Flugwindkraftwerke Windräder am Seil
Windräder sind mittlerweile ein gewohnter Anblick, doch stören sich viele an ihrer Größe. Flugwindkraftwerke hingegen nutzen Windenergie in großen Höhen, ohne dabei aufzufallen.
Im Zuge der aktuellen Energiekrise und des Klimawandels ist die Suche nach einer alternativen Energiequelle in vollem Gange. Photovoltaikanlagen und Windkraftwerke gehören zu den Marktführern der erneuerbaren Energiequellen und haben in vielen Teilen des Landes bereits ihren Platz eingenommen.
Doch es gibt auch Kritik. Dabei geht es am häufigsten um Standort und Größe der Anlagen. Auf der Suche nach einer Alternative zu den immobilen Riesen ist die Idee der Flugwindkraftwerke entstanden.
Mit Drachensteigen Strom erzeugen
Flugwindkraftwerke können im Vergleich zu herkömmlichen Windkraftwerken mit einem geringeren Rohstoffverbrauch höhere Winde erreichen. Der Turm eines Windrads wird hierbei ersetzt durch ein dünnes Seil. Anstelle des Rads fliegt ein Kite, also eine Art Drachen. Unternehmen wie EnerKíte und Kitewinder entwickeln Flugwindkraftwerke nach diesem Prinzip.
Ein fliegender Drache allein erzeugt jedoch noch lange keinen Strom. Florian Breipohl, der Forschungskoordinator und zukünftige Geschäftsführer von EnerKíte, erklärt die Funktionsweise folgendermaßen: Ein Kite fliegt dynamisch eine achtförmige Bahn. Dadurch entsteht ein Auftrieb, welcher Zug auf das Seil ausübt. Dieser Zug wird an einen Generator am Boden weitergeleitet, der die jeweilige Energie in Strom umwandelt. Der Strom wird daraufhin in einer Batterie gespeichert. Dieser Mechanismus erlaubt einen kontinuierlichen Stromfluss. In der Theorie wäre eine Ertragskraft von 400 bis 600 Megawattstunden pro Jahr möglich - damit wären die Kites in der Lage, ganze Wohnanlagen mit Strom zu versorgen.
Entwicklung steht noch am Anfang
Da es sich bei Flugwindkraftwerken um eine neuere Technologie handelt, steckt sie noch in den Kinderschuhen. Die ersten Prototypen mit einer anfänglichen Leistung von 30 Kilowattstunden sollen im Jahr 2023 erbaut und getestet werden. Die ersten käuflichen Kites erscheinen voraussichtlich im Jahr 2026/27, sagt Breipohl.
Harry Lehmann, Mitglied des Vorstandes des WCRE (World Council Renewable Energies) und Direktor des PtX Labs, steht dem Erfolg des Projekts eher skeptisch gegenüber. Er rechnet in naher Zukunft nicht mit Flugwindkraftwerken als rentable Alternative zu Windrädern und anderen erneuerbaren Energien. Physikalisch sei es zwar möglich, einen Kite auf eine Megawatt-Leistung zu skalieren, sagt Lehmann. Allerdings bräuchte es hierzu einen technischen Sprung, den zu erreichen ein großes Hindernis darstelle.
Energie für den Weg
Noch könne die Technologie nicht mit anderen Marktführern der erneuerbaren Energien mithalten, da das Preis-Leistungsverhältnis noch nicht vergleichbar ist.
Dennoch sind die ersten Flugwindkraftwerke bereits auf dem Markt - wenn auch nicht in dieser Größenordnung. Das kleine französische Unternehmen Kitewinder etwa stellte seinen kleinen Energie-Drachen auf der diesjährigen IFA in Berlin vor: ein Mini-Flugwindkraftwerk mit einer Leistung von ein bis zwei Kilowattstunden pro Tag. Zielgruppe sind hier vor allem Camper.