Langfristig geringere Kosten Schnellere Energiewende lohnt sich auch ökonomisch
Wenn Deutschland die Energiewende schneller vorantreibt als bislang und damit seine Klimaziele erreicht, lohnt sich das auch für die Volkswirtschaft. Das zeigen Berechnungen der Beratungsfirma PwC.
Möglichst schnell den Energiebedarf für Wohnen, Verkehr oder Industrie aus Sonne, Wind & Co. zu beziehen, soll sich nach Berechnungen einer Studie der Beratungsfirma PwC nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch lohnen. Die Volkswirtschaft komme langfristig günstiger weg, wenn Deutschland es tatsächlich wie angestrebt schaffe, bis 2045 klimaneutral zu werden - so das Fazit der Autorinnen und Autoren nach ihren Modellrechnungen, die der Nachrichtenagentur dpa vorliegen.
Weiter-wie-bisher-Szenario und Energiewende-Szenario
Die Autoren verglichen in ihrem Modell ein sogenanntes Weiter-wie-bisher-Szenario mit einem beschleunigten Energiewende-Szenario. Dabei schlossen sie sowohl Investitions- als auch Energiekosten ein. Zudem berücksichtigten sie nicht nur die Energiewirtschaft selbst, sondern auch alle Sektoren, in denen Energie verbraucht wird - also etwa Verkehr, Industrie oder Wohnen.
Im ersten Szenario gehen die Forscher davon aus, dass die Erneuerbaren Energien im gleichen Tempo ausgebaut und Strom- und Wärmenetze umgerüstet werden wie bisher geplant. Das würde dazu führen würde, dass Deutschland es nicht schafft, wie gesetzlich verankert bis 2045 klimaneutral zu werden.
Im beschleunigten Energiewende-Szenario, das die Studie für den Vergleich zugrunde legt, investiert Deutschland mehr und schneller in die Energiewende als bisher, sodass das Ziel bis 2045 erreicht wird. Strom- und Wärmenetze werden dabei schneller umgerüstet. Das würde im Zeitraum bis 2050 Gesamtkosten von 13,2 Billionen Euro erfordern - etwas weniger als im Weiter-wie-bisher-Szenario, in dem die Kosten bei 13,3 Billionen Euro liegen.
Kosten im beschleunigten Szenario etwas niedriger
Langfristig allerdings sei das beschleunigte Szenario deutlich kostengünstiger, schreiben die Autoren, weil nach 2045 - wenn die Klimaneutralität dann bereits erreicht ist - keine Investitionskosten in diesem Feld mehr notwendig seien. Außerdem würden die Einsparungen bei den Energiekosten größer, weil etwa weniger Geld für die Bepreisung von CO2 anfalle und die Energieeffizienz zunehme.
Für die Ergebnisse hat das Forscherteam bestehende Studien zusammengefasst und eigene Berechnungen angestellt - unter anderem mit Daten der Bundesnetzagentur, des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, des Umweltbundesamtes und verschiedener anderer Organisationen. Kosten für die Bewältigung von Klimafolgen, etwa Stürmen oder Überschwemmungen, mit denen bei weniger Klimaschutz noch häufiger zu rechnen ist, sind nicht eingerechnet. Ebenfalls ausgenommen sind Inflationseffekte.
"Die Investitionskosten im Rahmen der Energiewende sind ein bedeutender Kostentreiber, aber die Energiekosten dürfen hier nicht übersehen werden", sagte Nicolas Deutsch von PwC Deutschland. "Das Vorziehen von Investitionen werde in der Zukunft schnell durch niedrigere Energiekosten überkompensiert. "Nicht nur der Klimaschutz, sondern auch die Volkswirtschaft profitiert durch geringere Belastungen."
E.ON plant 42 Milliarden Euro Investitionen bis 2028
Einen Teil zur Energiewende beitragen will auch der Konzern E.ON, der heute Rekordinvestitionen in die Stromnetze ankündigte. Bis 2028 seien europaweit Investitionen in Höhe von 42 Milliarden Euro geplant, teilte das Unternehmen im Rahmen der Vorstellung ihrer Jahresbilanz in Essen mit. 2024 sollen 7,2 Milliarden Euro investiert werden - Analysten hatten für beide Zeiträume weniger auf dem Zettel. Seitens des Unternehmens waren bislang 33 Milliarden Euro bis 2027 geplant.
Alles in allem werden rund 70 Prozent der nun für die fünf Jahre avisierten Summe im Heimatmarkt Deutschland investiert, wie es weiter hieß. Dabei sollen allein mehr als 25 Milliarden Euro ins deutsche Energienetz gesteckt werden. Nicht zuletzt durch die Abkehr von Energieimporten aus Russland steigt die Bedeutung eines belastbaren Stromnetzes.
E.ON kümmert sich beispielsweise um Neuanschlüsse von Solar- und Windkraft-Anlagen sowie die Modernisierung der Netzinfrastruktur. Auch braucht es hohe Investitionen, um die Planung, Überwachung und Steuerung der Netze zu digitalisieren.