Euro-Staaten einigen sich auf Rettungspaket Hilfe kommt, wenn Zyperns Bankkunden zahlen
Das finanziell angeschlagene Zypern bekommt internationale Hilfe. Die Eurogruppe verständigte sich auf ein Hilfspaket von bis zu zehn Milliarden Euro. Im Gegenzug muss das Land seine niedrigen Unternehmenssteuern anheben. Vor allem aber sollen Bankkunden das Land vor der Zahlungsunfähigkeit retten.
Von Andreas Reuter, HR-Hörfunkstudio Brüssel
Zehn Stunden dauerte das Konklave der Eurogruppe. Dann kam Jeroen Dijsselbloem und verbreitete weißen Rauch: "Ich kann verkünden, dass die Eurogruppe mit der zyprischen Regierung eine politische Einigung über die Eckpunkte eines Anpassungsprogramms erreicht hat", so der Chef der Eurogruppe.
Und für die Europäer hatte sich das lange Verhandeln gelohnt. Um Hilfskredite in Höhe von 17 Milliarden Euro hatten die Zyprer ursprünglich gebeten. In den frühen Morgenstunden hatten die Partner sie dann deutlich herunter gehandelt. "Indem wir einen Finanzumschlag bereitstellen, der auf bis zu zehn Milliarden Euro verringert wurde", verkündete Dijsselbloem.
Bankkunden werden zur Kasse gebeten
Den Rest müssen nun vor allem die Kunden der zyprischen Banken aufbringen - also all jene, die Geld auf der Mittelmeerinsel deponiert haben.
Ihnen allen wird eine sogenannte Stabilitätsabgabe abverlangt. Das heißt, ein Teil ihrer Guthaben wir abkassiert und in den großen Rettungstopf geleitet.
Jörg Asmussen, Direktoriumsmitglied bei der Europäischen Zentralbank (EZB) erklärt, wie so etwas gemacht wird: "So eine Finanz-Solidaritätsabgabe kann durch Parlamentsbeschluss eingeführt werden. Und ich nehme an, das wird über das Wochenende passieren, sodass diese Steuer erhoben werden kann, bevor die Banken am Dienstag wieder öffnen."
Passender Weise sind die Banken am Montag wegen eines Feiertags ohnehin geschlossen, was den Behörden mehr Zeit gibt, den Zwangsbeitrag der Bankkunden einzuziehen.
Alle Anleger müssen zahlen
Betroffen sein würden alle Anleger, erklärte Dijsselbloem. Von Guthaben unter 100.000 Euro werden 6,75 Prozent eingezogen. Ab 100.000 Euro steigt der Satz auf 9,9 Prozent. So würden also die viel zitierten russischen Oligarchen, die hohe Beträge auf zyprischen Banken deponiert haben, ebenfalls zur Kasse gebeten - mit knapp 100.000 Euro für jede angelegte Million.
Immerhin, versicherte Asmussen, den Rest dürften die Anleger behalten: "Ich betone, der verbleibende Teil der Anlage, alles, was über die Abgabe hinausgeht, bleibt ohne Einschränkung verfügbar."
Zypern sei ein Einzelfall, betonte Asmussen weiter. In anderen Euroländern müssten ähnliche Zwangsabgaben auf Bankguthaben nicht befürchtet werden.