Milliardensubventionen Habeck will Chipindustrie zurückholen
Bundeswirtschaftsminister Habeck will mit Subventionen in Milliardenhöhe neue Chipfabriken nach Europa holen, um die Abhängigkeit von Asien zu verringern. Dabei stehen die Aussichten für Deutschland gut.
Auch die neue Bundesregierung hat ein starkes Interesse daran, wieder mehr Halbleiterfabriken in Europa anzusiedeln. Wie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck dem "Handelsblatt" sagte, habe sein Ministerium 32 Investitionsvorhaben von Unternehmen im Bereich Mikroelektronik ausgewählt, die im Rahmen eines europäischen Projekts gefördert werden sollen.
"Die weltweiten Lieferengpässe zeigen: Deutschland und Europa haben keine Zeit zu verlieren. Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, unseren Bedarf an Mikroelektronik selbst zu decken, und Produktion wieder stärker nach Deutschland und Europa holen. Dafür werden wir Fördermittel in Milliardenhöhe in die Hand nehmen", so Habeck.
Es geht um zehn Milliarden Euro
Die 32 Vorhaben sollen Bestandteil eines sogenannten IPCEI-Projekts der EU werden. IPCEI steht für "Important Project of Common European Interest". Für Projekte, die den IPCEI-Stempel tragen, gelten großzügige Beihilfekriterien. Die Entscheidung darüber, welche Vorhaben in das IPCEI-Projekt zur Mikroelektronik aufgenommen werden, trifft die EU-Kommission. Bei den nun ausgewählten Projekten geht es nach Angaben des Wirtschaftsministeriums um ein Investitionsvolumen von zehn Milliarden Euro. Wie hoch der Anteil der staatlichen Förderung dabei sein wird, steht noch nicht fest.
Bei einem ersten IPCEI-Projekt vor drei Jahren standen nach Angaben des Ministeriums private Investitionen in Höhe von 2,6 Milliarden Euro staatlichen Mitteln in Höhe von rund einer Milliarde Euro gegenüber. Damals gab die EU-Kommission grünes Licht für die milliardenschwere Förderung von Chipfabriken von Bosch, Globalfoundries und Infineon. Ein großer Teil des Geldes floss nach Sachsen.
Habecks Ministerium strebt nach "Handelsblatt"-Angaben "im Austausch mit der Europäischen Kommission eine zügige beihilferechtliche Genehmigung an". Der deutsche Branchenverband ZVEI drängt bereits seit Monaten auf ein europäisches Förderprogramm. Denn ohne die gleichen Finanzierungsbedingungen wie in Asien und Amerika laufe Europa Gefahr, sich in zu starke Abhängigkeit zu begeben.
Kommt die Intel-Fabrik nach Deutschland?
Tatsächlich will der US-Chiphersteller Intel in Europa eine neue Megafabrik bauen und pocht dabei auf staatliche Subventionen von bis zu 40 Prozent des Investitionsvolumens. Dabei können sich auch deutsche Standorte große Hoffnungen machen. In der engeren Wahl ist offenbar der ehemalige Fliegerhorst Penzing im oberbayerischen Landkreis Landsberg. Zwar gibt es noch immer keine offizielle Entscheidung, doch die französische Zeitung "Le Figaro" will erfahren haben, dass die neue Fabrik auf jeden Fall in Deutschland gebaut werde, denn das wirtschaftliche Umfeld hierzulande erfülle Intels Ansprüche am besten.
Wo genau das neue Werk gebaut wird, steht aber noch nicht endgültig fest. Neben Penzing wird auch Dresden genannt, wo es bereits mehrere Chipfabriken gibt. Intel will eigenen Angaben zufolge zunächst zehn Milliarden Dollar in eine erste Produktionslinie investieren. Die Fertigung könnte im Jahr 2024 beginnen. Die Pläne sind ganz im Sinne der EU-Kommission, die im Rahmen des "European Chips Act" den Weltmarktanteil der in Europa hergestellten Halbleiter bis zum Jahr 2030 auf 20 Prozent steigern will.