Rezessionsgefahren Banken im Sturm der Krisen
Die Bilanzen der US-Banken fallen gemischt aus. Krieg, Inflation und Wirtschaftsflaute belasten auch den deutschen Finanzsektor. Wie schlagen sich die Institute im Vergleich zur Konkurrenz?
Man solle sich auf einen ökonomischen Hurrikan gefasst machen: Mit dieser Warnung versetzte der Chef der größten US-Bank JP Morgan, Jamie Dimon, im vergangenen Sommer die Wall Street in Aufruhr. Ukraine-Krieg und die straffere Geldpolitik der amerikanischen Notenbank könnten die Weltwirtschaft in schwere Turbulenzen bringen, so Dimon.
Steigende Zinsen helfen der Branche
Zumindest JP Morgan hat diesen Sturm gut verkraftet. Die Bank hat im vergangenen Jahr einen satten Milliardengewinn eingefahren, vor allem wegen der höheren Zinsen. Allein im viertel Quartal steigerte JP Morgan den Gewinn um sechs Prozent auf elf Milliarden Dollar. Noch seien auch die Ausfallraten für Kredite niedrig, die US-Unternehmen außerdem in guter Verfassung, so die Bank. Goldman Sachs berichtet dagegen von hohen Verlusten im Privatkundengeschäft.
Auch deutsche Banken sehen sich einem Wirbelwind aus Ukraine-Krieg, Inflation und Zinsen ausgesetzt. Zumindest die steigenden Zinsen spielen den deutschen Geldhäusern in die Hände. Sie hatten lange Zeit von der Europäischen Zentralbank (EZB) höhere Zinsen gefordert. Jetzt, da die Zinswende da ist, machen auch die Banken wieder bessere Geschäfte.
"Obwohl man den Anlegern höhere Einlagenzinsen gewähren muss, sind doch die Zinsen, die man bei Baufinanzierung, Investitionsfinanzierung, Konsumentenkrediten verlangen kann, ebenfalls deutlich gestiegen, so dass sich die Zinsspannen nach oben bewegen", sagt Volker Brühl, Professor am Center for Financial Studies an der Frankfurter Goethe-Universität. "Das heißt, im klassischen Kreditgeschäft verdient man jetzt wieder Geld."
Mit der Rezession bricht das Geschäft weg
Die Kehrseite der Medaille: Höhere Zinsen können die Nachfrage von Unternehmen nach Krediten dämpfen und damit das Wirtschaftswachstum bremsen. Erste Anzeichen gibt es schon. Laut ifo-Institut kommen Unternehmen immer schlechter an Kredite, weil die Banken bei der Vergabe vorsichtiger geworden sind. Im Dezember ist die Zahl der Insolvenzen in Deutschland gegenüber dem Vormonat schon um rund drei Prozent gestiegen.
Weniger Geld von Banken für Unternehmen, das erhöht das Risiko einer Rezession in Deutschland. Und genau das - eine schrumpfende Wirtschaft - könne bei den Banken ins Kontor schlagen, sagt Marktanalyst Tim Oechsner von der Steubing Wertpapierhandelsbank: "Eine Rezession heißt, dass viele Firmenkunden dann wahrscheinlich auch weniger Kredite nachfragen werden, weil einfach das Geschäft wegbricht. Die wirtschaftliche Grundlage in der Realwirtschaft schrumpft, das heißt, es werden weniger Anträge gestellt und weniger Kredite vergeben. Insofern wird das Geschäftsvolumen der Banken geringer."
Viel Personal wurde abgebaut
Immerhin gehen Marktbeobachter inzwischen von einer nur noch milden Rezession von gerade mal minus 0,1 Prozent aus. Und noch ein weiteres Zeichen sorgt für Zuversicht, dass deutsche Banken absehbar nicht ins Schlingern geraten werden: In den vergangenen Jahren haben die Geldhäuser viel an der eigenen Struktur gefeilt. "Man hat ja massiv in die Digitalisierung investiert, Personal wurde abgebaut", sagt Finanzexperte Brühl. "Insofern sind die Kennzahlen bei den deutschen Banken deutlich besser geworden."
Als Übernahmekandidaten gelten deutsche Kreditinstitute derzeit auch nicht. Das hat aber weniger mit der eigenen Stärke zu tun als vielmehr mit dem unsicheren gesamtwirtschaftlichen Umfeld, das ausländische Großbanken von Einkaufstouren hierzulande abschreckt.