Belastung für Immobilienkäufer Bauzinsen steigen rasant
Vergleichsportale verzeichnen die stärksten Zinssprünge für Hypothekenkredite seit Jahren. Damit wird es immer kostspieliger, eigenen Wohnraum zu kaufen oder ein Haus zu bauen - zumal auch die Immobilienpreise weiter nach oben gehen.
Der Erwerb von Eigentumswohnungen oder Häusern mit einer Finanzierung per Kredit wird immer teurer. Die Zinsen für Hypothekendarlehen klettern stärker, als viele Experten es gedacht haben.
"Wir erwarten, dass die Hypothekenzinsen für zehnjährige Finanzierungen in den Sommermonaten auf drei Prozent steigen", so Max Herbst, Gründer der Frankfurter FMH Finanzberatung. Mit einem Anstieg in dieser Größenordnungen hatten Fachleute erst bis Jahresende gerechnet. Der Markt hat diese Aufwärtsbewegung aber bereits jetzt jetzt vollzogen.
Zinsniveau schon verdoppelt
Derzeit liegt der Zins für zehnjährige Standardkredite laut Angaben von FMH im Schnitt bei 2,12 Prozent. Das ist gegenüber dem Zinsniveau vom vergangenen Dezember mehr als eine Verdopplung. Vor fünf Monaten hatte der Vergleichszins noch bei 0,9 Prozent gelegen. Damit haben die Zinsen für Baukredite den höchsten Sprung seit 1999 vollzogen. Damals lag das Zinsniveau allerdings zwischen fünf und sechs Prozent für Kredite mit zehnjähriger Laufzeit.
Die gleiche Aufwärtsbewegung hat auch der Immobilienfinanzierer Interhyp ermittelt. Interhyp erwartet einen weiteren Anstieg der Bauzinsen auf 2,5 bis drei Prozent für zehnjährige Darlehen bis Jahresende. Im März hätten sich solche Finanzierungen um rund 0,5 Prozentpunkte gegenüber dem Vormonat verteuert, heißt es in einem aktuellen Bericht.
Inflation setzt Notenbanken unter Druck
Hinter den deutlichen Zinssteigerungen steht vor allem das allgemein steigende Zinsniveau in Deutschland und der gesamten Eurozone. So ist die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen heute auf bis zu 0,84 Prozent geklettert, den höchsten Stand seit Mitte 2015. An den Renditen der Bundespapiere orientieren sich die Bauzinsen.
Der rasche Anstieg der Darlehenszinsen für Immobilienfinanzierungen ist aber auch eine indirekte Folge der Teuerungsraten in Deutschland und Europa. Das Statistische Bundesamt bezifferte heute den Anstieg der Preise für den Monat März auf 7,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr - und bestätigte damit eine erste Schätzung. Die steigende Inflation setzt die Notenbank in Europa, aber auch den USA unter Druck, ihre lockere Geldpolitik zu straffen. Die US-Notenbank Federal Reserve hat die Zinswende im März mit einer ersten Leitzinsanhebung eingeleitet, Experten erwarten mehrere Schritte im Jahresverlauf. Die Europäische Zentralbank (EZB) steht bei ihrer Zinssitzung am Donnerstag unter Zugzwang, geldpolitische Maßnahmen einzuleiten, um die Teuerung in den Griff zu bekommen.
Käufer in der Klemme
Niedrige Zinsen bei Immobilienfinanzierungen hatten es in den vergangenen Jahren Käufern oder Bauherren ermöglicht, trotz steigender Preise für Eigentumswohnungen oder Häuser noch eine Finanzierung zu stemmen. Nun scheint sich diese Phase dem Ende zuzuneigen. Doch während die Finanzierung des eigenen Wohnraums deutlich teurer wird, scheint sich bei den Preisen für Immobilien in Deutschland noch keine Trendwende anzubahnen. 2021 erhöhten sich die Preise für Wohnimmobilien im bundesweiten Durchschnitt um elf Prozent - für das Schlussquartal meldete das Statistische Bundesamt sogar einen Rekordanstieg. Und auch 2022 ist noch kein "Platzen einer Immobilienblase" in Sicht.