Emissionen durch den Luftverkehr Weiter Weg zum klimafreundlichen Fliegen
Wie kann der Flugverkehr seine klimaschädlichen Emissionen senken? Voraussetzung seien weniger Subventionen und ein CO2-Preis, so eine Studie des Internationalen Verkehrsforums. Ohne politischen Druck werde nicht viel passieren.
Zu den wenigen positiven Folgen der Corona-Krise gehört, dass klimaschädliche Emissionen durch den Luftverkehr abgenommen haben. Über Monate hinweg gab es kaum Flugbewegungen in den meisten Teilen der Welt. Folglich wurde weniger CO2 in die Atmosphäre abgegeben und auch andere klimaschädliche Begleiterscheinungen des Fliegens fielen einfach weg.
Wenn es jetzt wieder richtig losgehe, sollten die Staaten und die internationale Gemeinschaft die Gelegenheit nutzen, sagt das Internationale Verkehrsforum, eine Partnerorganisation der OECD, in einer nun vorgelegten Studie. Die Staaten sollten Rahmenbedingungen schaffen, die in Zukunft dafür sorgten, dass der Flugverkehr seine Klimabilanz deutlich verbessere. Staatliche Hilfen könnten demnach daran gekoppelt werden, dass Airlines CO2 einsparen. Grundsätzlich sollten international klare Reduktionsziele formuliert und die Airlines dabei unterstützt werden, diese zu erreichen.
CO2-Preis als Voraussetzung für Verbesserungen
Es sei jetzt an der Zeit für Ehrlichkeit bei den Kosten des Fliegens, erklärte das Verkehrsforum. Schließlich müssten auch Umweltwirkungen eingerechnet werden. Als Erstes müssten klimaschädliche Subventionen abgebaut werden - in Deutschland etwa die Regelung, dass auf Kerosin keine Energiesteuer erhoben wird. Dann solle ein CO2-Preis eingeführt werden - national oder international. Das könne mithilfe einer Steuer umgesetzt werden. Besser aber würde der Studie zufolge ein Marktinstrument wie ein Zertifikatehandel funktionieren. Erst wenn Emissionen etwas kosteten, setze das einen Anreiz zum Sparen, sagen die Autoren der Studie.
Technische Lösungen dafür sind schon länger im Gespräch. Allerdings gibt es noch keine wirklich tragfähige Idee - da sind sich alle Experten einig. Zwar könnte nachhaltig erzeugter Kraftstoff eingesetzt werden. Aber alle entsprechenden Varianten seien teuer, und es gebe auf jeden Fall nicht genug davon.
Alternative Kraftstoffe
Biokraftstoffe aus Pflanzen und Fasern haben für die Fachleute vom Internationalem Verkehrsforum keine Zukunft. Der Grund: Sie verbrauchen Landfläche, treten in Konkurrenz zur Nahrungsmittelerzeugung oder vernichten - wie Palmölplantagen - sogar Regenwald. Elektrisches Fliegen sei heute noch nicht umsetzbar, da entsprechende Batterien groß und schwer wären. Auch kämen Flugzeuge damit nicht weit.
Mehr Chancen haben der Studie zufolge die sogenannten Power-to-Liquids-Kraftstoffe (PtL), bei denen elektrisch erzeugter Wasserstoff mit CO2 zu einem flüssigen Gemisch wird. Sie sollen dem herkömmlichen Kerosin bereits in den nächsten Jahren beigemischt werden, das sieht die sogenannte PtL-Roadmap der Bundesregierung vor, die nachhaltige strombasierte Kraftstoffe fördern will - allerdings bis 2030 nur im Umfang von zwei Prozent der 2019 genutzten Kerosinmenge. Für einen flächendeckenden Einsatz ist auch PtL noch zu teuer, und es ist völlig ungeklärt, woher der "grüne Wasserstoff" kommen soll.
Mehr Effizienz reicht nicht
Ein weiterer Ansatz sind moderne Flugzeugtypen mit verbesserter Energieeffizienz. Daran wird schon länger geforscht. In den vergangenen Jahren ist in diesem Bereich auch schon viel passiert. Aber effizient heißt eben nicht wirklich klimaneutral. Und bisher sind Effizienzgewinne nicht als Einsparung wirksam geworden, weil der Flugverkehr gleichzeitig massiv zugenommen hat.
Zudem ist der Flugverkehr nicht nur durch seinen CO2-Ausstoß klimaschädlich. Es gibt noch andere Begleiterscheinungen des Fliegens, die den Treibhauseffekt befördern. Dazu gehören die sogenannten Kondensstreifen. Hier streitet die Wissenschaft zwar, wie groß der Klimaeffekt ist. Aber dass es ihn gibt, ist klar. Die Kondensstreifen entstehen bei den meisten Treibstoffen, auch bei PtL und Wasserstoff, abhängig von den Wetterbedingungen. Um sie zu reduzieren, müssten die Airlines ihre Flugrouten zu anderen Wetterbedingungen hin ändern. Dass sie das freiwillig tun, sei nicht zu erwarten, so die Autoren der Studie.
Politischer Druck notwendig
Das Fazit des Internationalen Verkehrsforums zum Thema klimaneutrales Fliegen ist eindeutig: Die Luftfahrtbranche werde ohne äußeren Druck nicht viel unternehmen, um hier besser zu werden, weil alles viel Geld kosten werde. Die Regierungen und internationale Organisationen sind demnach gefragt. Zum einem, indem sie Rahmenbedingungen setzten, etwa durch Emissionsobergrenzen, CO2-Zertifikatehandel und andere Umweltvorgaben. Zum anderen durch Unterstützung der Branche, Investitionen in Forschung und Entwicklung und in Pilotprojekte für neue technische Lösungen wie alternative Antriebssysteme.
Insgesamt aber sei der Weg hin zu umweltfreundlichem Fliegen sehr lang. Letztlich helfe es nur, die Zahl der Flüge zu reduzieren - etwa durch den Ersatz von Inlandsflügen durch Bahnschnellverkehr. Die Luftfahrtbranche aber habe daran naturgemäß wenig Interesse. Es seien Ideen gefragt, sie davon zu überzeugen.