Getreideernte

Hitze, Starkregen und Corona Dritte unterdurchschnittliche Ernte in Folge

Stand: 18.08.2020 11:44 Uhr

Erneut erwarten die Landwirte in Deutschland eine schlechte Ernte. Zwar gibt es regionale Unterschiede, doch die Entwicklung ist nach Ansicht des Bauernpräsidenten "besorgniserrregend". Das liege vor allem am Klimawandel und an der Corona-Krise.

Die deutschen Landwirte haben eine Bilanz der diesjährigen Ernte gezogen. Insgesamt sei auch in diesem Jahr die Ernte "unterdurchschnittlich" gewesen, so der Deutsche Bauernverband. Zumindest in manchen Regionen hatten die Landwirte wieder unter Trockenheit und Hitze zu leiden - aber auch Spätfröste und Starkregen setzten zu.

Die Getreideernte bleibe in diesem Jahr mit 42,4 Millionen Tonnen um knapp fünf Prozent hinter dem Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 zurück, so der Verband.

Vor vermehrten Risiken schützen

Verbandspräsident Joachim Rukwied und sein Vize Wolfgang Vogel zeigten auch auf, vor welchen Problemen die Landwirte derzeit stehen - und wie die Betriebe gegen steigende Risiken abgesichert werden können, die der Klimawandel für die Ernten bringt.

Rukwied betonte im ARD-Morgenmagazin, die Entwicklung der Ernte sei insgesamt besorgniserregend. Maßnahmen wie etwa trockenheitsbeständigere Sorten anzubauen, seien am Ende nicht hilfreich, wenn es über einen Zeitraum von sechs oder sieben Wochen nicht regne, so Rukwied.

Er forderte deshalb Unterstützung aus der Politik, damit die Bauern mit einer Mehrfachgefahrenversicherung das Dürre-Risiko absichern können. "Da brauchen wir eine Anschubfinanzierung. Beispielsweise in Baden-Württemberg haben wir eine Frostversicherung für Sonderkulturen. Da hilft das Land in den ersten Jahren mit. Das könnte ich mir für die anderen Kulturen auch vorstellen", so Rukwied. Das Klima habe sich verändert, die Bauern brauchten Unterstützung.

Getreideernte fällt regional unterschiedlich aus

Mit Blick auf die Getreideernte hatte Rukwied schon im Juni leicht unterdurchschnittliche Ergebnisse vorausgesagt - und eine "wahnsinnige Streuung der Ernteerträge in den verschiedenen Regionen in Deutschland" beklagt. Während der Süden mit guten Erträgen rechnen könne, sei es im Osten wegen längerer Trockenheit problematischer.

Nach relativ großer Trockenheit im Frühjahr hat zwischenzeitlicher Regen die Situation in diesem Jahr regional verbessert. In einigen Regionen sind aber erneut die Tierfutter-Vorräte knapp, auch wegen der schlechteren Ernten der beiden Dürrejahren 2018 und 2019. Bauern sollen daher wie in den beiden Vorjahren wieder zusätzliche Flächen nutzen dürfen, für die eigentlich Beschränkungen zum Umweltschutz gelten, wie das Bundeslandwirtschaftsministerium erklärte.

Fruchtsafthersteller freuen sich

Immerhin: Optimistisch hatte sich bereits die Fruchtsaft-Industrie mit Blick auf die Erträge der Streuobstwiesen gezeigt. Fruchtsafthersteller rechnen mit einer Ernte von rund 850.000 Tonnen - rund vier Mal so viel wie 2019. Ausschlaggebend seien die Regenfälle im Juni gewesen, hatte die Branche mitgeteilt.

Allerdings gibt es in der Bodensee-Region Sorge, dass wegen der Corona-Pandemie Erntehelfer fehlen. Denn nicht nur das Wetter macht den Landwirten zu schaffen. Ohne Erntehelfer, die zumeist aus Osteuropa kommen, geht es nicht. Eilig beschlossene Ausnahmeregeln halfen zwar, dennoch machen bestimmte Einreisebeschränkungen, Test-Pflichten und Auflagen zu Hygiene und Abstand die Beschäftigung in diesem Jahr komplizierter.

Erntehelfer fehlen

Negativ-Schlagzeilen machten zwar vor allem Schlachtbetriebe wegen vieler Infektionsfälle. Doch auch etliche Saisonarbeiter auf einem Gemüsehof und Mitarbeiter eines Spargelhofs in Bayern wurden positiv getestet.

Der Mangel an ausländischen Arbeitskräften ist nach Einschätzung des Statistischen Bundesamtes auch der Grund, warum die Spargelernte in diesem Jahr deutlich geringer ausfallen dürfte als 2019. Nach vorläufigen Daten der Behörde sank die Erntemenge von Spargel um 19 Prozent. Die Krise hatte zudem die Absatzmärkte kräftig durcheinandergewirbelt - etwa, weil die Restaurants so lange geschlossen waren.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 18. August 2020 um 12:00 Uhr.