Europäisches Parlament verabschiedet Richtlinie EU will mehr Elektroschrott sammeln lassen
In Europa soll künftig mehr Elektroschrott recycelt werden, um angesichts rasant steigender Rohstoffpreise wertvolle Rohstoffe zurückzugewinnen. Das EU-Parlament hat einer entsprechenden Richtlinie zugestimmt, die bis 2013 umgesetzt werden muss. Sie soll auch den illegalen Export unterbinden.
Handys, Rasierapparate oder elektrische Zahnbürsten sollen in der Europäischen Union künftig nicht mehr im Hausmüll landen. Darauf zielt eine Richtlinie ab, die das Europäische Parlament unter Dach und Fach gebracht hat. Sie verpflichtet Händler, kleine Elektrogeräte "unter 25 Zentimetern" kostenlos zurückzunehmen - auch wenn dafür kein neues Gerät gekauft wird. Die Pflicht gilt allerdings nur für große Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von mindestens 400 Quadratmetern, die die fraglichen Produkte selbst im Sortiment haben. Für Energiesparlampen, die umweltschädliches Quecksilber enthalten, sollen Sammelboxen aufgestellt werden.
Bei großen Elektrogeräten wie Waschmaschinen, Fernsehern oder Computern bleibt die derzeitige Regelung bestehen: Wenn ein Kunde ein neues Gerät kauft, müssen die Händler die Geräte in der Regel zurücknehmen.
Allerdings kann jedes EU-Land auf die obligatorische Rücknahme durch Händler verzichten - wenn es nachweisen kann, dass es ein ebenso wirkungsvolles alternatives Sammelsystem hat. Von dieser Möglichkeit macht Deutschland Gebrauch, so dass die Rücknahme durch Händler derzeit auf freiwilliger Basis beruht.
Die Neuregelung schreibt auch ehrgeizigere Sammelziele vor. Bis 2019 soll die Sammelquote 65 Prozent des Gewichts der in den zurückliegenden drei Jahren verkauften Neugeräte erreichen. Alternativ können die Staaten auch 85 Prozent des gesamten Elektromülls sammeln.
Illegaler Export soll schwieriger werden
Außerdem soll der bereits verbotene Export von Elektroschrott erschwert werden. Künftig müssen die Exporteure von Altgeräten nachweisen, dass diese funktionsfähig sind - und kein Abfall. Damit sollen die Verschwendung wertvoller Rohstoffe und die illegale Verschiebung etwa nach Afrika eingedämmt werden, wo die Geräte meist von Armen auf Müllkippen ohne jeglichen Gesundheitsschutz ausgeschlachtet werden.
Einer Studie des Umweltbundesamtes zufolge werden allein aus Deutschland mit ausgemusterterten Elektrogeräten jährlich 1,6 Tonnen Silber, 300 Kilo Gold und 120 Kilo Palladium ausgeführt. Der Gesamtwert dieser Edelmetalle liegt demnach nach heutigem Kurs bei mehr als 15 Millionen Euro.
Das neue EU-Gesetz verschärft eine Richtlinie aus dem Jahre 2003. Es wurde zuvor von Vertretern des Europaparlaments und der EU-Staaten ausgehandelt und kann damit in Kürze in Kraft treten. Die Mitgliedsstaaten müssen es anschließend binnen 18 Monaten in nationales Recht umsetzen - also bis Mitte 2013.