2024 bislang 56 Prozent Ökostrom-Anteil steigt weiter
Der Stromverbrauch in Deutschland wird mittlerweile mehrheitlich aus Erneuerbaren Energien gedeckt. In den ersten neun Monaten lag der Anteil bei rund 56 Prozent. Experten sehen aber weiter Probleme.
Der Anteil Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung steigt weiter: In den ersten drei Quartalen hat Elektrizität vor allem aus Windkraft, Sonnenlicht, Biomasse und Wasserkraft insgesamt rund 56 Prozent des Stromverbrauchs gedeckt. Das geht aus Hochrechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hervor. Im vergangenen Jahr hatte der Neunmonatswert noch bei gut 52 Prozent gelegen.
Die Erneuerbaren Energien deckten dabei laut den Berechnungen bislang in jedem Monat 2024 den größten Teil des Stromverbrauchs - mit Anteilen zwischen 53 und 59 Prozent. Die Bruttostromerzeugung der Erneuerbaren legte laut Hochrechnung um 8,3 Prozent auf 217 Milliarden Kilowattstunden zu.
10,5 Prozent weniger Strom aus Kohle und Gas
Besonders die Solarenergie legte zu: Mit rund 65 Milliarden Kilowattstunden sei in den ersten drei Quartalen 15 Prozent mehr Sonnenstrom erzeugt worden als im Vorjahreszeitraum. Die Bruttostromerzeugung der konventionellen Energieträger Kohle und Erdgas ging dagegen um 10,5 Prozent auf 149 Milliarden Kilowattstunden zurück.
"Dass mittlerweile konstant mehr als jede zweite Kilowattstunde Strom, die in Deutschland verbraucht wird, erneuerbar ist, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind", erklärte die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Kerstin Andreae.
Nachholbedarf bei Netzausbau und Speichern
Um den grünen Strom vollständig nutzen zu können, seien die Entwicklung von Speichern und der Netzausbau zentral. Auch brauche es wasserstofffähige Gaskraftwerke, so Andreae. "Die Stromerzeugung aus Wind und Sonne ist nicht konstant. Wir brauchen gesicherte Leistung für Zeiten, in denen die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht."
Trotz der jüngsten Fortschritte zeigt eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung, dass Deutschland bei seinen Klimaschutzbemühungen auch in der Stromerzeugung hinter anderen europäischen Ländern zurückliegt. Die Beispiele Dänemark und Norwegen zeigten, dass es grundsätzlich möglich sei, "bis zur Mitte des Jahrhunderts eine vollständige Dekarbonisierung zu erreichen", so die Studie. Dagegen seien Deutschland und Großbritannien "noch nicht auf dem Weg, ihre Umstellung auf Ökostrom, -wärme und -straßenverkehr rechtzeitig abzuschließen".
Bei der Umstellung auf Ökostrom werde Deutschland "gebremst durch unzureichend ausgebaute Stromnetze", erklärte die Stiftung. "Für Fortschritte bräuchte es offizielle Ziele für den Ausbau der Verteilungsnetze und der Stromspeicherkapazitäten sowie eine verbesserte Zielabstimmung im Bereich Übertragungsnetze."