Sondergipfel der Euro-Länder in Brüssel Griechenland-Rettung mit massiver Hilfe
Die Staats- und Regierungschefs der 17 Euro-Länder haben sich auf ihrem Brüsseler Gipfel auf ein 109-Milliarden-Euro-Krisenpaket für Griechenland geeinigt. Die Laufzeit der Kredite wird verlängert, der Zinssatz gesenkt. Private Gläubiger sollen die neuen Hilfen freiwillig mitfinanzieren.
Die Staats- und Regierungschefs der 17 Euroländer haben sich auf ihrem Gipfel in Brüssel auf ein Krisenpaket für Griechenland geeinigt. Das neue Hilfspaket wird einen Umfang von 109 Milliarden Euro haben.
Die Erklärung sieht zudem vor, dass private Gläubiger erstmals auf freiwilliger Basis die Kosten der weiteren Griechenland-Hilfen mittragen sollen. Der Beitrag beläuft sich auf rund 37 Milliarden Euro bis zum Jahr 2014 und auf 106 Milliarden Euro bis zum Jahr 2019.
Längere Laufzeiten und ein "Marshallplan"
Als weitere Maßnahme soll laut Abschlusserklärung die Laufzeit der vom Rettungsschirm gewährten Kredite von 7,5 auf mindestens 15 Jahre und maximal auf bis zu 30 Jahre verlängert werden. Zugleich soll der Zinssatz für Kredite an Griechenland auf rund 3,5 Prozent gesenkt werden. Diese neuen Bedingungen sollen demnach auch für die Kredite an Portugal und Irland gelten.
Um die wirtschaftliche Erholung Griechenlands zu unterstützen, will die EU die für Athen vorgesehenen Hilfsgelder für schwache Regionen neu verteilen. Darüber hinaus ist vorgesehen, den Euro-Rettungsschirm EFSF flexibler zu machen und neue Handlungsmöglichkeiten zu geben. Der EFSF wird zudem griechische Altschulden zu Marktpreisen aufkaufen, im Nettovolumen von 12,6 Milliarden Euro in den kommenden zwei Jahren.
Kurswechsel bei der EZB
Die Beteiligung der Banken galt als Problem, weil sie als teilweiser Zahlungsausfall gewertet werden könnte - mit nicht absehbaren Folgen an den Finanzmärkten. Dagegen hatte sich die die Europäische Zentralbank (EZB) vehement gewehrt.
EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte nach Angeben der Nachrichtenagentur Reuters aber schon vor dem Gipfel signalisiert, dass er entgegen früherer Aussagen nun doch einer Beteiligung privater Gläubiger zustimme. Dies gelte auch, wenn diese zu einem teilweisen Zahlungsausfall des Landes führe.
Trichet begrüßte nun "die bestärkte Verpflichtung der Euro-Länder, die Finanzstabilität in der Eurozone zu sichern". Das Programm sei unabdinglich, um die Finanzlage Griechenlands zu stabilisieren. Die Beteiligung des Privatsektors werde aber eine Ausnahme bleiben.
Merkel: "Wichtige Etappe erreicht"
Bundeskanzlerin Angela Merkel lobte das neue Hilfspaket als wichtige Entscheidung für die Zukunft ganz Europas. Es bedeute ein Mehr an Sicherheit "für unsere gemeinsame Währung und damit auch eine Grundlage für unser Wirtschaften, aber auch für den Wohlstand insgesamt". Der Euro sei mehr als nur eine Währung, er sei ein "Ausdruck großer Verbundenheit" in Europa. "Wir haben heute eine wichtige Etappe erreicht", sagte sie weiter.
Mitten in diesen "schwierigen Zeiten" habe die Euro-Zone gezeigt, dass sie handlungsfähig sei: "Wir sind diesen Herausforderungen gewachsen."