Erfolgreiche Auktion EFSF von Herabstufung unbeeindruckt
Der Euro-Rettungsschirm EFSF hat erfolgreich Anleihen am Markt platziert. Am Tag nach der Herunterstufung durch die Ratingagentur S&P nahm er für Schuldpapiere von sechsmonatiger Laufzeit 1,5 Milliarden Euro ein. EFSF-Chef Regling und die Bundesregierung zeigten sich gelassen.
Der europäische Rettungsfonds EFSF hat bei der ersten Anleiheauktion nach der Herabstufung durch die Ratingagentur S&P problemlos Geld zu günstigen Konditionen eingesammelt. Die Versteigerung von Wertpapieren mit einer Laufzeit von sechs Monaten spülte 1,501 Milliarden Euro in die Kassen, teilte der EFSF mit. Die Anleger erhalten dafür einen durchschnittlichen Zins von 0,2664 Prozent. Die Nachfrage war stark: Die Auktion war mehr als dreifach überzeichnet.
Auch die Finanzmärkte reagierten am Vormittag wenig beeindruckt. Mit dem Verlust der Top-Bonität sei ohnehin gerechnet worden, sagten Experten einhellig. Der Euro holte nach seinen heftigen Verlusten infolge des S&P-Rundumschlags gegen die Länder der Eurozone weiter auf. Am deutschen Anleihemarkt, der als Fluchtpunkt für sicherheitsorientierte Anleger gilt, gaben die Kurse weiter nach. Die Leitindizes DAX und Eurostoxx bewegten sich deutlich im Plus.
S&P hatte gestern die Kreditwürdigkeit des EFSF um eine Stufe auf AA+ gesenkt und ihm damit die Bestnote AAA entzogen. Zuvor verschlechterte die US-Agentur auch die Noten mehrerer Euro-Länder, darunter Frankreich und Österreich.
EU-Kommission: Herabstufung kein Beleg für Vertrauensmangel
Ein Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn sagte, die Auktion zeige, dass die Märkte und Investoren weiter in den EFSF investierten. Die Herabstufung durch S&P sei "eine technische Folge" der Herabstufung mehrerer Euro-Länder und belege "keineswegs einen Vertrauensmangel". Zudem sei es nur eine Einzelmeinung.
Der Sprecher betonte, wie zuvor bereits der Präsident der Eurogruppe, Jean-Claude Juncker, der EFSF verfüge über ausreichend Mittel für die laufenden und geplanten Hilfsprogramme. Eine Aufstockung des EFSF sei daher kein Thema.
Bundesregierung und EFSF-Chef reagieren gelassen
Die Bundesregierung reagierte gelassen auf die Herabstufung. Diese niedrigere Bewertung sei nach der Herabstufung Frankreichs und Österreichs keine Überraschung, sagte Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler. Zugleich schloss er eine Erhöhung der Mittel des Rettungfonds für angeschlagene Euro-Länder aus.
Auch EFSF-Chef Klaus Regling hatte sich vor der Auktion angesichts der Herabstufung gelassen gezeigt. Die Entscheidung habe keine große Auswirkung, solange die anderen Agenturen Moody's und Fitch nicht folgten, sagte Regling am Dienstag in Singapur vor der Presse. "So lange es sich nur um eine Ratingagentur handelt, besteht kein Handlungsbedarf", sagte er. Dieselbe Situation habe es mit S&P und den USA gegeben, betont. Die anderen Agenturen seien aber nicht gefolgt. S&P hatte die Kreditwürdigkeit der USA herabgestuft. Dabei ist es aber geblieben.
Schulz: "Wir machen weiter"
Auch der neue Präsident des EU-Parlaments, der deutsche Sozialdemokrat Martin Schulz, plädierte für mehr Gelassenheit im Umgang mit Ratingagenturen. Man dürfe den Eindruck nicht zulassen, "es seien anonyme Wirtschaftsorgane in New York, die über das Schicksal von Staaten und Völkern entscheiden". Anderenfalls werde das Vertrauen in die demokratischen Institutionen weiter erschüttert, sagte er im Deutschlandfunk. Man nehme die Herabstufung zur Kenntnis: "Wir machen weiter bei unseren Konsolidierungsbemühungen und bei der Rückgewinnung von Vertrauen in die Wirtschafts- und Währungskraft der Europäischen Union."
Die CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt erwartet nach eigenen Worten durch die EFSF-Herabstufung ebenfalls keine drastischen Auswirkungen: "Ich glaube, dass es alles andere als ein Grund zur Panik ist." Mit der geplanten schnelleren Überführung des EFSF in den dauerhaften Stabilitätsmechanismus ESM dürften sich Folgen der Abstufung, "wenn es überhaupt zum Tragen kommt, in sehr engen Grenzen halten".