trump will "Bitcoin-Präsident" werden

Tatsächlich wirbt Donald Trump derzeit verstärkt um Stimmen aus der Krypto-Community. Er werde der "Bitcoin-Präsident" werden, den Amerika brauche, kündigte Trump kürzlich auf einer Branchenkonferenz an. Gleich an seinem ersten Tag als US-Präsident werde er den Chef der US-Börsenaufsicht SEC, Gary Gensler, entlassen.

Doch das demokratische Lager scheint nicht gewillt, Donald Trump die Stimmen der Krypto-Wähler kampflos zu überlassen. Davon ist zumindest Bitcoin-Enthusiast Cuban überzeugt: Kamala Harris zeige sich gegenüber technologischen Innovationen und Krypto-Währungen deutlich aufgeschlossener als Amtsinhaber Joe Biden.

Fakt ist: Diese US-Präsidentschaftswahl hat in jedem Fall das Zeug dazu, nicht nur die globalen Aktien-, Anleihen- und Devisenmärkte, sondern auch die Krypto-Märkte nachhaltig zu bewegen.